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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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stehen nur wir beide hier?
    »Jetzt!«, rief Harper, aber sein Kommando kam zu spät. Ein heftiger Luftschwall traf sie wie ein Presslufthammer, und Riley machte eine Rolle rückwärts. Während sie sich abrollte, umklammerte sie die Glaskugel, damit sie nicht zerbrach. Hagel und Regen prasselten wie Nadeln auf ihren Körper nieder, der Wind kam in unvorhersehbaren Böen, so dass sie keine Möglichkeit hatte, sich gegen den Ansturm zu wappnen. Durch den Sturzbach sah sie, wie Harper wieder auf die Füße kam. Er wartete nicht auf sie, sondern warf seine Kugel gegen den alten, windschiefen Zaun. Der enthielt genug Metall, damit die Kugel aufschlagen und ihre blaue Magie auf den Dämon zurasen konnte.
    Ein Blitz schoss aus dem Himmel herab und traf den Boden neben Rileys Füßen. Sie schrie auf und sprang zurück, der Geruch verbrannter Erde stieg ihr in die Nase. Sie schleuderte ihre Glaskugel auf das Stück Zaun rechts vom Gegner.
    Abrupt änderte der Wind die Richtung und kam jetzt von hinten. Sie wurde zu Boden geschleudert und unerbittlich auf das Ungeheuer zugeschoben. Riley rutschte auf dem Bauch vorwärts, der Kies schürfte ihr die Knie und Handflächen auf. Sie sah die ausgestreckte Hand des Dämons, mit der er sie zu sich zog. Boshafte Krallen ragten aus den Fingerspitzen vor, Krallen, die sie durchbohren würden, ehe er sie in Stücke riss.
    »Stirb, du Scheißkerl!«, brüllte Harper und schleuderte eine weitere Glaskugel. Sie bestand aus schillerndem Gold und explodierte mit einem ohrenbetäubenden Splittern unter dem Fünfer. Der Dämon brüllte auf und begann vor Schmerz wild um sich zu schlagen. Der Wind, der Riley vorangeschoben hatte, erstarb. Ermutigt sprang sie auf die Füße.
    Unter dem Dämon breitete sich die goldene Magie auf dem Boden aus und trennte ihn von der Quelle seiner Macht. Mühsam stieg der Fünfer höher in die Luft. Vor Schmerzen brüllend, wedelte er mit der Hand, und eine tiefe Grube klaffte auf. Das sich ausbreitende Gold versank in der Tiefe. Mit einer gewaltigen Anstrengung schloss der Dämon das Loch und verbannte die Magie unter die Erde.
    Sie hatten es nicht geschafft.
    Wutentbrannt richtete der Dämon seinen feurigen Blick auf Harper. »Stirb, Fänger«, bellte er, und mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk schleuderte ein Windstoß Harper zurück zum demolierten Gebäude, rollte ihn immer wieder auf dem Kies herum. Als er schließlich in einem zerknautschten Haufen liegen blieb, rührte sich der Meister nicht mehr.
    In der Ferne waren Sirenen zu hören, aber die Cops würden nicht rechtzeitig hier sein, ohnehin könnten sie absolut nichts gegen einen Geo-Dämon ausrichten. Da waren keine Jäger, keine Engel, kein Beck. Es sah aus, als würde ihr Dad recht behalten: Sie würde ihn wirklich bald wiedersehen. Zumindest könnte sie ihm dann sagen, dass sie ihr Bestes gegeben hatte.
    Der Dämon richtete seinen Höllenfeuerblick auf Riley. »Blackthornes Tochter«, rief er. »Deine Zeit ist gekommen.«
    Mit zitternden Händen bewaffnete Riley sich mit zwei Weihwasserkugeln. Sie würden keinen richtigen Schaden anrichten, aber zumindest würde sie nicht kampflos aufgeben.
    Auf gar keinen Fall werde ich sterben, ohne den Grund zu kennen.
    »Ist es wegen dieser Geschichte mit dem Weltuntergang?«, fragte sie.
    Die Antwort des Dämons war ein Gebrüll, das es mit einer Düsenmaschine aufnehmen konnte. Es erfüllte sie mit solchem Entsetzen, dass ihr Körper ganz taub wurde und die Glaskugeln ihr aus der Hand fielen, um am Boden zu zerspringen. Der Wille, Widerstand zu leisten, schmolz dahin, und sie sank auf die Knie. »Warum?«, verlangte sie zu wissen. »Sag mir, warum?«
    »Du stehst im Weg«, erwiderte der Dämon. Mit größter Mühe zwang sie sich, ihn anzuschauen. Er war näher gekommen. Sie spürte die Hitze, die er abstrahlte, und sein beißender Schwefelgestank ließ sie würgen.
    »Ich würde das lieber bleibenlassen«, hörte sie eine Stimme sagen.
    Ori?
    Er stand wenige Schritte links von ihr, gekleidet in eine helle, silberne Rüstung, die aus sich heraus zu leuchten schien, die Schwingen waren hinter ihm ausgebreitet. Mit einem tiefen Lachen, das mehr von Rache als von Heiterkeit zeugte, zog er das Schwert aus der Scheide an seiner Hüfte. Die Klinge entzündete sich in weißglühenden Flammen, die im Abendhimmel knisterten.
    »O mein Gott«, flüsterte sie.
    Riley rappelte sich auf und rannte zu ihrem Meister, während der Engel und der Dämon

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