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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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Strippe hing, begab Maguire sich nach unten, wo bereits die Fernsehkameras auf ihn warteten.
    Kurz bevor auch Murphy das Büro verließ, rief sie bei Quinn an. »Moss, ich bin’s«, sagte sie. »Wie geht es dir?«
    »Was gibt es bei euch Neues?«
    Sie berichtete ihm, dass die Techniker der Spurensicherung weitere Kettenglieder gefunden hatten, unter anderem dasjenige, an dem vermutlich der Ring mit dem Anhänger befestigt gewesen war. Außerdem gab es ein paar brauchbare Fußabdrücke und einige Fasern, die gerade zur Untersuchung im Labor waren.
    »Nach Fingerabdrücken suchen sie noch«, fuhr sie fort, »aber sie haben gesagt, die Beschädigungen an den Kettengliedern seien ziemlich massiv. Vielleicht liefert uns das einen Ansatzpunkt.« Dann berichtete sie ihm von der Suche an den Stränden und ihren Überlegungen im Zusammenhang mit Blackrock.
    »Sehr gute Idee«, meinte Quinn. »Am besten, ich fahre auch gleich runter, und wir treffen uns dort.«
    »Was ist mit den Mädchen?«
    »Ich finde schon jemanden, der auf sie aufpasst, bis ich zurückkomme.«
    »Der Superintendent will nicht, dass du dich blicken lässt, oder hast du das vergessen?«
    »Der Super kann mich mal, Murph. Ich werde mir seinetwegen keine grauen Haare wachsen lassen.«
    »Also, falls du wirklich kommst, dann bring was von Eva mit, damit die Hunde ihre Witterung aufnehmen können. Hör zu, Moss«, fügte sie hinzu, »das ist jetzt zwar kaum der geeignete Zeitpunkt, aber ich habe das Gefühl, Maguire weiß Bescheid. Du kennst ja seine Spürnase, was Skandale betrifft. Glaubst du, er ahnt, dass zwischen uns etwas läuft?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »ich hätte das Thema nicht zur Sprache bringen sollen. Der Zeitpunkt ist wirklich völlig unpassend. Mein Gott, was habe ich mir nur dabei gedacht!«
    »Vergiss es«, beruhigte er sie, »wir reden später darüber. Fahr erst mal runter nach Blackrock, ich stoße dann zu dir, sobald ich kann.«
    Eine Stunde später parkte Quinn seinen Wagen an der Landspitze von Sandymount. Er hatte Pat Maguire angerufen und gefragt, ob er bei den Mädchen bleiben könne. Natürlich kannten die beiden ihn gut: Als Gesprächstherapeut ihrer Mutter war er ein häufiger Gast bei ihnen zu Hause gewesen. Paddy freute sich, helfen zu können, und sagte sofort sämtliche Termine ab.
    Von dort, wo Quinn im Moment stand, konnte er sehen, wie die uniformierten Beamten den Strand absuchten: Vulkansand, durchbrochen von schwarzen Felsbrocken. Bei Ebbe zog sich das Meer knapp fünf Kilometer zurück und hinterließ Sand und Schlammflächen. Zur Straße hin lagen zum Teil größere Felsen mit Spalten, in denen sich eine Person von Evas Größe durchaus verstecken ließ. Die Beamten suchten alles gründlich ab. Dank der Bluse, die Eva gestern getragen hatte, hatten die Hunde nun ihren Geruch in der Nase. Doch mit dem Gezeitenwechsel lief ihnen die Zeit davon. Bisher hatten sie noch nicht die kleinste Spur gefunden.
    Quinn konnte hören, dass bereits wieder kleine Wellen über den Sand klatschten. Er ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Hinter ihnen lagen in westlicher Richtung die Cooley Mountains. Durch seinen Kopf wirbelten unzählige Fragen, Ideen, Möglichkeiten. Immer wieder fragte er sich: Warum ein Foto schicken, wenn gar keine Chance bestand, dass sie Eva finden würden? Zu seiner Arbeit als Detective gehörte es, sämtliche Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Er versuchte, seine Ängste beiseitezuschieben und rational über die Sache nachzudenken. Was verbarg sich hinter dem Bild? Worin bestand die Nachricht? War es der Sand, der Stein oder der Strand? Handelte es sich überhaupt um einen Strand oder nur um einen Flecken Sand?
    Blackrock war von Menschenhand geschaffen. In den Sechzigern waren die Leute aus Cavan und Monaghan hierher in Urlaub gefahren. Es gab immer noch ein paar Pensionen und eine Handvoll alte Standhütten, aber ein Ferienort war es längst nicht mehr. Allerdings verirrten sich noch hin und wieder ein paar New Ager in die Gegend, hauptsächlich im August, um die Zeit der Ernte herum.
    »Lughnasadh«, sagte Quinn zu Murphy, die neben ihm stand. Der Himmel verdunkelte sich bereits, und es bestand kaum noch Hoffnung, Eva vor Einbruch der Dunkelheit zu finden. »Das ist ein altirisches Erntefest. Berühmt für das Handfasting .«
    »Was ist das? Handfasting?«
    »Eine Art Ehe auf Probe. In heidnischer Zeit taten sich die Leute für ein Jahr und

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