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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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rechneten sie mit Ärger. »Sie haben sich Rückendeckung mitgebracht«, murmelte Beck. Er hörte seinen Partner schnauben.
    »Das sind nicht alle«, stellte Stewart fest. »Der Ratspräsident fehlt. Ich frage mich, warum die anderen nicht hier sind.«
    Sobald die Ratsmitglieder Platz genommen hatten, setzte Beck sich auf den Stuhl neben dem Meister und wartete. Vor lauter Anspannung trommelte er mit den Fingern auf seinen Knien herum. Als er sich mit der Hand über die Stirn wischte, war sie feucht. Er wollte seine Lederjacke ausziehen, aber dann würde jeder die Schweißflecken sehen und dass sein Hemd wegen des Fiebers an ihm klebte. Er hatte sich vor der Sitzung umgezogen und sorgfältig den linken Oberschenkel frisch verbunden, um seine Jeans sauber zu halten. Doch so, wie das Bein pochte, argwöhnte er, dass das nichts als Zeitverschwendung gewesen war.
    O Mann, ich fühl mich echt scheiße
. Zumindest würde er sich in vierundzwanzig Stunden besser fühlen. Bis dahin musste er einfach durchhalten.
    »Wer von Ihnen ist Harper?«, fragte der Bürgermeister, ohne von den Papieren vor sich aufzublicken.
    Stewart räusperte sich. »Er konnte wegen seiner Verletzungen nicht kommen. Ich bin Meisterfänger Angus Stewart. Ich bin befugt, für die Zunft zu sprechen.«
    »Können Sie aufstehen, wenn Sie sprechen?«, fragte der Bürgermeister. »Es macht es leichter für uns.«
    »Aber nicht für mich«, sagte der Schotte und blieb sitzen. »Erzähl ihnen, warum,
Junge

    Mühsam stand Beck auf. »Was Meister Stewart sagen will, ist, dass er verletzt ist. Es ist besser, wenn er sitzen bleibt.«
    Der Bürgermeister runzelte die Stirn, dann nickte er knapp. Becks Aufmerksamkeit wanderte zu dem jungen Mann direkt hinter Montgomery. Er sah aus wie jeder andere junge Politikerassistent, aber irgendetwas an ihm fühlte sich merkwürdig an. Der Typ sah Beck nicht in die Augen, sondern richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf seinen Boss.
    »Und wer sind Sie?«, fragte der Bürgermeister und musterte Beck prüfend, als hätte er ihn gerade dabei ertappt, wie er in sein Haus einbrach.
    »Ich bin Denver Beck. Fänger-Geselle.«
    »Mr Buck«, begann der Bürgermeister, »wir sprechen Ihnen für die Verluste, die die Zunft erlitten hat, unser tiefstes Beileid aus.«
    Das bedeutet doch nur: »Solange mein Arsch in Sicherheit ist, mach ich das gerne«, nur etwas feiner ausgedrückt.
    »Mein Name ist
Beck
«, sagte er. Widerwillig fügte er hinzu: »Danke.«
    Die Ratsfrau, die drei Plätze vom Bürgermeister entfernt saß, ließ ein leichtes Lächeln sehen. Sie war Afroamerikanerin, mit karamellfarbener Haut und strahlenden Augen. Vor ihr stand kein Namensschild, so dass Beck keine Ahnung hatte, wer sie war.
    »Was gedenken Sie, gegen diese Dämonen zu unternehmen?«, verlangte Montgomery zu wissen.
    Beck sah zu Stewart hinüber, der ihn mit einer Handbewegung zum Weitersprechen aufforderte.
Wieso soll ich das ganze Reden übernehmen?
    »Meister Harper hat den Bundesverband informiert, sie werden uns weitere Meister schicken, damit wir neue Lehrlinge ausbilden können.«
    »Wie löst das das aktuelle Problem?«, fragte die Ratsfrau.
    »Gar nicht«, gab Beck zu. »Wir haben einen Aufruf an andere Fänger rausgeschickt, vorübergehend nach Atlanta zu kommen.«
    »Wie viele Mitglieder hatte die Zunft?«, fragte die Ratsfrau.
    Beck warf Stewart einen raschen Blick zu, und der Meiser flüsterte ihm die Antwort zu.
    »Sechsundfünfzig«, antwortete Beck und kam sich vor wie eine sprechende Puppe. »Aber nicht alle waren aktiv. Im Moment sind wir etwa zwanzig arbeitsfähige Fänger.« Noch nie in seinem Leben hatte er sich so fehl am Platze gefühlt. Was wusste er schon von diesem ganzen Politkram? Zur letzten Wahl war er nicht einmal hingegangen.
    »Was ist mit den Dämonenjägern? Warum können die sich nicht darum kümmern?«, fragte ein glatzköpfiger Ratsherr.
    Endlich ergriff Stewart das Wort. »Ich habe heute Morgen mit dem Erzbischof gesprochen. Die Kirche ist der Ansicht, dass wir die Sache in den Griff bekommen können.«
    Der Assistent des Bürgermeisters beugte sich vor und flüsterte Montgomery etwas ins Ohr. Der Bürgermeister schüttelte den Kopf, woraufhin der Mann wiederholte, was immer er gesagt hatte. Dieses Mal erntete er ein Nicken.
    »Bei allem Respekt, aber da muss ich dem Erzbischof widersprechen«, sagte Montgomery. »Der Gouverneur hat sich mit dem Vatikan in Verbindung gesetzt, und dieser hat angeboten, ein Team

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