Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
Vom Netzwerk:
hätte er für ein Motiv? In all den Jahren, die er hier gelebt hat, hat er nie versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Du hast mir selbst erzählt, dass er früher immer hinter ihr hergedackelt ist wie ein Hündchen.«
    »Er war kein Hündchen, Moss. Eher ein Wolf. Ein tollwütiger Köter.«
    »Du gehst immer noch von dem aus, was wir uns eingeredet haben«, widersprach Quinn. »In Wirklichkeit ließ sich nie beweisen, dass er irgendetwas mit der Sache zu tun hatte, die seiner Mam passiert ist. Du bist der einzige Mensch, den ich diesen Verdacht je habe aussprechen hören. Der Typ hatte eine beschissene Kindheit. Was in Anbetracht dessen, womit seine Mutter ihren Lebensunterhalt verdiente, ja wohl kaum verwunderlich ist. Ständig musste er sich anhören, wie die Kerle abfällig über sie daherredeten. Das macht ihn aber nicht notwendigerweise zu einem bösen Menschen, und es bedeutet auch nicht, dass er Abflussreiniger in eine Weinflasche gefüllt hat. Ich spiele dieses Spiel nicht mehr mit, Doyle, das sage ich dir. Diesmal dürfen wir keinen Fehler machen. Wir haben wenig Zeit und können es uns nicht leisten, auch nur eine Sekunde davon zu vergeuden.«
    »Hör zu, Moss«, entgegnete Doyle, »Eva mag ja deine Frau sein, aber sie ist immer noch meine Nichte, und ich habe am Sarg ihres Vaters versprochen, auf sie aufzupassen. Halte also mal für eine Minute den Mund und denk darüber nach: Wer außer ihm würde ihr die Halskette abreißen?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, aber wie Murphy schon gesagt hat: Die Kette könnte auch zufällig gerissen sein, als Eva mit ihm kämpfte.«
    »Wo ist dann der Anhänger?«
    »Was?«
    »Das Herz Jesu. Wenn es tatsächlich im Eifer des Gefechts verloren gegangen ist, warum hat die Spurensicherung dann nur die zerrissene Kette gefunden, nicht aber das Herz?«
    Quinn konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Stattdessen wandte er sich um und kehrte ins Haus zurück. Doyle folgte ihm leise fluchend. »Und wenn du ein Motiv brauchst – das ist einfach«, fuhr er fort. »Rache, Moss: Rache dafür, dass du sie ihm damals weggenommen hast. Rache dafür, dass wir beide ihn vor Gericht gezerrt haben. Und dafür, dass ich seinen klapperdürren Arsch bis nach Connacht und wieder zurück geprügelt habe.«
    Quinn wich seinem Blick nicht aus. »Er ist wohl kaum der Typ, der auf die Idee käme, uns ein Foto zu schicken, Doyle. Und was ist mit den Anrufen? Was hätte er für einen Grund, mich anzurufen?«
    »Lieber Himmel, du solltest dich mal hören! Du hast doch selbst gesagt, dass der Anrufer ihn mehr oder weniger beim Namen genannt hat.«
    »Das habe ich nicht vergessen, und ich habe auch nicht vergessen, was wir über Täterprofile gelernt haben. Die Leute wollen Anerkennung, Joseph. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass der Kerl, der Mary getötet hat, womöglich beleidigt ist, weil wir den Falschen verdächtigt haben?«
    Im Wohnzimmer griff Doyle nach der Whiskeyflasche und schenkte sich einen Schluck ein. »Möchtest du auch einen?«, brummte er.
    Quinn schüttelte den Kopf. »Ich hatte gestern Abend einen zu viel.«
    »Ist das der Grund, warum du heute Morgen so bescheuerte Ansichten vertrittst? Du bist verkatert, oder?«
    »Jetzt halt mal die Klappe und setz dich.« Quinn hatte Marys Akte in der Hand. »Das Fleadh Cheoil «, erklärte er. »Ich möchte, dass wir das alles noch einmal gemeinsam durchgehen. Und sollten wir dabei auf nichts als Maden stoßen, dann bin ich der Erste, der nach Rathmines hinunterfährt, um dem Widerling den Kopf einzutreten, das darfst du mir glauben!«
    Zwei Jahre zuvor waren die Maguire-Brüder im August in das Ferienhaus gefahren, das Frank und seine Frau in Ballybunion gekauft hatten. Frank ging Golf spielen, und Patrick war in Listowel mit Eva verabredet. Quinn und Doyle wollten später zu ihnen stoßen – entweder noch an diesem Abend oder am nächsten Morgen, je nachdem, wie lange sie für die Ermittlungen brauchen würden, die sie gerade in Cork führten.
    Es war eine milde Nacht, und in dem kleinen Ort in Kerry wimmelte es von Besuchern.
    Eva sah wunderschön aus, und Patrick ging durch den Kopf, was für ein Glückspilz Quinn doch war. Sie trug ein Oberteil im Zigeunerstil und eine Jeans mit Schlag, die sehr gut zu ihren braunen Cowboystiefeln passte. Die Kinder waren bei Quinns Eltern in Dublin. Eva sagte zu Patrick, dass sie sich darauf freue, endlich mal wieder ein Wochenende mit ihrem Mann und ihren alten Freunden zu verbringen. In

Weitere Kostenlose Bücher