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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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kurz vor dem Ende der Gasse folgte. Rechts von der Tür hingen zwei Tafeln. Das Blitzzeichen der Gesellschaft und ein weiteres, auf dem stand: MORTIMER ALEXANDER . ADVOKAT DER TOTENBESCHWÖRER VON ATLANTA .
    Riley kratzte ihren ganzen Mut zusammen und klopfte. Schließlich öffnete sich die Tür, und die tote Frau spähte zu ihr hinaus.
    »Ja?«
    »Ich bin Riley Blackthorne. Ich muss mit Mortimer über meinen Dad sprechen«, sagte sie und zeigte die Visitenkarte vor, die ihr der Mann auf dem Markt gegeben hatte.
    Die tote Frau winkte sie herein.
    Jetzt muss ich ihn nur noch überzeugen, mir zu helfen.
    Aus Mortimers Äußerem – er war klein, breit und trug einen Trenchcoat und Filzhut – hatte Riley immer geschlossen, er sei unverheiratet und lebte noch bei seiner alten Mutter. Doch dieses Haus sah nicht so aus, als lebte hier eine silberhaarige Mom. Der Eingangsbereich war glänzend weiß gefliest, ein schwarzer Schirmständer aus Keramik und ein altmodischer, hölzerner Garderobenständer, an dem Morts Hut und Mantel baumelten, bildeten die Einrichtung.
    »Hier entlang«, sagte die Frau und ging geräuschlos durch einen Gang zu ihrer Linken. Während Riley ihr folgte, lief ihre Phantasie auf Hochtouren. Im Haus eines Totenbeschwörers mussten die Wände doch voll sein mit allen möglichen geheimnisvollen Symbolen. Sie erwartete riesige Bücherschränke aus Eichenholz mit uralten Lederfolianten und mindestens eine herumschleichende schwarze Katze. Vielleicht sogar einen abgefahrenen Zauberstab und einen spitzen Zauberhut.
    Doch sie entdeckte nichts davon. Das Zimmer, das sie betraten, war vollkommen rund, hatte einen Durchmesser von mindestens fünfundzwanzig Metern, weiß getünchte Steinwände, die bis zur gewölbten Holzdecke mit einer Reihe Oberlichtern reichten, die einen dramatischen Blick in den Himmel boten. Irgendwo in der Nähe plätscherte Wasser eine angenehme Melodie, aber Riley konnte die Quelle nirgends entdecken.
    Im Raum roch es leicht nach Holzfeuer. Kein frischer Rauch, wie man es bei einem offenen Kamin erwarten würde, sondern ein alter Duft, als sei er in die Mauersteine eingebacken.
    Hier könnte ich auch glatt wohnen.
    Ein Rotholz-Picknicktisch mit zwei Bänken stand genau in der Mitte des Raumes unter den Oberlichtern. Auf einer Seite des Tisches entdeckte sie ein Tintenfass und einen schwarzer Füllfederhalter, eins von diesen altmodischen Dingern, die man selbst auffüllen musste. Links lag ein ordentlicher Stapel Bücher. Ein kurzer Blick auf die Buchrücken verriet ihr, dass Mortimer C. S. Lewis und Werke mit deutschen und lateinischen Titeln mochte.
    Ihre Begleiterin ging auf einen dunklen Holztresen zu, der sich um einen Teil des Raumes zog, füllte einen Wasserkocher und steckte den Stecker in die Steckdose. Dann verschwand sie. Riley verstand den Wink und rührte sich nicht vom Fleck, sondern trommelte, vor Anspannung ganz hibbelig, nur mit den Fingern gegen ihre Botentasche. Neben dem Picknicktisch entdeckte sie verwischte Kreidespuren, rostrote Kleckse bedeckten den Dielenfußboden. Die rostroten Flecken erinnerten sie an getrocknetes Blut.
    Wahrscheinlich ist er ein Serienmörder.
Das waren die Netten doch immer.
    »Riley?«
    Sie drehte sich um und starrte Mortimer verblüfft an, als er direkt aus der gekrümmten Wand zu treten schien.
    Noch mehr Magie.
Riley fand den Witz nicht besonders komisch, aber sie brauchte seine Hilfe.
    »Du hättest dein Gesicht sehen sollen«, sagte er und schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln. Mort trug ein strahlend weißes Hemd und Bluejeans, ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte. Er wirkte auch irgendwie dünner, als würde der Trenchcoat ihn dreißig Pfund schwerer machen.
    »Ich bin so froh, dich in einem Stück zu sehen«, fügte er hinzu. »Als ich hörte, was passiert war, hatte ich Angst, du wärst tot.«
    »Das dachte ich auch.« Um das Thema zu wechseln, deutete Riley auf das merkwürdige Möbelstück. »Warum hast du einen Picknicktisch hier drin?«
    »Er ist leicht beiseitezuräumen, wenn ich ein Ritual zelebrieren will«, erklärte er. »Für große Schreibtische braucht man einen starken Rücken, und meine Leute sind nicht so robust.«
    Leute?
»Du meinst die Untoten?«
    Mortimer verzog das Gesicht. »Ich bevorzuge die ›Reanimierten‹. Untote ist so respektlos.«
    »Tut mir leid«, sagte sie. Er zuckte die Achseln, als sei es keine große Sache, aber sie merkte, dass es ihm doch wichtig war. »Ich bin wegen meines

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