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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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und seine Kapuze war zurückgerutscht, so dass sein strohblonder Haarschopf mit schwarzen Streifen zum Vorschein kam. Der Geruch von nasser Farbe stieg ihr in die Nase, als er in weiten Bögen sprayte und tropfende rote Buchstaben hinterließ. Als sie näher kam, fuhr er überrascht zusammen und sah sie voller Panik an. Während er davonschoss, fiel ihm die Spraydose aus der Hand, rollte über den unebenen Boden und stieß gegen die Spitze ihrer Tennisschuhe.
    Die blutrote Farbe begann sich zu verändern, wurde zuerst hellrot, dann rosa und schließlich weiß. Sie rutschte Stein für Stein nach unten, als würde jemand sie mit einem Gummiwischer abwischen. Als sie den Boden erreichte, knisterte sie, dann verschwand sie in einer hellen Staubwolke. Noch mehr Magie. Bei den ganzen Rechtschreibfehlern dauerte es einen Moment, bis sie kapierte, was der Junge geschrieben hatte.
    Nekrohs sind scheise!
    »Da kann ich dir nicht widersprechen.«

10. Kapitel

    »Welch ein entzückender Schlupfwinkel«, sagte Riley. Sie stand in der Tür zum Kellerraum der katholischen St.-Brigid-Church. Er war nicht gerade nobel, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Etwa vier Meter fünfzig auf vier Meter fünfzig, mit zwei hölzernen Doppelstockbetten, einem Tisch, zwei Küchenstühlen und einem minzgrünen Sofa. Es gab einen kleinen Fernseher, einen Minikühlschrank, eine Mikrowelle und eine Arbeitsplatte mit tiefem Spülbecken. Ein schmaler Gang führte zum Badezimmer. Wenn die weißen Wände und das Kruzifix über der Tür nicht gewesen wären, hätte es sich angefühlt wie ein Bunker.
    Riley ließ ihre Botentasche auf den Tisch fallen und zog sich in das winzige Badezimmer zurück, um in ihren Lieblingspyjama zu schlüpfen, den mit den herumtobenden Pandabären. Der Pyjama war total albern, aber ihre Mom hatte ihn ihr gekauft, und es hingen schöne Erinnerungen daran.
    Wenn Beck das sieht …
    Aber er würde es nicht sehen, es sei denn, irgendetwas ging fürchterlich schief, und er musste hier unterschlüpfen. In diesem Fall wäre ein Panda-Pyjama ihre geringste Sorge. Nachdem sie sich das Gesicht geschrubbt und die Zähne geputzt hatte, legte Riley ihre zusammengelegten Sachen auf einen der Stühle. Ein heißer Windstoß aus einem Lüftungsschlitz in der Decke brachte ihre Haare durcheinander. Sie starrte finster nach oben.
    »Viel zu warm«, sagte sie. Die Suche nach einem Thermostat blieb ergebnislos. Gar nicht gut. Sie hatte also die Wahl, entweder auf dem Friedhof zu frieren oder hier geröstet zu werden.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Tür abgeschlossen war, probierte Riley eines der unteren Betten aus, das eindeutig ihre Zustimmung fand. Sie boxte ein paarmal energisch in das Kissen, um es richtig in Form zu bringen, legte sich auf den Rücken und starrte auf die Unterseite der Matratze über ihr.
    Die Heizung sprang aus. Dann wieder an. Wieder aus.
    Sie war todmüde, aber der Schlaf hielt sich hartnäckig versteckt. Es war nicht die Heizung, die sie wachhielt, es war nur so, dass sie um diese Tageszeit den Schmerz am deutlichsten spürte. Sie rief sich die Stimme ihres Dads ins Gedächtnis, dann die ihrer Mom. Sie erinnerte sich an Bruchstücke aus der Familiengeschichte der Blackthornes.
    Schließlich setzte Riley sich im Bett auf. Bis zur oberen Matratze waren höchstens noch fünf Zentimeter Platz. Offensichtlich nahmen große Leute das obere Bett. Sie hatte sich nichts zum Lesen mitgebracht, weil sie sicher gewesen war, auf der Stelle einzuschlafen. Um die Zeit totzuschlagen, kramte sie ihr Handy hervor und scrollte sich durch die SMS . Brandy, ihre Erzfeindin an der neuen Schule, fragte nach, ob sie am Freitag zur Schule kommen würde. Riley ignorierte die Nachricht. Drei SMS von Simi wegen eines Gnarly-Scalenes-Konzerts im März und mit der Frage, ob sie Lust hätte, mitzukommen.
Vielleicht
. Nichts von Peter. Sie könnte ihm eine SMS schicken, aber was sollte sie schreiben?
Hocke in einer Kirche fest, damit die Dämonen mich nicht fressen
. Das konnte sie nicht machen, nicht bei jemandem, der immer für sie da war.
    Stattdessen wählte sie seine Nummer. »Peter?«
    Es gab eine längere Pause.
Das war keine gute Idee
.
    »Was ist los, Riley?«, fragte er. Ihr fiel sein Tonfall auf – aufgewühlt und erschöpft.
    »Ich muss mit jemandem reden«, gab sie zu.
    »Ich auch.«
    Vielleicht würde es doch funktionieren. Sie stopfte die Daunendecke um ihre Beine und lehnte sich an das hölzerne Kopfteil des

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