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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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nicht darauf eingegangen, oder?«
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    »Mein Gott, der Kerl lässt sie einfach nicht in Ruhe, daran hat sich seit ihrer Kindheit nichts geändert. Eigentlich sollte er doch in London sein, Pat. Ich bin sicher, dass er noch in London ist.«
    »Wer käme sonst in Frage?«
    Quinn überlegte. »Es gibt tatsächlich ein paar, die vielleicht den Mumm besäßen. Die meisten von denen hast du wahrscheinlich schon mal im Knast besucht.« Er hob den Kopf, als er Doyle zur Tür herauskommen sah. »Hör zu, ich muss aufhören, aber heute Abend bin ich zu Hause bei den Mädchen. Lass uns dann reden, Patrick. Vielleicht hat Eva dir irgendetwas gesagt, das mir weiterhelfen könnte.«
    »Ruf mich an, wann immer es dir passt«, antwortete Patrick, »und bis dahin halte mich um Gottes willen auf dem Laufenden!«
    Nach oben zurückgekehrt, betrachtete Quinn die Porträtaufnahme seiner Frau, um die der Superintendent ihn gebeten hatte, weil er sie von der Presse veröffentlichen lassen wollte. Es war das aktuellste Foto, das er besaß: Eva, noch genauso schön wie an dem Tag, als Quinn sie das erste Mal gesehen hatte.
    Er starrte eine ganze Weile auf die Halskette mit dem goldenen Anhänger und musste sich selbst ins Gedächtnis rufen, dass die Tatsache, dass sie dieses Herz um den Hals trug, nichts mit einem anderen Mann zu tun hatte. Für Eva zählte nur, was es symbolisierte. Es handelte sich um eine Ikone, ein beliebtes Symbol. Vor nicht allzu langer Zeit sah man die Dinger überall in Form von Ansteckern, die junge Mütter ihren Babys an den Kinderwagen pinnten.
    Quinn und Doyle waren jetzt allein im Büro. Frank Maguire hatte sich nach nebenan begeben, um die dort versammelten Detectives zu instruieren.
    Quinn starrte noch immer auf das Bild seiner Frau, doch vor seinem geistigen Auge sah er nur Mary Harrington mit ihren Würgemalen am Hals. Umgebracht hatte sie jedoch etwas anderes: Mary war verdurstet.
    Der Pathologe ging davon aus, dass eine Kombination aus starker Unterkühlung und der Tatsache, dass das Opfer gefesselt gewesen war, nach zweiundsiebzig Stunden dazu geführt hatte, dass die Frau eine haltungsbedingte Asphyxie entwickelte und allmählich ins Koma fiel. Es begann mit Benommenheit und einem immer schlimmer werdenden Schwächegefühl, weil der Kaliumspiegel im Blut anstieg, während der Körper immer mehr Flüssigkeit verlor. Dann kamen die Krämpfe. Bestimmt hatte sie ohne Tränen geweint. Haut und Lippen rissen auf, die Zunge schwoll an. Magen und Darm trockneten aus, begleitet von Übelkeit und trockenem Würgen. Quinn sah die Plastikplane vor sich, in die die Tote eingewickelt gewesen war. Das schwarze Klebeband auf ihrem Mund. Das getrocknete Blut über der Oberlippe, wo die Nasenschleimhaut verschrumpelt war. Die Gesichtshaut wies keinerlei Elastizität mehr auf, sie war faltig wie die einer dreimal so alten Frau. Irgendwann war ihr Blutdruck dann so weit gesunken, dass sie ins Koma fiel. Wenig später hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen.
    Sie nahmen Doyles Wagen und fuhren zum Fluss hinunter. Unterwegs telefonierte Quinn mit »Busy« Phillips, seinem besten Informanten. Doyle vereinbarte währenddessen ein Treffen mit »Jug« Uttley, einer alten Wasserratte von einem Mann, der in der Gegend von Bridewell herumstreifte und mit seinen Slippern und seinem Regenmantel aussah wie ein Hinterhof-Advokat. Doyle zahlte ihm einen regelmäßigen Vorschuss und finanzierte ihm außerdem sein Handy. Der Mann erwartete sie in einem Café.
    Er hatte schwarzes, mit Schuppen durchsetztes Haar und trug eine Brille mit dicken Gläsern. Die Bügel steckten hinter riesigen, abstehenden Ohren, die ihn wie einen Hobbit aussehen ließen und ihm auch seinen Spitznamen beschert hatten. Er trank einen Latte und kaute gerade auf einem Gebäckstück herum. Seine Augen waren vom Alkohol gerötet. Als er Quinn sah, legte sich ein gewisses Mitgefühl in seinen Blick.
    »Dass sie es jetzt sogar schon auf die Polizisten abgesehen haben, ist eine üble Sache«, stellte er fest. »Das bringt Krieg auf die Straßen, das könnt ihr mir glauben.«
    »Was wird denn so geredet, Jug?« Auf die Ellbogen gestützt lehnte Doyle sich über den kleinen Tisch und musterte sein Gegenüber eindringlich.
    Uttley atmete hörbar aus. »Alle sind schockiert, Mr. Doyle. Ich glaube, das Wort trifft es am besten: schockiert.« Er warf einen verstohlenen Blick zu Quinn hinüber. »Grace O’Malley genauso wie Lorne »the Thorn« McGeady.

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