Seelenraub
sich alles in ihrem Kopf. Sie wartete, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, dann ging sie über den mit Trümmern übersäten Parkplatz zu ihrem Meister.
Mit blutunterlaufenen Augen blickte er zu ihr hoch. »Blag«, sagte er.
»Meister Harper.«
Auch bei ihm probierte es die Sanitäterin mit ihrer Sie-sollten-ins-Krankenhaus-gehen-Masche und scheiterte damit genauso kläglich. Sobald die Frau verschwunden und sie beide allein waren, musterte Harper sie.
»Wo zum Teufel ist der Dämon?«, fragte er so leise, dass nur sie ihn hören konnte.
Sie kniete sich neben ihn. »Tot«, sagte sie. »Sie haben ihn umgebracht.«
Bitte frag mich nicht, wie.
Er runzelte die Stirn. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
Zeit, das Thema zu wechseln. »Sie hätten einfach zusehen können, wie das Ding mich plattmacht, aber das haben Sie nicht getan. Wieso?«
»Ich könnte dir dieselbe Frage stellen.«
Sie war zu müde, um auf ihre Worte zu achten. »Sie sind mein Meister. Ich konnte nicht zulassen, dass dieses Ding noch einen Fänger tötet, selbst wenn ich ihn für ein totales Arschloch halte.«
Harper sah sie lange an, ehe er breit grinste. »Und du bist eine vorlaute Schlampe, aber du bist mein Lehrling. Ich will nicht, dass es heißt, meine Leute würden abkratzen, weil ich sie nicht beschütze.«
Das ist fair.
Langsam wandte er sich dem Gebäude zu, und sein Grinsen verschwand. Sie folgte seinem Blick. Die hintere Mauer war noch intakt, aber der vordere Teil war ein Haufen aus Betonbrocken und herausragendem Metall. Aus ein paar Hügeln stieg Dampf auf und kräuselte sich in der Luft. Papiere flatterten in der leichten Brise, und die Beine des Bürostuhls ragten gen Himmel wie bei einer umgedrehten Schildkröte.
»Verdammt, ich hab den Schuppen echt geliebt«, murmelte Harper.
Wie kann jemand eine alte, stinkende Werkstatt lieben?
»Mein Dad war Automechaniker«, erklärte er, als hätte er ihren Gedanken gelesen. »Ich habe immer bei ihm rumgehangen und ihm bei der Arbeit zugesehen. Er bekam alles wieder heil.«
»Und dieser Ort hat Sie an ihn erinnert?«, fragte Riley neugierig.
»Yeah.«
»War er auch ein Fänger?«
Ein Nicken. »Er starb, als er einen Erzdämon fertigmachte. Da war ich sechzehn.« Harper schluckte, dann hustete er heftig. Er schaute zu ihr hoch, und in seinem uralten Blick lag keine Spur von Arroganz. »Darum bin ich Dämonenfänger geworden.«
Er hatte genau so einen Verlust erlitten wie sie. Das hätte sie nie gedacht.
»Riley?«, rief Beck.
Die Unterbrechung kam ihr gerade recht. Es fühlte sich merkwürdig an, ein ganz normales Gespräch mit Harper zu führen, und sie argwöhnte, dass er diesen gefühlsduseligen Moment umgehend mit einer ätzenden Bemerkung zunichtemachen würde.
Riley erhob sich. Sie schwankte, und Beck hielt sie am Ellenbogen fest. Als vier schwarze Vans nacheinander auf den Parkplatz einbogen, drehten sie sich beide um. Die Wagen kamen kreischend zum Stehen, Kies spritzte auf.
»Die haben sich aber Zeit gelassen«, brummte Beck. Einer der Jäger sprang heraus. Seine Körpersprache verriet Riley, dass er das Sagen hatte. Er befahl seinen Männern, auszuschwärmen, dann kam er auf sie zu.
»Wer ist das?«, fragte sie.
»Elias Salvatore. Er ist ihr Hauptmann. Sei bloß vorsichtig, was du zu ihnen sagst.«
Das verstand sich von selbst. Zumindest war der Priester dieses Mal nicht dabei.
»Nächstes Mal erzählen Sie uns bitte, wo Sie hinwollen«, knurrte Salvatore. Sein finsteres Stirnrunzeln galt Beck. »Wir hätten schon viel eher hier sein können.« Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Riley. »Sind Sie in Ordnung?« Sie nickte. »Also, was war hier los?«
»Es war ein Geo-Dämon«, erwiderte ihr Meister und schaute mit ernstem Gesicht zu dem Mann hoch.
»Fixiert?«
»Tot«, sagte Harper. Sein Blick traf Rileys, und die Nachricht wurde übermittelt. Egal, was wirklich geschehen war, die Jäger waren nicht auf ihrer Seite.
Der Hauptmann winkte zweien seiner Männer zu »Überprüft den Krater.« Er wandte sich wieder an den alten Meisterfänger. »Irgendwelche anderen Dämonen außer diesem?«
Harper schüttelte den Kopf. »Der hat gereicht.«
»Sie haben meine volle Bewunderung, Meister Harper«, sagte der Hauptmann und neigte respektvoll den Kopf. »Sie sind äußerst schwierig zu töten.«
Harper hustete noch mehr Staub aus. »Das habe ich gemerkt.«
Salvatore überquerte den Parkplatz, um sich zu seinen Männern neben dem rauchenden
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