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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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ihrem Vater, dem Geschichtslehrer, eingehämmert worden, aber mit den Toten war es etwas anderes. Die jüngsten Gerichtsbeschlüsse sprachen den Verstorbenen keinerlei Bürgerrechte zu, doch dem Kongress lag ein Gesetzentwurf vor, um diese gewaltige Gesetzeslücke zu stopfen. Die Abstimmung wurde allerdings in Ausschüssen hinausgezögert, ein Ergebnis der finanzstarken Lobbykampagne der Nekromanten. In der Zwischenzeit wurden Leute wie ihr Dad aus ihren Gräbern gestohlen und an diejenigen verkauft, die es sich leisten konnten.
    Riley holte tief Luft, um ihre Nerven zu beruhigen, und betrat das Zelt. Mit schmieriger Ungezwungenheit kam der Händler auf sie zugeeilt.
    »Guten Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er. Er klang, als verkaufe er geschmuggelte Designertaschen. Alles Mögliche, außer toten Menschen.
    »Mein Dad wurde letzte Nacht wiederbelebt, und ich muss wissen, wo er ist.«
    »Der Beschwörer muss eine Nachricht an der Grabstelle hinterlassen haben, wenn es sich um eine legale Wiederbelebung handelte.«
    »Das war es nicht«, sagte sie. »Ich habe niemandem die Erlaubnis dazu erteilt.«
    »Ah …«, sagte der Mann und zog sich hinter einen Klapptisch zurück, der ihm als improvisierter Schreibtisch diente. Er blätterte durch einen Kartenstapel und reichte ihr schließlich eine davon.
    »Wenden Sie sich an diesen Herrn. Er ist der Ombudsmann der Totenbeschwörer in Atlanta. Er kümmert sich um die Beschwerden über geraubte Leichen.«
    Die Karte kannte sie. Eine ganze Reihe davon war außerhalb jenes Kreises zurückgelassen worden, der das Grab ihres Vaters geschützt hatte. Von allen Nekromanten, die sie kennengelernt hatte, war der stets höfliche Mortimer Alexander der Netteste gewesen. Er hatte behauptet, niemals einen Leichnam ohne die Erlaubnis der Familie wiederzubeleben. Wenn das stimmte, dann war er ihr bester Anlaufpunkt, um ihren Dad zu finden.
    Riley studierte die Adresse auf der Karte. »Little Five Points?«
    Der Verkäufer grunzte. »Den Nekros gefällt es dort. Sie sagen, es gäbe da eine Art magischen Strudel oder so etwas.«
    »Und? Gibt es den?«
    Der Typ zuckte die Achseln. »Wenn Mort Ihnen nicht helfen kann …« Er reichte ihr eine zweite Karte.
    SPEZIALDETEKTEI FÜR VERMISSTE TOTE  – SIE SUCHEN , WIR FINDEN .
    »Nehmen die Geld dafür?«, fragte sie misstrauisch.
    »Na klar. Mit dem Tod lässt sich immer Geld verdienen«, stellte der Typ fest.
    Riley eilte aus dem Zelt, bevor sie noch auf ihn losging.

    Von seinem Platz in der Nähe der fünf Springbrunnen aus folgte Ori den Bewegungen des Mädchens. Nachdem sie miteinander geredet hatten, war Riley zum Zelt der Hexen gegangen und hatte dort eine Frau getroffen, offensichtlich eine Freundin, der ausgiebigen Begrüßung nach zu urteilen. Zusammen waren sie zu einem Stand gegangen, an dem es Getränke gab, und jetzt sprach sie mit jemandem in einem Zelt, in dem Leichen verkauft wurden. Andere mochten es vielleicht nicht erkennen, aber er sah, dass sie verletzt war, innerlich wie äußerlich. Das war keine Überraschung, nach dem Tod ihres Vaters und der Schlacht der letzten Nacht.
    »Das war knapp gewesen«, murmelte er. Als er endlich begriffen hatte, was im Tabernakel los war, hatte er sie beinahe schon an den Dämon verloren. »Das passiert mir nicht noch einmal.« Von nun an würde er ihr auf den Fersen bleiben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Fünfer sie erneut angreifen würde, und er konnte warten. Immerhin war ihr Freund eine Weile aus dem Weg geschafft.
    Eine Komplikation weniger.
    Ori kratzte sich verwirrt am Kinn. Höherrangige Höllendiener waren immer auf der Suche nach Seelen, die sie ernten konnten. Warum hatte der Dämon ihr keinen Deal vorgeschlagen – ihr Leben gegen ihre Seele? Dann hätte der Dämon dieses wertvolle Druckmittel einsetzen können, um von anderen seiner Art Gefälligkeiten zu erkaufen. Auf diese Weise funktionierte die Hölle – eine endlose Reihe von geschuldeten Gefälligkeiten pflasterte den Weg bis zum Höllenfürsten höchstpersönlich.
    Riley hatte sich erneut in Bewegung gesetzt. Ori verfolgte sie bis zu ihrem Wagen und beobachtete, wie sie davonfuhr. Kein Zeichen vom Geo-Dämon. Manchmal hatte er einfach auf Teufelkommraus kein Glück.

    Rileys Plan, kurz ins Krankenhaus zu flitzen, etwas Zeit mit Simon zu verbringen und sich anschließend zurückzuziehen, ohne dass irgendjemand sie bemerkte, erfüllte sich nicht. Ihr Vater hatte einmal festgestellt, dass nach

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