Seelenraub
Dämonenjäger nach Atlanta zu entsenden. Ich denke, wir sollten das Angebot annehmen.«
Die Muskeln in Becks Kiefer spannten sich an, und er wog seine Worte sorgfältig ab. »Ich bin sicher, dass die großen Jungs gute Arbeit leisten, aber sie kennen weder Atlanta noch seine Dämonen. Unsere Höllenbrut ist anders als die in New York City oder L. A. … oder Rom, was das betrifft.«
»Sie wollen also behaupten, Ihr Wissen über die Stadt sei in dieser Situation nützlicher als die Fachkenntnisse des Vatikans?«, fragte die Ratsfrau.
Die Lady warf ihm genau die richtigen Fragen zu, und Beck war ihr dankbar dafür. »Genau, Ma’am. Gestern Abend wurden wir aus dem Hinterhalt angegriffen, und das wird nicht noch einmal vorkommen.«
»Wenn die letzte Nacht ein Beispiel für die Arbeit der Dämonenfänger war, dann stecken wir richtig in Schwierigkeiten«, beharrte der Bürgermeister.
Eines der anderen Ratsmitglieder nickte. »Das sehe ich auch so. Wir sollten die Jäger bitten, nach Atlanta zu kommen. Sie werden sich der Sache annehmen.«
»Seit die Stadt existiert, kümmern sich die Fänger um unser Dämonenproblem«, protestierte die Ratsfrau. »Eine Einheit von außen hierherzuholen würde alles nur noch schlimmer machen. Die Jäger sind nicht von hier, und sie müssen niemandem außer der Kirche Rede und Antwort stehen.«
»Wir müssen die Angelegenheit schnell aus der Welt schaffen«, erwiderte Montgomery. »Bedeutende Wirtschaftsunternehmen erwägen, sich in dieser Stadt anzusiedeln. Wenn wir das Problem nicht schnellstmöglich in den Griff bekommen, verlaufen diese Überlegungen im Sande.« Sichtlich aufgewühlt, begann der Bürgermeister, die Papiere vor sich zusammenzuschieben. »Die Zunft ist schuld an unseren momentanen Schwierigkeiten. Die Fänger hatten ihre Chance, und sie haben’s vermasselt. Wir brauchen Profis, keine Amateure.«
Angesichts dieser massiven Beleidigung lief Stewart dunkelrot an. Sein Mund öffnete sich, aber es kam kein Wort heraus. Beck war sicher, der Meister würde einen Herzinfarkt erleiden.
Ein Antrag wurde gestellt und zur sofortigen Abstimmung gebracht, das Votum fiel zugunsten der Dämonenjäger aus. Es gab nur eine einzige Gegenstimme: Die Ratsfrau stand zu ihren Prinzipien.
»Antrag angenommen.« Der Bürgermeister schloss die Sitzung und erhob sich von seinem Platz. »Begraben Sie Ihre Toten und dann machen Sie Feierabend, meine Herren«, sagte er. Hinter ihm lächelte sein Assistent verschlagen, als hätte er gerade einen wichtigen Sieg errungen.
Beck konnte seinen Zorn nicht länger zurückhalten. Er machte einen Schritt nach vorn, die Fäuste geballt, doch er wurde sofort von den Cops aufgehalten, die die Hände an den Waffen hatten.
»Nicht, Junge«, sagte Stewart hinter ihm. »Gib es auf. Sie hören dir nicht zu.«
Sobald sie sich durch die Menge gedrängt hatten und im Truck saßen, zog der Meister einen silbernen Flachmann aus der Tasche und nahm einen tiefen Schluck. Er bot Beck davon an, der ebenfalls etwas trank. Der Whisky brannte auf seinem Weg nach unten in seiner rauen Kehle. »Danke«, sagte Beck und gab den Flachmann zurück. Als er aus der Parklücke ausscherte, fragte er: »Warum hast du mir das Reden überlassen? Ich bin nur ein Geselle.«
Der alte Dämonenfänger nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche, dann schmatzte er vernehmlich. »… der eines Tages ein Meister sein wird. Da kannst du dich genauso gut jetzt schon mit den Spielregeln vertraut machen. Es wird nicht einfacher werden, das steht verdammt nochmal fest.«
»Aber ich bin nicht …«
das, wofür du mich hältst.
Stewart starrte ihn finster an. »Paul Blackthorne hat nur die Besten ausgebildet. Du wirst doch wohl nicht die Erinnerung an ihn besudeln wollen?«
Der Meister hatte ihn am Haken, nie und nimmer könnte Beck seinem Freund Schande bereiten. »Nein, Sir.«
»Gut. Jetzt bring mich erst einmal nach Hause. Ich brauche etwas Schlaf. Hol mich gegen acht Uhr heute Abend ab, dann fahren wir zu Harper. Wir müssen einen neuen Versammlungsort finden, den Papierkram für die Versicherungen erledigen, all so was.«
»Aber wenn die Jäger nach Atlanta kommen …«
»Um so wichtiger, dass wir unser Haus bestellen.«
6. Kapitel
Oakland-Friedhof
. Es war der allerletzte Ort, an dem Riley sein wollte, aber nein, jetzt stapfte sie die asphaltierte Straße entlang, die zum Friedhof führte. Das Gelände lag im östlichen Teil der Stadt und war Mitte des neunzehnten
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