Seelenrächer
erzielen konnte.
Quinn hatte einen Ellbogen auf Pats Schulter gelegt und sich für einen Moment aus dem Gespräch ausgeklinkt, um zwei Mädchen zu betrachten, die mit einem jungen Mann an einem Tisch unter dem Fenster saßen. Eine von beiden war eine richtige Schönheit. Quinn konnte den Blick gar nicht mehr von ihr abwenden. Dabei wirkte sie fast ein wenig schüchtern, wie sie dort an ihrem Wein nippte. Sie hatte grüne Augen, und im Sonnenlicht glänzte ihr Haar kupferrot. Allerdings wirkte der Junge, den die beiden dabeihatten, irgendwie fehl am Platz. Er war schmächtig und hatte hängende Schultern. Ein zotteliger Schopf aus dunklem Haar bedeckte seinen Kopf wie eine schlecht sitzende Mütze. Obwohl die beiden Mädchen nicht grob zu ihm waren, merkte man deutlich, dass sie auf seine Gesellschaft keinen allzu großen Wert legten. Plötzlich spürte Quinn Doyles mächtige Pranke auf der Schulter. »Was fällt dir ein, da so frech hinüberzustarren?«, meinte er barsch.
Quinn deutete auf das Mädchen mit dem rotbraunen Haar. »Die Linke gehört mir, Doyle. Du wirst dich mit der anderen begnügen müssen.«
Doyles Hand packte noch ein bisschen fester zu. »Mossie«, sagte er leise, »die Linke ist meine Nichte.«
»Mach keine Witze!«
»Eva, die jüngste Tochter meines Bruders, also lass deine schwitzenden Finger von ihr.«
»Die Tochter deines Bruders Cahal?«
Doyle schüttelte den Kopf. »Nein, Cahal hat keine Kinder. Eva ist die Tochter von Tom, der bei einem Autounfall nördlich von Ballybunion ums Leben kam.«
»Das tut mir leid.«
»Ja, das war schlimm. Seitdem ist sie für mich wie eine eigene Tochter.« Er richtete den Blick auf den Jungen in ihrer Begleitung.
»Apropos, ich kann dir gar nicht sagen, wie viele Male ich diesem kleinen ciaróg schon nahegelegt habe, sich von ihr fernzuhalten.«
Quinn sah ihn fragend an.
»Das Wort bedeutet Made, mein Junge«, erklärte Doyle, »Der Kerl heißt Maggs, und für mich sieht er aus wie eine Made – oder zumindest fast. Weißt du, als ich damals bei der Garda Síochána anfing, musste man noch Gälisch können.«
Quinn lachte. »Das muss aber schon ewig lange her sein.«
Drüben am Fenster starrte Maggs inzwischen in ihre Richtung. Vielleicht spürte er, dass sie über ihn gesprochen hatten.
»Wie es aussieht, ist der Typ nicht gerade ein großer Fan von dir«, bemerkte Quinn, »und dass er sich von deiner Nichte fernhalten soll, scheint ihn herzlich wenig zu kümmern.«
»Der Kerl macht mir Sorgen«, flüsterte Doyle, »und eines Tages verrate ich dir auch, warum. Eva ist eine ganz Liebe, Moss. Sie hat das Herz einer Heiligen. Ja, das hat sie. Ich möchte, dass er Leine zieht, kann jetzt aber nicht da hinübergehen und ihm eine verpassen. Nicht, ohne dass ich sie in Verlegenheit bringe.«
Quinn lächelte. »Du möchtest, dass ich das in die Hand nehme? Ist es das, was du mir damit sagen willst?«
»Ich wäre dir sehr zu Dank verbunden. Aber komm ja nicht auf die Idee, noch mehr in die Hand zu nehmen, sonst verpasse ich dir eine.«
Neben ihnen war Patrick Maguire inzwischen mit seiner Geschichte fertig und drückte Quinn ein weiteres Glas Bier in die Hand.
»Mein Gott, was für eine Schönheit!«, murmelte er und deutete dabei auf Eva.
»Joe Doyles Nichte, Patrick.« Quinn nicke zu Doyle hinüber, der in der Zwischenzeit an die Theke zurückgekehrt war. »Der Junge, den die beiden Mädchen bei sich haben … den kann Doyle überhaupt nicht ausstehen, und er wäre uns dankbar, wenn wir uns was einfallen ließen, um ihn zu vergraulen.«
»Da fällt mir schon was ein. Da fällt mir sogar eine ganze Menge ein. Ich habe seit jeher eine Schwäche für Rotschöpfe, und du weißt ja, was Bruce Springsteen über sie sagt.«
»Nein, Pat, was denn?«
»Dass es bei denen immer ordentlich zur Sache geht.«
»Dann stell dich besser hinten an, mein Junge. Diese Sache übernehme nämlich ich.«
Zusammen gingen sie zum Fenster hinüber. Eva, die gerade das Weinglas an den Lippen hatte, blickte hoch und lächelte Quinn an. »Hallo, Eva«, sagte er. »Den Namen deiner Freundin weiß ich leider nicht.«
»Corin«, informierte sie ihn.
»Hallo, Corin, das hier ist Patrick Pearse Maguire, der berühmteste Rugby-Spieler, der sich jemals aus Dublin in Richtung Westen gewagt hat. Ansonsten ist er allerdings ein ziemlicher Feigling, und deswegen hat er mich gebeten, euch beide zu fragen, ob ihr etwas dagegen habt, wenn wir uns zu euch setzen.«
Corin lachte. Eva
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