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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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verlagerte.
    »Ich kann dir sehr wehtun, Conor«, flüsterte er, »und ich sollte es weiß Gott tun. Mir ist nämlich sonnenklar, was du mit deiner armen Mutter gemacht hast, und ich weiß auch, dass du Mary, sternhagelvoll, wie sie war, in deinen Wagen gesetzt hast, während Molly im John B.’s einen Filmriss hatte. Du warst sauer, weil du kranker kleiner Welpe dir all die Jahre eingebildet hattest, meine Eva würde dir die Stange halten. Was sie in Wirklichkeit aber nie getan hat, stimmt’s?«
    Maggs sah ihn nicht an. Er hatte Tränen in den Augen und schüttelte heftig den Kopf.
    »Paddy Maguire hat dich in deine Schranken verwiesen. Erinnerst du dich?« Doyle beugte sich über ihn. »An jenem Abend hat er dir gesagt, was Sache ist. Er hat dir klargemacht, was für ein perverser kleiner Wichser du bist. Und Eva hat dich mit keinem Wort verteidigt, stimmt’s? Weil du ihr nämlich scheißegal bist, mein Junge. Und das war schon immer so.«
    Maggs schüttelte weiter den Kopf.
    »Mary hat dich an sie erinnert, nicht wahr? Mary sah fast aus wie Eva früher, mit ihrem langen Haar und den großen grünen Augen. Außerdem war sie so besoffen, dass sie kaum noch stehen konnte. Deswegen hatte sie auch nichts dagegen, sich in dein Auto zu setzen.«
    Maggs konnte nicht antworten. Er öffnete den Mund, aber sein Hals war so trocken, dass er kein Wort herausbrachte.
    »Am Ende hat Molly uns doch noch die Wahrheit gesagt.« Mit diesen Worten ließ sich Doyle neben ihm nieder, woraufhin Maggs wie eine Spinne in die Ecke floh.
    »Molly, die dumm genug war, sich die Lügen reinzuziehen, mit denen du sie gefüttert hast. Sie hatte ein bisschen Gras geraucht und genau wie Mary ganz schön was gepichelt, war aber trotzdem nicht völlig neben der Spur. Deswegen konnte sie sich durchaus noch an das eine oder andere erinnern, als sie wieder zu sich kam.«
    »Ich war in der Bar!« Maggs’ Stimme klang flehend. »Während sie draußen ihren Aussetzer hatte, war ich die ganze Zeit in der Bar. Da kannst du fragen, wen du willst.«
    »Das habe ich getan, mein Junge, das habe ich schon getan.« Doyle schob die Finger seiner rechten Hand noch tiefer in den Handschuh hinein. »Ich habe mit Jimmy Hanrahan gesprochen. Der hat mir erzählt, dass er dich vor einer anderen Kneipe gesehen hat. Und dass du mit Mary gesprochen hast.«
    »Was weiß denn der schon? Sein alter Herr ist übergeschnappt, und Jimmy selbst ist der Typ Abschaum, der alten Frauen eins mit dem Schürhaken verpasst.«
    »Was du nicht sagst!«, antwortete Doyle gefährlich leise. »Der Typ Abschaum, der alten Frauen eins mit dem Schürhaken verpasst. Und was bist du, Made? Ein Haufen Scheiße: der Kerl, der seine eigene Mutter Abflussreiniger hat trinken lassen.« Er schwieg einen Moment. »Du hast dir Mary geschnappt, weil sie aussah wie Eva und weil Eva dich an diesem Abend richtig geärgert hatte. Du hast Mary in den Wagen verfrachtet, auf den du so stolz warst, und bist mit ihr weggefahren. Du hast ihr die Hände um den Hals gelegt und sie gewürgt, bis du dachtest, sie wäre tot. Dann hast du sie unter ein paar alten Bodendielen versteckt, in dem verlassenen Cottage gegenüber von Jimmys Haus.«
    Auch jetzt hörte er wieder diese schweren Schritte, während Doyle den betonierten Treppenabsatz entlangging.
    »Wir hätten in London bleiben sollen«, wimmerte er. »Ich schaffe das nicht. Ich ertrage das nicht, Janey. Nicht schon wieder. Nicht noch einmal.«
    »Ist ja gut.« Jane strich ihm übers Haar und wandte sich dann zur Tür, hinter deren drahtverstärktem Glaseinsatz sich bereits ein großer Schatten abzeichnete.
    Doyles klopfte überraschend sanft, und sein Lächeln wirkte fast echt, als Jane die Tür öffnete und ihm trotzig entgegenblickte.
    »Hallo, Jane. Erst kürzlich habe ich deinen Cousin getroffen«, begrüßte er sie. »Er lässt dich schön grüßen. Hofft, es geht dir gut.«
    »Was wollen Sie, Sergeant?«
    Statt einer Antwort blickte Doyle über ihre Schulter hinweg ins Wohnzimmer, wo er Maggs an der Wand stehen sah, die Hände hinter dem Rücken. Genau wie an dem Tag, als seine Tante die Polizei in ihre Sozialwohnung gerufen hatte.
    Es war ein Freitagabend gewesen, und Doyle war aus Dublin heruntergekommen, um am Wochenende mit Martin McCafferty fischen zu gehen. Sie saßen im Jett O’Carroll’s und hatten schon ein paar Bierchen intus, als Eamon einen Anruf entgegennahm und das Telefon über die Theke an Martin weiterreichte. Nachdem McCafferty das

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