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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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anderen aus den Tüten zogen und sie miteinander verglichen. Riley stellte sich in die Parklücke und seufzte erleichtert, froh, dass die Modenschau vorbei war.
    Es war nicht weiter überraschend, dass die Zaubergasse sich von allen anderen Straßen rundherum unterschied. Zum Beispiel dieser kupferne Torbogen über dem Eingang, der mit dem Emblem der Gesellschaft der Totenbeschwörer verziert war – ein gezackter Blitz, der einen Grabstein aus Granit traf. Darunter standen die Worte:
    Memento mori.
    »Sei eingedenk, dass du sterben musst.«
    Darüber zerbrach Riley sich den Kopf – nicht über den deprimierenden lateinischen Spruch, sondern über die Tatsache, dass das Kupfer immer noch da war. Warum hatte es nicht schon längst jemand gestohlen? Jedes Stück Metall, das abgesägt und gegen Bares verkauft werden konnte, war längst verschwunden. Neugierig berührte sie den Torbogen – und schrie im selben Moment vor Schmerz auf und riss die Hand zurück. Das Kupfer war glühend heiß, als käme es gerade frisch aus dem Hochofen, trotzdem hatte sie keine Verbrennungen an den Fingern. Ein merkwürdiges Prickeln wanderte ihren Arm hoch bis zur Schulter und ließ ihre Muskeln zucken.
    Magie.
    Jeder, der versuchte, den Torbogen herunterzureißen, hätte das Gefühl, bei lebendigem Leib geröstet zu werden. Offensichtlich ließ sich die Magie der Totenbeschwörer nicht nur dazu verwenden, Leichen zu stehlen.
    Die Zaubergasse hatte ein Kopfsteinpflaster, an den Mauern klebte trockenes Efeu an verdrehten braunen Ästen. Links und rechts säumten Torwege die Straße, von denen manche das unverwechselbare Siegel der Totenbeschwörer zeigten. Direkt vor ihr auf der rechten Seite befand sich ein Café mit Buntglasfenstern und einer an die offene Tür geklebten Speisekarte. Ein Stückchen weiter die Straße hinunter, auf der linken Seite, hing ein verwittertes Schild –
Beifuß, Buch und Besenstiel
. Riley hatte sich schon immer gefragt, wo die Hexen wohl ihren Laden hatten, den Ursprung des Standes auf dem Terminus-Markt. Je näher sie dem Laden kam, desto besser fühlte sie sich, die prickelnde Magie tanzte nicht länger auf ihrer Haut herum. Ob das irgendein Hexenzauber war?
    Sie ging weiter, und die Straße verengte sich, bis eine solide Steinmauer ihr den Weg versperrte. Sie war mit Metallbriefkästen übersät, die in willkürlichen Abständen von dreißig Zentimetern über dem Boden bis fast unter die Kante angebracht waren. Halbe Mauersteine ragten wie bei einer Kletterwand aus der Mauer. Offensichtlich mussten die Besitzer der höher gelegenen Briefkästen dort hinaufsteigen, um ihre Werbung zu holen.
    Der Briefträger ist bestimmt begeistert.
    Jeder Briefkasten war anders. Oben auf dem von
Beifuß, Buch und Besenstiel
hockte eine schimmernde Fee mit einem Miniaturzauberstab in der Hand, während auf einem anderen Kasten eine schwarzweiße Katze mit einem hölzernen Schwanz und funkelnden gelben Augen kauerte.
    Riley rieb sich die Schläfen, um ihren zunehmenden Kopfschmerz zu lindern, dann nahm sie einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie ihren Spaß an diesen Seltsamkeiten gehabt, aber jetzt war sie nicht in der Stimmung. Während sie die Flüssigkeit herunterschluckte, betrachtete sie nachdenklich die zwei schmalen Gassen, die zu beiden Seiten abzweigten. Rechts oder links? Morts Karte verriet nicht, welchen Weg sie nehmen sollte. Riley hatte gerade beschlossen, sich im Hexenladen zu erkundigen, als eine tote Frau aus dem linken Durchgang kam. Sie hatte silbriges Haar, das sich am Kragen ordentlich kringelte, und trug einen hellen elfenbeinfarbenen Mantel und marineblaue Hosen.
    Die Frau blieb stehen, dann trat sie vor, wobei ihre Pumps auf dem unebenen Pflaster klapperten. Sie klappte einen Briefkasten mit einem Windrädchen auf und holte den Inhalt heraus, doch als sie sich abwandte, entglitt ihr ein Hochglanzmagazin und landete auf dem Kopfsteinpflaster. Riley sammelte es auf. Es war eine Ausgabe des
Beschwörer Magazins
. Der Name auf dem Adressenetikett lautete Mortimer Alexander.
    Hab ich dich.
    Die verstorbene Frau versuchte ein Lächeln, als Riley ihr die Zeitschrift reichte, doch der Versuch ging daneben, da die Gesichtsmuskeln nicht mehr richtig arbeiteten. Im besten Fall waren Untote halbverwischte Kopien ihres wahren Selbst. Etwas von ihrer Persönlichkeit lebte weiter, doch nichts von ihrer Freude.
    Riley wartete kurz, ehe sie der Frau zu einer helllila Tür

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