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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Sie dachte an Oris Küsse, erinnerte sich daran, was für Gefühle sie ausgelöst hatten. Sie waren echt gewesen. Vielleicht hatte Simi recht, und man musste manchmal etwas Unvernünftiges tun, selbst, wenn man es mit einem Engel tat.
    Als sie auf das Tor zuging, verblasste alles in ihrem Blickfeld außer Ori, sein lässiges Lächeln zog sie magisch an. Sie erwiderte das Lächeln.
    »Riley.« Sein Lächeln wurde breiter, als er ihre Hand ergriff und seine Finger in ihren verschränkte. Sie waren warm, obwohl er keine Handschuhe trug.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest«, sagte sie und bereute ihre Worte prompt. Es klang so bedürftig. »Ich meine, wahrscheinlich hast du Besseres zu tun, jetzt, wo der Fünfer tot ist.«
    »Im Moment bist du meine einzige Aufgabe.«
    Als wollte er sie beruhigen, legte der Engel ihr einen Arm um die Taille und zog sie zu sich. Sie zögerte eine Sekunde, dann schmiegte sie sich an ihn, während sie auf den Friedhof gingen. Vor ihnen glitten Blätter über den Weg. Als sie am leeren Pförtnerhaus vorbeikamen, erfasste eine Windbö ihre Haare und blies sie nach vorn. Ori blieb stehen und blickte mit hochgezogenen Brauen zurück zum Haupttor.
    »Was ist?«, fragte sie und drehte sich um.
    Ein Stirnrunzeln huschte kurz über sein Gesicht und verschwand wieder. »Nur jemand, der versucht mir zu erklären, wie ich meinen Job zu machen habe. Es ist nichts.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es so was auch bei Engeln gibt.«
    »Du würdest staunen.«
    Ori drückte ihre Hand, und sie setzten sich wieder in Bewegung, doch sie konnte seine Anspannung spüren. Bei ihrer Ankunft war sie noch nicht da gewesen.
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, sagte sie. »Es fühlt sich komisch an, keine Angst mehr haben zu müssen.«
    »Genieß deine Freiheit, du hast es verdient«, sagte er.
    »Das war ein furchtbarer Kampf. Ich wünschte nur, du wärst nicht verletzt worden«, sagte sie.
    »Berufsrisiko«, erwiderte er. Er sah sie nicht an dabei, als würde er über etwas nachgrübeln. »Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen. Das tut mir aufrichtig leid. Ich war … verhindert.«
    Dann verfiel er in Schweigen, als sei das Thema tabu. Die einzige Möglichkeit, mehr über diesen Typen herauszufinden, war, Fragen zu stellen. Sie beschloss, mit einer der einfacheren anzufangen.
    »Was treiben Engel eigentlich so den ganzen Tag?«
    Das brachte ihr erneut seine Aufmerksamkeit ein. »Die göttlichen Wesen haben eine ganze Reihe von Aufgaben«, erklärte er. »Dieser Friedhof zum Beispiel hat einen eigenen Engel, einen Wärter, der dafür sorgt, dass alles so ist, wie es sein soll. Die meisten Orte haben ein eigenes göttliches Wesen.«
    »Redest du von Martha?«, fragte sie überrascht.
    »Ich kenne sie unter einem anderen Namen, aber ja, sie meine ich. Hast du dich nie gefragt, warum das ganze Metall immer noch hier ist?«, sagte er und machte eine Handbewegung, die den ganzen Friedhof mit einschloss. »Sie sorgt dafür, dass es nicht gestohlen wird.«
    »Darum also.« Sie sah ihn hoffnungsvoll an. »Martha hat mir nur erzählt, dass ich den Weltuntergang verhindern soll, mehr nicht. Hast du irgendeine Ahnung, wie ich das machen soll?«
    »Selbst wenn ich es wüsste, dürfte ich es dir nicht sagen.«
    »Überraschung«, murmelte sie. »Was sie mir nicht erzählt hat, war, dass mein Freund durchdrehen würde.«
    »Hättest du ihn sterben lassen, wenn du gewusst hättest, wie es mit euch weitergeht?«, fragte Ori.
    »Äh … nein«, antwortete sie. »Simon hat eine Familie, die ihn liebt. Ich werde über das hinwegkommen, was er mir angetan hat.«
In ein paar Jahrhunderten
.
    »Sicherlich eher«, versprach der Engel. Eine dunkle Haarlocke war ihm ins Gesicht gefallen und ließ ihn richtig verwegen aussehen. Ein kribbelndes Gefühl entstand in ihrer Brust.
    Total scharf. Und er ist mit mir zusammen
. Selbst wenn es nur für eine kurze Zeit war.
    Ihr fiel ein, dass er wahrscheinlich ihre Gedanken las, also wechselte sie das Thema.
    »Wie ist es im Himmel?«
    Ori legte ihr einen Finger auf die Lippen. »So viele Fragen.« Er liebkoste zärtlich ihre Wange. Als er sie für einen Kuss an sich zog, bestand Rileys Welt nur noch aus den Stellen, wo ihre Körper einander berührten.
    Als der Kuss vorbei war, hätte sie schwören können, die Ewigkeit in seinen dunklen Augen zu erblicken.
    »Warum tust du das?«, flüsterte sie.
    »Dich küssen?«, fragte er uns strich ihr sanft eine Strähne

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