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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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vielleicht Angst gemacht, Mensch. Mach das bloß nicht noch mal«, sagte sie und strich eine blonde Locke zurück, die sich jedoch weigerte, hinten zu bleiben. Getrocknetes Blut war kein besonders gutes Styling-Gel.
    »Du lebst«, sagte er. Es klang, als sei er sich in diesem Punkt nicht ganz sicher gewesen.
    »Deinetwegen«, sagte sie.
    »Nein.« Dann schnitt er eine Grimasse, zog seine Hand weg und schob langsam die Decke zurück. Mit den dicken Verbänden war das nicht einfach. Er trug kein Krankenhausnachthemd, sondern eine weite, bequeme Hose. Riley konnte einen Schreckenslaut kaum unterdrücken – seine Brust und der Bauch waren mit einem Flickwerk aus Verbänden bedeckt.
    »Es juckt«, sagte er, zuckte zusammen und kratzte sich vorsichtig am Rand eines Pflasters.
    »Wem sagst du das?«, sagte sie und heftete sich ein falsches Grinsen aufs Gesicht. Für die Wunde von der Dämonenklaue an ihrem Bein brauchte sie immer noch jede Menge Lotion, damit sie nicht durchdrehte. »Aber es bedeutet, dass es heilt.«
    Es schmerzte so sehr, ihn in diesem Zustand zu sehen. Er war für den Rest seines Lebens gezeichnet.
    So wie ich.
    »Du hast diesen Dämon getötet«, sagte er einfach, ließ seine Arme auf das Bett fallen, als hätte das Kratzen ihn seine ganze Kraft gekostet. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Ich konnte doch nicht einfach zuschauen, wie mein Freund aufgefressen wird.«
    Simon erschauderte bei der Erinnerung. »Seine Klauen brannten wie Feuer«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Ich dachte, er würde mich …« Seine Stimme erstarb.
    Du dachtest, er würde dich bei lebendigem Leib verspeisen
. Wie der Dreier, der sie vor wenigen Wochen angegriffen hatte. Sie hatte immer noch Albträume davon, spürte immer noch, wie sich die Klauen in ihren Oberschenkel bohrten, und fühlte seinen ranzigen Atem im Gesicht.
    Zärtlich drückte Riley erneut seine Hand, wartete auf die Frage, die mit Sicherheit kommen würde.
    »Wie viele …?«, flüsterte er.
    Irgendwann wird er es ohnehin erfahren müssen
. »Dreizehn, von denen wir wissen. In den Trümmern liegen wahrscheinlich noch mehr, die man noch nicht gefunden hat. Bei vier weiteren ist der Zustand sehr kritisch.«
    »Wer ist gestorben?«
    »Simon, ich …«
    »Wer?«, verlangte er zu wissen und wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu.
    Riley nannte ihm die Namen, und mit jedem wurde sein Gesicht ernster. Als sie ihm von Ethan erzählte, schloss er die Augen.
    »Er war so glücklich«, flüsterte Simon.
    Dazu hatte Ethan allen Grund gehabt. Seine Verlobte und er hatten gerade eine Wohnung gesucht und geplant, irgendwann im Sommer zu heiraten.
    Und jetzt war er tot.
    »Wer noch?«, fragte Simon mit so leiser Stimme, dass sie ihn fast nicht verstand.
    »Das war’s. Beide Meister sind verletzt, Stewart hat eine Gehirnerschütterung, und Harper hat sich ein paar Rippen gebrochen.«
    Schweigen. Kein angenehmes.
    Sie bot ihm von dem Eis an, und er nahm es. Sobald er fertig war, holte er tief Luft. »Ich muss beim Weihwasser irgendwas falsch gemacht haben.«
    »Auf gar keinen Fall. Du hast es perfekt gemacht. Die Dämonen hätten nicht durchkommen dürfen.«
    Aber sie sind durchgekommen
. Sehr wahrscheinlich würde Simon für den Rest seines Lebens an dieser grauenhaften Last tragen, egal, wer ihm sagte, dass ihn keine Schuld traf. An sich selbst dachte Simon immer erst zuletzt.
    Noch mehr Schweigen. Sie hielt seine Hand und wusste, dass er über alles nachdenken musste.
    Schließlich schloss Simon die Augen, und sie nahm das als Wink, dass er allein sein wollte. Nach einem Kuss auf die Stirn flüsterte sie: »Du wirst wieder gesund! Verstanden?« Keine Antwort.
    Als sie die Tür erreichte, blieb Riley noch einmal stehen und wandte sich zu ihm um. Eine einzelne glitzernde Träne lief über seine blasse Wange.
    Es war das Gegenstück zu ihrer eigenen.

5. Kapitel

    Als er jünger war, hatte Beck viel Zeit im Büro des Schuldirektors der Highschool verbracht. Man hatte ihn dorthin geschleppt, weil er mal wieder geflucht, sich mit irgendwelchen Rüpeln gekloppt, Lehrer bedroht oder den Truck eines Skinheads demoliert hatte. Bei der Armee war es genauso gewesen, obwohl er da vor allem Ärger wegen seiner Trinkerei bekommen hatte. Selbst heute, mit zweiundzwanzig, wusste er noch, wie es sich anfühlte, für seine Sünden zur Rechenschaft gezogen zu werden. Genauso wie jetzt.
    Als sie sich durch den Pulk der Nachrichtengeier vor dem Rathaus von Atlanta drängten, warf er

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