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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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zurück. »Weil ich es will. Weil ich dich so erstaunlich finde.«
    Erstaunlich?
    Sie machte einen Schritt zurück, obwohl es schwerer war, als sie erwartet hätte.
    »Du runzelst die Stirn. Küsse ich so schlecht?«, neckte er.
    »Nein, es ist nur …«
    »Du glaubst, du seist es nicht wert, geliebt zu werden.«
    »Nein, es ist nur so, das ich nicht viele Erfolgsgeschichten vorweisen kann.«
    »Und warum gibst du mir für die anderen Schuld?«, fragte er ein wenig kühl. »Ich war immer ehrlich zu dir.«
    »Vor allem, weil du mir nicht besonders viel erzählt hast.«
    »Wenn ich dir genau erklärt hätte, wie der Kosmos funktioniert, wie lange ein Engel einem Stern widerstehen kann, der in einer Supernova explodiert, und dass ich dabei war, als alles geschaffen wurde, hättest du mir dann mehr vertraut?«
    Riley schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich gedacht, du würdest lügen.«
    »Genau. Akzeptiere, dass ich es genieße, mit dir zusammen zu sein. Akzeptiere, dass ich den Himmel sehe, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Ich weiß.«
    Sie hatten das Mausoleum ihrer Familie erreicht. Eine bleierne Schwere hatte sich über sie gelegt, also fragte Riley: »Was machen wir heute Abend? Noch ein Picknick?«
Das wäre echt cool
.
    »Heute Abend bleiben wir hier.« Er winkte einmal mit der Hand, und die Doppeltüren des Mausoleums schwangen von selbst auf. Als Engel brauchte man keinen Schlüssel. Riley trat an die Schwelle und schnappte nach Luft. Das Innere war von unzähligen Kerzen erhellt wie eine prachtvolle Kathedrale. Flackernd spiegelte sich das Kerzenlicht in den Buntglasfenstern und brachte das lebhafte Blutrot, Königsblau und Goldgelb zum Leuchten.
    Ori schob sich an ihr vorbei und ließ sich in einer Nische im hinteren Teil des Mausoleums nieder. Riley zögerte. Irgendetwas fühlte sich merkwürdig an, was jedoch keinen Sinn ergab. Er gehörte zu den Heerscharen des Himmels, und er hatte ihr das Leben gerettet. Wenn man nicht einmal einem Engel vertrauen konnte, standen die Dinge wirklich schlecht.
    Er musterte sie aus diesen unergründlichen, dunklen Augen. »Ich wünschte, du wüsstest nicht, wer ich bin. Es hat alles zwischen uns verändert.«
    »Nein. Das ist es nicht.«
    Doch das war es. Er kannte wahrscheinlich Gott persönlich, hatte Seinen Thron poliert oder so etwas. Es war wie in einem dieser Bücher, die sie als Kind gelesen hatte: Ein Mädchen lernt einen Unsterblichen kennen, verliebt sich, und dann geht alles schief, bis sie einander vor einem grässlichen Schicksal retten. Die Bücher hatten immer ein Happy End, aber sie wusste, dass das Schwindel war. Im richtigen Leben gab es niemals ein Happy End.
    Seufzend schloss Riley die schweren Bronzetüren, beunruhigt wegen ihrer widerstreitenden Gefühle. Hinter ihr ertönte ein zischendes Geräusch. Sie drehte sich um und bekam den Mund nicht mehr zu.
    Oris Lederjacke und T-Shirt waren verschwunden, nur seine muskulöse Brust war noch zu sehen. Ein Paar weiße Schwingen hing hinter ihm in der Luft. Sie waren nicht voll ausgebreitet, weil das Mausoleum nicht groß genug dafür war, aber sie waren trotzdem unglaublich. Es gab keinen Hinweis auf die Verletzung, die er in dem Kampf davongetragen hatte.
    Wie gebannt ging Riley auf ihn zu. Jede schimmernde Feder schien zu glühen, sobald das Kerzenlicht darauffiel. Behutsam strich sie mit einem Finger über eine davon. Es fühlte sich an wie Seide.
    Ori zog sie auf den Boden, legte ihren Kopf an seine Schulter und legte schützend einen Flügel um sie. Draußen rüttelten Windböen am Gebäude, und Blätter klatschten gegen die Metalltüren. Alles, was Riley hörte, war ihr Herz, das im gleichen Takt schlug wie seins.
    »Ich könnte für immer hierbleiben«, sagte er.
    »Aber das wirst du nicht«, antwortete sie.
    Ori hob ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen. »Vielleicht doch.«
    Sie wollte, dass er sie küsste, immer weiter küsste, bis nichts anderes mehr zählte. Als seine Lippen zart ihren Mund berührten, fühlte es sich an, als hätte ein Taubenflügel sie gestreift. Der zweite Kuss war beharrlicher. In ihrem Bauch flammte ein Feuer auf. Sie spürte, wie er ihren Hals streichelte und sanft ihr Ohr berührte, als er sich vorbeugte und ihre Wange küsste.
    So gut es sich auch anfühlte, sie hatte das Gefühl, geröstet zu werden. »Dein Flügel ist ziemlich warm«, sagte sie. Er half ihr aus der Jacke. Sie fühlte sich nackt vor ihm, entblößt auf

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