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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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sonst die Kirche verteidigte wie ein alter Seifenkisten-Prediger, was ihm den Namen »Crawthumper« eingebracht hatte: der Frömmler.
    Quinn wusste nicht, dass er diesen Mann kannte. Patrick behandelte alles, was er im Gefängnis tat, streng vertraulich, aber nachdem er dort ständig ein und aus ging, bekam er so allerlei mit. Ein paar von den harten Fällen, mit denen er hin und wieder sprach, waren sicher, dass es sich bei Craw um einen Polizeispitzel handelte. Dass sie ihn trotzdem in Ruhe ließen, lag daran, dass er als Rechenfreak für Lorne »the Thorn« McGeady gearbeitet hatte und auch für diesen Mistkerl ins Gefängnis gegangen war, mit dem es in puncto Grausamkeit höchsten noch der General hatte aufnehmen können. Als ein Vertreter der alten Schule – der längst durch die IRA zu Tode gekommen war – hatte Martin Cahill, genannt der General, mal einen seiner Jungs an einen Billard-Tisch nageln lassen, weil er der Meinung war, von ihm bestohlen worden zu sein.
    Oben in seiner Wohnung angekommen, entdeckte Patrick seine säuberlich auf dem Tisch gestapelte Post und wusste sofort, dass sein Bruder da gewesen war.
    Ein Anflug von Misstrauen veranlasste ihn dazu, eine Runde durch die Wohnung zu drehen, um herauszufinden, ob etwas bewegt worden war. Als Erstes ging er ins Schlafzimmer hinüber und öffnete die Schublade seines Nachttischs. Dann sah er in den Schuhkarton, den er unter dem Bett aufbewahrte, und warf einen Blick in seine Schränke. Nirgendwo war etwas angerührt worden. Er sagte sich, dass es keine böse Absicht war. Nach all den Jahren kam und ging Frank einfach immer noch, wie es ihm gefiel. Als traute er seinem kleinen Bruder nicht so recht zu, dass er alleine auf sich aufpassen konnte. Er betüddelte und bemutterte ihn, wie er es seit jeher getan hatte.
    Im Wohnzimmer fiel Patrick auf, dass das Foto hochgenommen und wieder hingestellt worden war – allerdings nicht genau an der Stelle, wo es sonst stand. Frank hasste diese Aufnahme und fragte ihn immer wieder, warum er sie behielt. Nichtsdestotrotz sah Patrick jetzt genau vor sich, wie sein großer Bruder dort drüben den Bilderrahmen in der Hand hielt und auf das Gesicht ihrer Mutter starrte.
    »Frankie«, murmelte er. »Frankie, Frankie. Es ist vorbei, mein Junge. Warum lässt du es nicht einfach gut sein?«
    Dann aber starrte er ihr selbst in die Augen und bekam dabei einen harten Zug um den Mund. »Na, ist er vorbeigekommen, um dich zu besuchen, meine Liebe? Ja, glaubst du? Irgendwie bezweifle ich das.«

Dienstag, 2. September, 05:00 Uhr
    Quinn war schon seit zwei Stunden wach und hatte eine Tasse Kaffee neben sich auf dem Tisch stehen, während er über Marys Akte brütete.
    Das Fleadh Cheoil na hÉireann , das jährliche irische Musikfestival. Zwei Jahre zuvor hatte es in Listowel stattgefunden.
    Dort hatte er vor Jahren auch Eva kennengelernt. Paddy und er hatten damals für die Zweite Dubliner Auswahl gespielt und an einem Rugby-Turnier im Südwesten des Landes teilgenommen. Nach dem Sieg im ersten Spiel hatten sich zehn Spieler aus Quinns Mannschaft im Jett O’Carroll’s getroffen, einem Pub im Zentrum des Städtchens. Sie hatten bereits ein paar Bierchen intus, und ein paar weitere standen vor ihnen auf der Theke. Aus einem an der Wand befestigten Fernseher flimmerten die Höhepunkte des Spiels zwischen Munster und Leinster vom Vortag, auch wenn ein zahnloser alter Kerl zwischendrin immer wieder aufs Pferderennen umschaltete.
    Quinn war damals gerade erst ein Jahr bei der Polizei und arbeitete wie Joe Doyle auf dem Revier in Rathfarnham. Doyle stammte aus Listowel, und das Jett O’Carroll’s war seine Stammkneipe. Jeder dort kannte den großen Mann. Seine Eltern lebten zu der Zeit auch noch in der Gegend, ebenso wie sein Bruder Cahal, der Verbindungen zu Leuten hatte, über die Doyle nicht sprach.
    In der einen Hand hatte er ein Bier und in der anderen einen Jameson mit einem Schluck Port. Auf die Theke gestützt, unterhielt er sich mit Martin McCafferty, einem Kollegen aus Listowel, und ein paar anderen Jungs, die von Zeit zu Zeit kurze Abstecher zu den Buchmachern auf der anderen Straßenseite unternahmen. Pat Maguire beglückte währenddessen jeden, der ihm zuhörte, mit begeisterten Kommentaren darüber, wie gut das Spiel gewesen sei und wie sehr sich die Mannschaft aus Kerry ins Zeug gelegt habe. Lediglich seiner eigenen genialen Vorarbeit sei es zu verdanken gewesen, dass Quinn schließlich das entscheidende Tor

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