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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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Zufall, dass sich das Zeug in einer Weinflasche befand.« Wieder sah er sie von der Seite an. »Doyle kannte die Geschichte schon lange vor mir. Deswegen war er auch damals nach Marys Verschwinden felsenfest davon überzeugt, dass Maggs unser Mann sein musste.«
    »War Eva denn mit ihm befreundet?«
    »Sie hat ihm ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt, Murph. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie ihn je wirklich mochte. Sie aber mochten alle. Eva war einfach dieser Typ Mädchen. Sie gehörte zu den Menschen, die niemandem etwas Böses zutrauten. In ihren Augen war Maggs ein Opfer äußerer Umstände, deswegen behandelte sie ihn wie jeden anderen auch.« Er brach ab, weil ihm plötzlich klar geworden war, dass er in der Vergangenheit von ihr sprach.
    »Warum hat sie dich von sich weggestoßen?«
    »Das weißt du doch.«
    »Aber es ist so offensichtlich, dass du sie noch liebst.«
    »Macht dir das etwas aus?«
    »Nein, natürlich nicht. Mein Gott, ich fühle mich auch so schon schuldig genug.«
    »Hör zu«, sagte er, »letzte Nacht war letzte Nacht, und im Übrigen bereue ich keine einzige Sekunde.«
    »Ich auch nicht.«
    »Niemand wird hier für irgendetwas bestraft, Keira. Die beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun.«
    Sie nickte. Dann griff sie nach seiner Hand und lächelte ihn ermutigend an. »Wir werden sie finden.«
    Quinn spähte durch die Windschutzscheibe. »Die Kette hat etwas zu bedeuten«, erklärte er.
    »Es sei denn, sie ist bei dem Kampf zufällig gerissen«, wandte Murphy erneut ein und zog dabei die Schultern hoch. »Ist das nicht sogar die wahrscheinlichere Erklärung?«
    »Ja, natürlich. Trotzdem glaube ich nicht, dass es so war. Die Kette spielt eine Rolle, Keira, und wenn Maggs in London ist, dann muss es da draußen noch jemanden geben, dem sie etwas bedeutet.«

Montag, 1. September, 17:30 Uhr
    Frank Maguire fuhr auf der Camden Street in Richtung Süden, vorbei am Jocky O’Connell’s, wo Quinn und Doyle früher regelmäßig ihre Donnerstagabende verbracht hatten. Bestimmt war Doyle in der Kneipe immer noch Stammgast, aber Quinn musste inzwischen an seine Karriere denken und hatte seinen Alkoholkonsum gedrosselt.
    Doyle war an einer Karriere nie interessiert gewesen. Er nahm grundsätzlich kein Blatt vor den Mund und wusste genau, dass ihm nach nunmehr zweiunddreißig Jahren niemand mehr von den Garda-Chefs Schwierigkeiten machen würde, egal, was er tat. Nach dem Fiasko mit Maggs hatte der Richter zwar eine Untersuchung gefordert, doch bisher hatte noch niemand irgendwelchen Papierkram zu Gesicht bekommen. Die ganze Geschichte würde wie immer still und leise im Sand verlaufen, und Doyle würde weiter Doyle sein, bis er sich irgendwann nach Kerry aufs Altenteil zurückzog.
    Frank Maguire war auch schon fast dreißig Jahre dabei, und ihm war sehr wohl bewusst, dass letztendlich Sergeants wie Doyle den Laden am Laufen hielten. In gewisser Weise beneidete ihn Maguire sogar. Ihm selbst hatte der Aufstieg auf der Karriereleiter alles bedeutet. Mit fast religiösem Eifer hatte er die Voraussetzungen für das Erklimmen der einzelnen Leiterstufen geschaffen, angefangen beim Golf über die Freimaurerloge bis hin zu seiner gemeinnützigen Arbeit. Das war auch mit ein Grund gewesen, warum er eine Investment-Bankerin geheiratet hatte, warum sie keine Kinder bekommen hatten und warum sie in Donnybrook lebten, obwohl sie sich das eigentlich gar nicht leisten konnten. Donnybrook. Witzigerweise war das noch vor hundert Jahren einer jener Orte gewesen, wo man höchstens hinging, wenn man am Samstagabend Lust auf eine Schlägerei hatte. Mittlerweile aber war es einer der reichsten Vororte Dublins.
    Maguire hatte es geschafft, dem Getümmel der Presseleute zu entgehen, die sich inzwischen vor dem Polizeigebäude scharten. Er musste in diesem Fall nicht nur die Fragen der Medien abblocken, sondern hatte darüber hinaus den stellvertretenden Polizeipräsidenten im Nacken – auf dessen Nacken wiederum der Polizeipräsident Druck ausübte, der seinerseits den Atem des Justizministers im Nacken spürte. Ihr gesammeltes Gewicht lastete schwer, und zu allem Überfluss musste Maguire sich ja auch noch um andere Dinge kümmern.
    Auf der Südseite des Kanals bog er nach links ab und zuckelte an den alten georgianischen Häusern entlang, bis er bei Charlemont Lock einen Parkplatz fand – nicht weit von der Stelle entfernt, wo die Statue des Dichters Patrick Kavanagh auf einer Bank saß, als wollte sie sich vom Wasser

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