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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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zurück. Das hatte sie nicht erwartet, nicht nach dieser Nacht, die sie zusammen verbracht hatten. Sie drehte sich zu ihrem Liebhaber um. »Und was für eine Entscheidung soll ich treffen?«
    Ori seufzte schwer, sein Gesichtsausdruck war immer noch besorgt. »Das grundlegende Maß eines Sterblichen ist seine oder ihre Seele. Deine ist sehr kraftvoll, Riley. Aus diesem Grund musst du sie mir überantworten. So wird die Hölle wissen, dass wir eine Bindung eingegangen sind, eine wahre und dauerhafte Bindung. Nur dann wirst du sicher sein.«
    Er will meine Seele?
    »Ja«, sagte er, ihre Gedanken lesend. »Nichts Geringeres als das.« Er stand ein paar Schritte von ihr entfernt. Die Schwingen waren verschwunden, und er sah aus wie jeder Sterbliche. Harmlos, wenn man nicht wusste, was sich unter der Oberfläche verbarg.
    Riley zögerte, so viele Fragen stürmten auf einmal auf sie ein.
Warum sollte ein Engel meine Seele haben wollen? Martha wollte sie nicht haben.
    »Das war etwas anders«, erwiderte Ori.
    »Das ergibt keinen Sinn. Du sagst, die Hölle sei hinter mir her, aber der Fünfer hat versucht mich zu töten, bevor ich die Abmachung mit dem Himmel geschlossen habe.«
    »Der abtrünnige Dämon war nicht hinter deiner Seele her, Riley. Er wollte nur dich und deinen Vater tot sehen.«
    »Warum?«
    Ori trat näher und streckte die Hand aus. »Bitte vertrau mir. Ich mache das nur, damit du am Leben bleibst.«
    Er klang so aufrichtig, trotzdem wich sie einen Schritt zurück. »Ich habe dir vertraut. Ich habe mit dir geschlafen, schon vergessen?« Sie hatte ihm etwas wahrhaft Kostbares geschenkt – ihre Jungfräulichkeit. Das konnte eine Frau nur einmal tun. Dachte Ori so gering von ihr, dass ihm das nichts bedeutete?
    Irgendetwas rührte sich in ihrem Inneren. Riley war sich nicht sicher, was es war, aber es brannte wie lebendige Kohlen in ihrer Magengrube. Sie hatte das schon einmal gefühlt, auf dem Parkplatz mit Allan, direkt, nachdem er sie geschlagen hatte.
    »Was würde das mit dem Seele-Überantworten für mich bedeuten?«, fragte sie.
    »Es bedeutet, dass wir miteinander verbunden wären.«
    »Das ist eine sehr vage Antwort«, brummte sie. »Darin scheinst du echt große Klasse zu sein. Hat dieses Talent was mit den Flügeln zu tun?«
    Ori runzelte die Stirn. »Es ist das Beste für uns beide. Ich bin der Einzige, der dich nicht verletzt hat.«
    »Wart’s ab«, sagte sie, überrascht von ihrer Bitterkeit. Wo kam die her? Vielleicht von der Tatsache, dass bisher noch fast jeder Typ sie angelogen hatte.
    Ori begann vor dem Mausoleum auf und ab zu schreiten, seine Bewegungen waren fahrig, ein Abbild seines aufgewühlten Inneren. »Ich habe diesen Dämon für dich getötet, Riley. Ich habe dir öfter das Leben gerettet, als du weißt. Was soll ich denn noch tun, um dein Vertrauen zu gewinnen?«
    Die Kohlen in ihrem Inneren glichen jetzt einem glühenden Hochofen. Sie spürte, wie ihr Tränen übers Gesicht liefen, und wischte sie mit dem Handrücken fort. »Sag mir die Wahrheit. Mit wie vielen Sterblichen warst du zusammen? Bin ich die erste? Die zehnte, die tausendste?«
    »Es ist zu deinem eigenen Schutz«, entgegnete er. »Du hast keine Ahnung, welchen Gefahren du ausgesetzt bist, sowohl vom Himmel als auch von der Hölle.«
    »Also wird Gott mich ebenfalls zerschmettern?«, sagte sie. »Wenn das passiert, wie soll ich dann das Ende der Welt verhindern? Ihr solltet euch echt mal ein bisschen besser untereinander abstimmen.«
    »Wenn du mich abweist, werden andere dich verfolgen, andere, die bösartiger sind, als du es dir vorstellen kannst. Bitte, Riley, ich bin deine einzige Hoffnung«, beharrte er.
    »Sie können meine Seele nicht bekommen, solange ich sie ihnen nicht gebe«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ach, Riley«, murmelte er, »es gibt unzählige Arten, wie du deine Seele verlieren kannst, die meisten von ihnen basieren auf guten Absichten.«
    »Du lügst! Warum habe ich dir jemals geglaubt?«
    Seine Flügel tauchten wieder auf, eng an den Rücken gepresst und vor Wut bebend. »Überleg es dir gut, Mädchen!«, rief er, die Fäuste geballt. »Ich bin deine letzte Chance! Verweigere dich mir nicht!«
    »O weh, jetzt hast du ihn verärgert«, sagte eine ruhige Stimme. »Das ist niemals gut.«
    Riley fuhr überrascht zusammen, als sie die Gestalt an einem der Grabsteine lehnen sah, gekleidet in schwarzes Hemd und Hose, das kragenlange Haar mit silbrigen Fäden durchzogen. Seine

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