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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Augen waren von einem bodenlosen Mitternachtsblau.
    Ori zuckte zusammen, dann machte er eine tiefe Verbeugung. »Mylord, ich habe Euch nicht erwartet.«
    Mylord?
    Der Neuankömmling lachte über den Engel. »Natürlich nicht. Niemand rechnet je mit mir.« Er wandte sich erneut Riley zu. Sein Blick besaß eine Tiefe, die über alles hinausging, was sie je erlebt hatte.
    »Wer sind Sie?«, flüsterte sie.
    »Ich bin sein Boss«, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf Ori.
    Auf jeden Fall sah er nicht so aus, wie sie sich Gott vorstellte.
    Die Gestalt richtete sich auf. »Du hast es erfasst, Blackthornes Tochter. Du bist ein sehr kluges Mädchen.«
    Blackthornes Tochter
. Dämonen nannten sie so. Vielleicht auch der Himmel? Sie befanden sich auf geweihtem Boden, also konnte er auf gar keinen Fall zur Höllenbrut gehören. Ori hatte ihn »Mylord« genannt, was bedeutete, dass er mindestens ein Engel war.
    »So weit liegst du schon mal richtig«, sagte die Gestalt.
    Na super
. Mr Hallo-da-bin-ich konnte genau wie Ori ihre Gedanken lesen.
    »Ich gebe dir einen Tipp«, sagte der Neuankömmling. Etwas leuchtete in der Luft auf, und neben ihm tauchte ein purpurner Torweg auf. Die Luft im Inneren des Portals brodelte, aufrechterhalten von unsichtbaren Strömungen. Etwas watschelte lebhaft kichernd auf die Torschwelle zu. Es war rund, schwarz und weiß wie ein Fußball und etwa einen Meter zwanzig groß. Es hatte zwei Füße mit scharfen Krallen, Hörner, die aus seinem Kopf hervorragten, und Scheren am Ende der Arme. Kaum hatte das Etwas das Tor durchschritten und seinen bekrallten Fuß auf den geweihten Boden gesetzt, als es aufkreischte und in einer Wolke aus beißendem, schwarzem Rauch verschwand. Der unverkennbare Geruch von Schwefel stieg ihr in die Nase.
    Der Neuankömmling verdrehte die Augen, schnippte mit den Fingern, und das Tor verschwand. »Dämonen sind so dämlich.«
    »O mein Gott, Sie sind …«, begann sie, »… Er?«
    »In der Tat, ich bin Luzifer«, sagte er. »Du würdest staunen, wie viele Sterbliche darauf bestehen, das S-Wort zu verwenden. Oder das mit dem T, was das betrifft.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Ich bin weder das eine noch das andere. Ich bin der Träger des Lichts, der Höllenfürst, der Chef der Gefallenen und der Widersacher. Gib dich nicht mit irgendeinem billigen Ersatz zufrieden.«
    O Scheiße.
    »Das ist eine sehr verbreitete Reaktion«, sagte er.
    »Sie können hier nicht sein!«, protestierte Riley. »Dies ist geweihter Boden. Das muss irgendein Trick sein.«
    »Geweihter Boden ist tödlich für meine Höllenbrut, aber nicht für jemanden, der vom Licht geschaffen wurde. Die gefallenen Engel können ihn ebenso problemlos betreten wie du, Kind.«
    Noch eins von den Dingen, die jemand vergessen hatte, ihr zu erzählen.
    Luzifer ging hinüber zu dem anderen Engel und musterte seinen Diener eindringlich. »Und wie läuft es, Ori?«
    »Mylord, ich erfülle meine Aufgaben, wie Ihr es befohlen habt«, murmelte Ori. »Gewährt mir noch etwas Zeit, ich flehe Euch an.«
    »Aufgaben? Und welche wären das?«, fragte sein Vorgesetzter streng. »Hilf mir auf die Sprünge.«
    Ori schluckte unbehaglich. Seine Schwingen waren nicht länger reinweiß, stattdessen hatte sich an den Spitzen eine dünne, aschgraue Linie gebildet. »Ich sollte den abtrünnigen Dämon vollkommen vernichten, und das habe ich getan.«
    »Und?«
    »Ich sollte die Seele des Mädchens sichern und dazu jede nötige Maßnahme ergreifen.«
    »Was diese zweite Aufgabe angeht«, sagte Luzifer, »stelle ich fest, dass du sie nicht ausgeführt hast. Ist dir dein Fingerspitzengefühl abhandengekommen?« Als Ori nicht antwortete, beugte sich der Fürst näher zu ihm. »Oder gibt es einen anderen Grund?«
    »Du hast mich angelogen!«, schrie Riley und deutete anklagend mit dem Finger auf ihn. »Du hast gesagt, du würdest mich lieben.«
    Das Feuer in Rileys Bauch wurde heißer, dehnte sich bis in ihre Brust aus und drohte, ihr Herz zu umschließen.
    »Ich sagte, ich würde mich um dich kümmern, und das war keine Lüge«, sagte Ori und machte einen Schritt auf sie zu.
    »Klar. Versuch’s noch mal«, fauchte sie. »Du willst doch bloß ihm in den Arsch kriechen.«
    »Außer, dass er einer meiner arrogantesten Diener ist«, begann Luzifer, »ist Ori unglaublich geschickt darin, Sterbliche zu verführen. Männer, Frauen, egal. Für ihn sind alle gleich.«
    »Mylord, bitte«, fing Ori an, als sei es ihm peinlich, dass

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