Seelenraub
Lippen.
»Gut möglich«, gab Beck zu.
Erzähl’s ihnen einfach. Wenn es meine Chancen verdirbt, jemals Meister zu werden, dann ist es eben so
. »Der Typ war vor ein paar Tagen in der Armageddon Lounge. Zwei Vierer kamen rein, sie arbeiteten als Team. Der ältere von den beiden hat mich richtig in die Mangel genommen. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie die Dämonen davonstürzten, als stünde ihr Schwanz in Flammen.«
Als Stewart ein finsteres Gesicht zog, kannte Beck bereits seine nächste Frage. »Meine Seele gehört immer noch mir. Aber dieser Ori hat einfach dagesessen und in aller Seelenruhe zugesehen. Sie schienen ihn überhaupt nicht zu belästigen.«
»Warum hast du das nicht eher erzählt?«, wollte der Schotte wissen.
»Die Kacke war an wichtigeren Stellen am Dampfen. Und ich bin nicht gerade stolz darauf, dass ich fast hopsgegangen wäre. Das ist die Wahrheit.«
Der Meister nahm einen großen Schluck von seinem Whisky. »Nächstes Mal erzählst du es mir gleich, verstanden?«, sagte er barsch.
»Ja, Sir.«
»Wussten diese Dämonen, dass er ein Freelancer ist?«, fragte Harper.
»Ich glaub nicht«, erwiderte Beck. »Sie benahmen sich, als wüssten sie nicht, dass er dort war.«
»Zwei Vierer, und dieser Typ macht ihnen keine Beine? Da stimmt was nicht«, sagte Harper. »Freelancer sind immer hinter Geld her.«
»Genau wie heute: Wenn er diesen Fünfer getötet hat, hätte er dableiben müssen, um sicherzustellen, dass ihm der Fang gutgeschrieben wird«, erwiderte Beck.
Und um mich vor Riley schlecht dastehen zu lassen
.
Stewart machte ein nachdenkliches Gesicht. »Schieb mal deine persönlichen Gefühle beiseite, Junge, und sag uns, was dein Bauch dir über diesen Kerl verrät. Was für ein Gefühl hast du?«
Beck versuchte es, aber es war nicht einfach. Zu viele Gedanken an Pauls Tochter funkten ihm dazwischen.
»Dieser Typ ist aalglatt, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm, und das liegt nicht nur an … ihr.«
»Könnte es ebenfalls ein Vierer sein?«, schlug Harper vor. »Vielleicht haben die Hypnos ihn deswegen ignoriert?«
»Ich glaube nicht. Ein Geo-Dämon würde nicht vor einem Vierer kneifen«, murmelte Stewart.
»Riley sagte, er wäre auf geweihtem Boden gewesen. Er ist kein Dämon«, fügte Beck hinzu.
Stewart richtete sich in seinem Sessel auf, als sei ihm gerade etwas eingefallen. »Übernachtet Riley heute in der Kirche?«
»Nein, sie ist zu Hause, jetzt, wo der Fünfer tot ist«, erklärte Beck.
»Ruf sie an und sag ihr, sie soll herkommen.«
»Aber …«
»Mach es einfach«, befahl Stewart ungewöhnlich schroff.
Als Beck die Nummer wählte, sah er den Blick, der zwischen den beiden Meistern getauscht wurde.
»Was denkst du, Angus?«, fragte Harper.
Stewart schüttelte nur kurz den Kopf. Was bedeutete, dass er nicht vor Beck darüber reden wollte.
Der Anruf würde an die Mailbox weitergeleitet. Dasselbe bei ihrem Festnetztelefon. »Sie geht nicht ran.«
»Finde sie. Bring sie her.«
»Ich werde ihr einen Grund nennen müssen.«
»Sie braucht keinen«, sagte Stewart knapp. »Sie bleibt hier, bis wir genau wissen, wer dieser Ori ist.«
»Was geht hier vor, Meister?«, fragte Beck. »Warum bist du so besorgt?«
»Nur die Paranoia eines alten Schotten. Und jetzt ab mit dir, Junge.«
Beck ließ seinen Whisky stehen und ging zur Vordertür. Hinter sich hörte er gedämpfte Stimmen – Stewart erzählte dem anderen Meister gerade, warum er paranoid war. Beck konnte kein Wort verstehen, und irgendwie wollte er es auch gar nicht.
32. Kapitel
Ganz, wie er es versprochen hatte, lehnte Ori an der roten Steinmauer des Friedhofstors, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sah genauso gut aus wie beim ersten Mal, als Riley ihn gesehen hatte. Das glänzende Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und er trug eine schwarze Lederjacke. Keine Spur von diesen Schwingen, kein Hinweis darauf, dass er unter dem Befehl des Himmels stand. Nur ein attraktiver Mann, der sich auf dem Friedhof herumtrieb.
Und auf mich wartet.
Es schien albern, aber nachdem sie Peter angerufen hatte, um ihn wissen zu lassen, dass es ihr gutging, für den Fall, dass CNN die Sache mit Harper brachte, hatte sie geduscht und ihr Make-up aufgefrischt. Sie trug ihre beste Jeans und ihre Lieblingsbluse. Sie versuchte sich einzureden, dass so was ganz normal war, aber so fühlte es sich nicht an.
Als sie aus dem Wagen kletterte, strich Riley sich mit dem Finger über die Lippen.
Weitere Kostenlose Bücher