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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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Kerl, der hinter alledem steckt – wer auch immer er sein mag –, dass wir irgendwann nachforschen würden, was es mit der Nachricht bezüglich der lilienweißen Jungs auf sich hat. Folglich war ihm auch bekannt, worauf wir dabei stoßen würden.«
    Er hielt einen Moment inne. »Wie ich schon des Öfteren gesagt habe: Ein Serienmörder genießt nicht nur das Töten. Zwangsläufig erreicht er irgendwann den Punkt, an dem es ihm keinen Spaß mehr macht, wenn kein Mensch weiß, dass er der Täter ist. Ich behaupte nicht, dass es sich in diesem Fall so verhält, aber mir braucht auch keiner zu erzählen, dass Evas Entführung nichts mit Mary Harrington zu tun hat. Liam Ahern, unser Polizeipsychologe, spricht immer davon, dass jedes Kind, das auf die Welt kommt, von Anfang an die nötige Hardware besitzt, die es braucht, um zu einem menschlichen Wesen heranzuwachsen. Nur über die Software verfügt es noch nicht. Wie man sich zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit entwickelt, muss ihm erst einprogrammiert werden, und diese Aufgabe übernimmt in der Regel die Mutter. Findet dieser Programmierungsprozess aus irgendeinem Grund nicht statt, kommt dabei ein Mensch heraus, der keine Ahnung hat, wie er sich anderen gegenüber verhalten soll, und manchmal ist das Endergebnis ein Psychopath.« Erneut deutete er auf den Bildschirm. »Egal, wie man es dreht und wendet, das Ganze hat zumindest teilweise etwas mit dem Thema Mutterschaft zu tun: Fünf der Opfer waren alleinerziehende Mütter, Mary Harrington war schwanger, und meine Frau hat unsere Töchter allein gelassen.«
    In dem Moment betrat Frank Maguire die Einsatzzentrale, und Quinn erhob sich. »Hör zu, Murph«, sagte er, »wenn die Kollegen aus Kerry eintreffen, möchte ich, dass du die Kamera persönlich ins Labor bringst. Die Leute dort müssen sie sich unter polarisiertem Licht ansehen. Das wissen sie selbstverständlich. Aber sie sollen auch den Walzabdruck unter die Lupe nehmen, damit wir das Muster mit dem auf den Fotos vergleichen können. Hast du das verstanden?«
    »Ja«, antwortete sie lächelnd. »Schließlich war ich diejenige, die den Superintendent auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht hat. Erinnerst du dich?«
    »Ja, natürlich. Entschuldige.«
    Er wandte sich Maguire zu. »Frank«, sagte er, »lass mich mit Jimmy Hanrahan reden, ja? Ich habe damals, als wir Mary Harrington fanden, seine Aussage aufgenommen, und Doyle war vor Ort, als sie seine Mutter aus dem Wasser gefischt haben.«
    Maguire nickte. »Gibt es sonst irgendetwas Neues?«
    Quinn zeigte ihm, was sie mithilfe des Computers herausgefunden hatten. »Ein Lilienweißer ist jemand, der aus Kildare stammt. Das weiß ich von Doyle«, erklärte er. »Mehr gibt das aber auch nicht her. Als wir uns dann das Gedicht näher angesehen haben, aus dem die Zeilen stammen, sind wir auf die ›sieben Sterne‹ gestoßen. ›Sieben für die sieben, die in den Himmel kamen.‹ Und auch auf eine Ballade, in der von einer ›grausamen Mutter‹ die Rede ist.«
    Maguire sagte erst mal gar nichts. Als er dann zu sprechen begann, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern: » O mother dear, when I was thine, Fine flowers in the valley, You did na prove to me sae kind, And the green leaves they grow rarely . Das ist von Robbie Burns, Moss. Du weißt ja, dass ich alles von Kavanagh auswendig kann, aber das hat Robbie Burns geschrieben.«
    Als er sich setzte, machte er plötzlich einen sehr müden Eindruck. Er hatte dunkle Augenringe, und seine Haut wirkte wächsern und fahl.
    »Kildare, sagst du?«
    »Ein sogenannter Lilienweißer, ja. Das ist der einzige Hinweis auf einen konkreten Ort.«
    »Warte mal einen Moment: Ich dachte, wir hätten gesagt, das Verbindungsglied sei, dass es lauter alleinerziehende Mütter waren. Was jedoch nicht für Mary Harrington gilt, und erst recht nicht für Eva.«
    »In gewisser Weise vielleicht doch.« Quinn erklärte ihm, worüber er gerade mit Murphy gesprochen hatte.
    »Das ist aber ziemlich weit hergeholt, um es mal gelinde auszudrücken«, meinte Maguire. »Außerdem vergesst ihr dabei, dass niemand von Marys Schwangerschaft wusste, nicht einmal ihre Freundinnen.«
    »Da hast du recht«, räumte Quinn ein, »und das ist auch genau der Punkt, der keinen Sinn ergibt. Aber womöglich haben wir etwas übersehen. Unter Umständen gibt es doch jemanden, der davon wusste – vielleicht der Vater des Kindes.«
    »Wir haben mit ihm gesprochen: ihrem damaligen Freund. Es steht in der

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