Seelenraub
Ordnung?«
»Ich …« Sie sah sich nervös um. Jede Minute könnten bewaffnete Männer die Gasse stürmen, um sie zu verhaften. »Ich stecke in ziemlichen Schwierigkeiten. Die Dämonenjäger sind hinter mir her.«
Morts Augenbrauen hoben sich gleichzeitig. Eine Sekunde lang war sie sicher, dass er ihr die Tür vor der Nase zuknallen würde, doch zu ihrem Erstaunen winkte er sie zu sich. »Dann solltest du besser hereinkommen.« Er schloss die Tür hinter ihr und legte den Riegel vor. »Was ist passiert?«
Riley konnte ihm nicht alles anvertrauen, aber zumindest konnte sie ihm die Kurzversion erzählen. Das hatte er verdient, wenn er schon bereit war, einem Flüchtling zu helfen.
Es sprudelte nur so aus ihr heraus. »Ich habe einen gefallenen Engel kennengelernt, der meine Seele stehlen will, ich schulde dem Himmel einen Riesengefallen, und die Dämonenjäger wollen mich verhaften, weil sie glauben, ich würde für Luzifer arbeiten. Ich brauche einen Platz, an dem ich mich verstecken kann, bis ich das alles geklärt habe.«
»Mehr nicht?«, fragte der Totenbeschwörer mit einem Lächeln.
Riley starrte ihn an. Wie konnte er bei all dem so ruhig bleiben?
»Was haben die Jäger vor?«, fragte er.
»Sie machen gerade eine Razzia bei Beck. Sie könnten auch hierherkommen.«
»Das würde ihnen nichts nützen«, erklärte er. »Sie würden dich nicht finden, selbst wenn sie ins Haus kämen. Magie hat ihre Vorteile, weißt du.«
»Du könntest große Schwierigkeiten bekommen, weil du mich hereingelassen hast«, warnte sie.
»Ziemlich sicher sogar. Wo hast du geparkt?« Sie erzählte es ihm. »Gib mir deinen Schlüssel. Ich verstecke das Auto.«
Riley reichte ihm den Schlüsselbund und beschrieb ihm den Wagen. Sie wusste, dass sie ihm einfach vertrauen musste.
Mort deutete durch die Halle auf den runden Raum. »Ich werde meiner Haushälterin sagen, dass sie dir etwas zu essen bringen soll. Du siehst aus, als könntest du es brauchen.«
»Danke. Ich meine es ganz ernst. Ich kann sonst nirgends hingehen«, gab sie zu.
»Ich habe nicht oft die Gelegenheit, den Guten zu spielen. Es macht Spaß.«
Nicht, wenn die Jäger dich verhaften.
Mort öffnete die Eingangstür und sah sich noch einmal zu ihr um. »Er sagte, du würdest kommen.«
Ehe sie fragen konnte, wen er meinte, war der Nekro verschwunden.
Riley ging durch die Halle in den großen Raum, doch jeder Schritt fühlte sich an wie eine Meile. Der Geruch eines Holzfeuers stieg ihr in die Nase, als sie ihre Botentasche auf die Picknickbank fallen ließ. Sie stieß einen schweren Seufzer aus. Er wurde von einem merkwürdigen Geräusch beantwortet, das wie das Rascheln trockener Blätter klang. Es erinnerte sie an Ozymandias’ Illusionen auf dem Friedhof. Hatte Mort sie ebenfalls verraten? Dann sah sie die Gestalt, die unbeholfen aus dem Sessel in der Ecke aufstand, eine dürre Vogelscheuche in Anzug und roter Krawatte. Mit langsamen Bewegungen kam sie in den helleren Teil des Raumes, eine braune Haarsträhne fiel ihr auf so vertraute Weise in die Stirn.
»Spatz?«, rief die Gestalt.
»Daddy?«, schrie sie.
Riley stürzte ihrem Vater entgegen und warf ihn beinahe um. Als sie sich umarmten, stieg ihr der Duft von Zedernholz und Orangen in die Nase.
»Meine wunderschöne Tochter«, murmelte er und drückte sie fest. »Ich habe dich so sehr vermisst.«
»Es ist alles schiefgegangen, Dad. Ich habe so viele Fehler gemacht.«
»Es wird alles gut«, tröstete er. »Wir werden das durchstehen … zusammen. Ich lasse dich nicht im Stich.«
Sie war wieder mit ihrem Vater zusammen. Die ganze Welt mochte nach ihnen suchen, doch das spielte jetzt keine Rolle mehr.
Während Rileys Tränen seine Anzugjacke durchnässten, legte sie ein allerletztes Gelübde ab:
Ich schwöre, dass die Hölle diesen Mann nicht bekommen wird. Selbst wenn es bedeutet, dass ich seine Stelle einnehme.
… und dämonisch spannend geht es weiter!
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vom dritten Band!
HÖLLENFLÜSTERN
Riley Blackthorne –
Die Dämonenfängerin 3
ab März 2013 im Buchhandel
1. Kapitel
2018
Atlanta, Georgia
Riley Blackthorne hatte keine Tränen mehr. Sie hatte sich leergeweint, trotzdem löste sie sich nicht aus der Umarmung des toten Mannes. Wenn es möglich wäre, würde sie für den Rest ihres Lebens in den Armen ihres Vaters bleiben.
Als sie aufblickte, erwiderten traurige braune Augen ihren Blick. Der Meisterfänger Paul Blackthorne war jetzt ein
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