Seelenraub
denn sie wollte ihren Zorn nicht laut hinausschreien und der ganzen Welt zeigen, wie sehr das weh tat.
Wie konnten Sie zulassen, dass er mir das antut? Warum können Sie ihn nicht überzeugen, dass er sich irrt? Dass er einen Fehler gemacht hat?
Riley spürte prickelnde Tränen und wischte sie mit dem Handrücken fort. »Warum tut er das?«, fragte sie mit rauer Stimme. »Früher war er so nett. Deshalb habe ich ihn ja so gemocht.«
Deshalb habe ich mich in ihn verliebt
. »Jetzt ist er …«
»Verloren«, erwiderte Mrs Adler und senkte den Blick auf ihre gefalteten Hände. »Vater Harrison sucht einen Therapeuten für uns, der sich mit posttraumatischen Belastungsstörungen auskennt. Vielleicht können wir Simon helfen, darüber hinwegzukommen.«
In der Stimme der Frau lag nur ein schwacher Hoffnungsschimmer.
»Sie glauben nicht, dass es ihm wieder bessergehen wird«, sagte Riley, ehe sie sich zurückhalten konnte.
Mrs Adler presste die Lippen zusammen, während sie in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch kramte. Nachdem sie sich die Augen abgetupft hatte, holte sie tief Luft. »Simon war schon immer anders als die anderen Kinder, er nahm immer alles so schwer. Als er dich kennenlernte, fing er an …« Angestrengt suchte sie nach dem richtigen Wort.
»Fröhlicher zu werden?«, schlug Riley vor.
Sie erntete ein abgespanntes Lächeln. »Genau das. Er lächelte öfter, und beim Abendessen hat er von dir erzählt. Vorher hat er nie von seinen Freundinnen gesprochen. Darum wussten wir, dass du richtig für ihn bist.«
»Nicht mehr«, sagte Riley und spürte, wie die Tränen sich für einen weiteren Angriff sammelten. »Jetzt glaubt er, dass ich verdorben bin, dass ich Teil einer riesigen höllischen Verschwörung bin.« Sie schniefte und rieb sich die Nase. »Ich dachte, wenn er Zeit hätte, über das, was geschehen ist, hinwegzukommen, würde er sich wieder besser fühlen. Aber es ist nur noch schlimmer geworden.«
Mrs Adler griff behutsam über den Tisch nach Rileys Hand, genau, wie ihr Sohn es an jenem Abend getan hatte, als sie beide ein Paar geworden waren. Die Haut der Frau war kühl, obwohl sie die Kaffeetasse berührt und den heißen Inhalt getrunken hatte.
»Bis gestern Abend wussten wir nicht, was Simon dir angetan hat. Er hat es uns nicht erzählt. Dann tauchten ein paar Männer bei uns zu Hause auf. Einer von ihnen war ein Priester, so dass ich dachte, Vater Harrison hätte sie vielleicht geschickt.« Mrs Adler zog ihre Hand zurück. »Sie kamen vom Vatikan, Simon hatte sie angerufen. Er hat ihnen erzählt, dass … du und dein Vater der Grund seid, warum all diese Dämonenfänger starben.«
»Er hat die Dämonenjäger auf mich gehetzt?«, rief Riley. Köpfe wandten sich in ihre Richtung um. Sie senkte ihre Stimme, aber ihre Wut war noch nicht verflogen. »Wie kann er mir das antun? Was ist bloß los mit ihm?«
Mrs Adler schüttelte den Kopf. In ihren Augen hatten sich noch mehr Tränen angesammelt.
Schrei nicht die Mom deines durchgeknallten Ex an. Sie kann nichts dafür
. Riley zählte ganz langsam bis zehn und gab sich Mühe, ihre Stimme fest klingen zu lassen. »Mein Dad hat nichts damit zu tun, dass der Schutzkreis nicht standhielt. Und ich auch nicht. Es waren zu viele Dämonen. Punkt.«
»Ich weiß«, räumte Mrs Adler ein, »aber mein Sohn ist ganz fixiert darauf. Er braucht jemanden, dem er an Gottes Stelle die Schuld geben kann.«
Das fasste es ziemlich gut zusammen.
»Haben die Jäger ihm geglaubt?«, fragte Riley.
Bitte sagen Sie, dass sie ihn für verrückt halten.
»Ich bin mir nicht sicher«, gab Ms Adler zu. »Aber ich fand, du solltest auf jeden Fall Bescheid wissen.«
Riley murmelte einen Dank, doch innerlich könnte sie schreien.
Er hat die Jäger gerufen!
Das waren absolut schlechte Nachrichten, sowohl für sie als auch für die Zunft. Als Mrs Adler aufstand, ihre Handtasche fest umklammert, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Frau.
Traurige Augen blinzelten Tränen fort. »Es tut mir so leid, Riley.« Sie schluckte heftig. »Bitte bete für Simon, bete, dass er die Wahrheit erkennen möge und wieder er selbst wird.«
Riley sah ihr nach, als die Mom ihres Ex das Café verließ, jeder Schritt schwer vor Sorgen.
Aber ich habe für ihn gebetet. Und dann ging alles schief
.
Justine war bereits aufgestanden und unter der Dusche, als Beck endlich richtig wach wurde. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass er sich in einem Hotelzimmer im
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