Seelenraub
schon. Nur für mich. Er ist einfach irre.«
Schließlich warf Riley doch einen Blick auf den näher kommenden Traumtypen und lächelte. Es war Ori, dressed to kill. Im wörtlichen Sinn, wenn man ein Dämon war.
Simi wird tierisch eifersüchtig sein
.
Und tatsächlich, als Ori vor ihnen stehen blieb, fehlten ihrer Freundin die Worte, vermutlich zum allerersten Mal.
»Riley«, sagte er mit einer Stimme, die Stahl zum Schmelzen bringen würde.
»Ori«, sagte sie. Irgendwie fühlte sich der Tag schon viel besser an. »Wie geht’s?« Simi neben ihr schien in Schockstarre gefallen zu sein.
»Du … du kennst diesen Typ?«, fragte sie atemlos.
»Klar. Ori und ich haben uns auf dem Markt kennengelernt. Er hat versucht, ein Schwert zu kaufen.«
»Berufsrisiko. Als Drachentöter verbraucht man jede Menge Schwerter«, scherzte er, richtete seine bodenlosen Augen auf Simi und spielte den ganz Harten. Aber so war er ja eigentlich immer.
»O Gott, bist du scharf«, platzte ihre Freundin heraus.
Riley hielt sich im Geiste die Augen zu. »Simi arbeitet im Café. Und ernährt sich von Koffein.«
»Ah, das erklärt alles«, erwiderte Ori höflich. Die Vergötterung durch ihre Freundin schien ihn nicht im Geringsten zu stören. »Angenehm.«
»Tötest du wirklich Drachen?«, fragte sie. Ihr Blick klebte an ihm.
»Gelegentlich. Und natürlich rette ich auch das eine oder andere Burgfräulein«, sagte er und zwinkerte Riley zu.
Eine Sekunde lang glaubte sie, Simi würde an Ort und Stelle über den Typ herfallen.
Als hätte Ori die Gefahr gespürt, sagte er: »Ich gehe besser. Es war schön, dich kennenzulernen, Simi. Wir sehen uns später, Riley.« Dann ging er mit wehendem Staubmantel davon.
Die Kellnerin packte Riley am Arm. »Du hast mir was verheimlicht, eine schöne Freundin bist du. Ich will die Einzelheiten hören. Alle. Auf der Stelle!«
»Es gibt keine Einzelheiten. Er ist geschäftlich in Atlanta, und wir treffen uns gelegentlich.«
»Ihr trefft euch? Hat er dich schon geküsst?«
Was?
»Na hör mal! Ich bin mit jemand anderem zusammen. Hältst du mich für eine Schlampe, oder was?«
»Ein Kuss tut doch niemandem weh. Ich meine, wahrscheinlich explodierst du vor Ekstase, aber hey, er wäre es wert. Typen wie ihn sieht man nicht besonders oft.«
Simi hatte recht, Ori gehörte zur Spitzenklasse. Und das bedeutete, dass er nicht in ihrer Liga spielte.
»Stimmt, aber er bleibt nicht lange in Atlanta. Sobald sein Job erledigt ist, ist er wieder weg. Simon geht nirgendwohin.«
Simi scheuchte sie in eine Seitenstraße. »Sei nicht albern. Dieser Ori mag dich, oder er würde nicht die ganze Zeit mit dir rumhängen.«
»Ich will nicht darüber reden.«
»Du bist viel zu spießig, Mädel. Du musst ab und zu auch mal wild sein.«
»Du bist die Wilde. Ich bin die Vernünftige.«
Zum Glück war die Unterhaltung beendet, sobald Simi ihre Freundin in einen Frisiersalon führte. Die Haarfarben der Friseurin waren sogar noch abgedrehter als bei Simi, was Riley nicht gerade Vertrauen einflößte. Aber nach der Haarwäsche, der Kopfhautmassage und der Intensivkur begann sie sich zu entspannen. Die Frau schien zu wissen, was sie tat, entfernte geschickt das verbrutzelte Haar und brachte es mit klappernder Schere wieder in Form.
»Du hast es mit dem Lockenstab aber heftig übertrieben«, sagte sie. »Ich habe noch nie Haare in so schlechtem Zustand gesehen.« Im Spiegel sah Riley ihre Freundin heftig gestikulieren, um die Unterhaltung in andere Bahnen zu lenken. Doch die Friseurin redete weiter. »Wie hast du das bloß geschafft?«
Ehe Riley überlegen konnte, wie sie sich am besten davor drücken könnte, zu erklären, wie ihre Haare in diesen Zustand geraten waren, zupfte Simi die Friseurin am Ärmel und zog sie beiseite, um kurz unter vier Augen mit ihr zu sprechen.
Als die Frau zurückkam, war sie ganz zerknirscht. »Tut mir leid, das wusste ich nicht. Ich sorge dafür, dass dein Haar richtig gut aussieht, und du brauchst nichts dafür zu bezahlen.«
»Aber …«, begann Riley.
»Nein. Ich hätte dich aus dem Fernsehen erkennen müssen. Keine Sorge, du wirst großartig aussehen, wenn ich fertig bin. Das hast du dir verdient, nach allem, was du für uns getan hast.«
Dreiundzwanzig Minuten später trat Riley aus dem Laden, ohne die angekokelten Haarspitzen und mit einem Schnitt, der
echt gut kam
, wie die Friseurin sagte. Und das tat er. Kam echt gut. Sie hatte die Friseurin dazu überredet, ein großzügiges
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