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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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hatte sein Mentor erklärt. »Wenn du das beides durcheinanderwirfst, endest du als Dämonenfutter.« Als Beck protestierte, er könne beides gleichzeitig, hatte Paul es mit einer einzigen Frage auf den Punkt gebracht: »Ist ein Rausch es wert, dafür zu sterben?«
    Die Antwort war einfach gewesen, denn sosehr Beck auch ein gutes Bier oder auch ein paar mehr liebte, so zog er es doch vor, über der Erde zu bleiben. Seit jenem Abend hatte er seinen Alkoholkonsum heruntergefahren. Hin und wieder betrank er sich zwar noch, aber nicht mehr so oft. Es war eine traurige Tatsache, dass Alkohol keine Lösung war – er ließ einen nur glauben, er wäre eine.
    Zack, der Barkeeper, begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln. Er war stämmig und trug sein sandfarbenes Haar so kurz, dass man die sonnenverbrannte Kopfhaut sah.
    »Hey, Beckster, wie geht’s?«, rief er laut.
    »Gut«, sagte Beck, obwohl das überhaupt nicht stimmte. Als er die Theke erreicht hatte, wartete bereits ein Shiner Bock auf ihn. Er seufzte, nahm einen tiefen Schluck und seufzte noch einmal.
    »Mächtig feines Zeug«, sagte er und grinste zu Zack hinüber. Je weniger er trank, desto mehr wusste er ein gutes Bier zu schätzen.
    »Ruhig heute«, stellte Zack fest und lehnte sich an den Tresen. »Normalerweise ist es samstags gerappelt voll. Liegt vermutlich an der Geschichte neulich Abend im Tabernakel. Die Leute haben Schiss.«
    Beck nickte zustimmend. In der Lounge war nur etwa ein Dutzend Stammkunden, und keiner von ihnen war ein Dämonenfänger. Die waren vermutlich alle unterwegs und versuchten einen oder zwei Dämonen zur Strecke zu bringen.
    Und werden keinen erwischen.
    »Lenny war vor einer Weile hier«, fügte Zack hinzu. »Er meinte, er käme später noch mal wieder.«
    Lenny, der Nekromant. Er war einer der Beschwörer, die ganz scharf darauf gewesen waren, Pauls Leichnam aus dem Grab zu holen, so dass es sich vielleicht lohnte, ihn ein wenig auszuquetschen.
    »Hab gehört, ihr hattet neulich ’nen Vierer hier drin«, stellte Beck fest und lehnte sich ebenfalls gegen den Tresen.
    Zack schnaubte, während er sich daranmachte, ein Highball-Glas abzutrocknen. »Und ein paar Fänger. Einer von denen hat ein Queue zerbrochen, ohne es zu bezahlen. Der Boss war tierisch sauer. Hat mir die Ohren vollgelabert, dass ihr allesamt arrogante Arschlöcher seid.«
    »Da hat er recht«, erwiderte Beck und nahm noch einen Schluck Bier. »Zumindest, wenn wir hinter Dämonen her sind.«
    Ein weiteres Schnauben in seine Richtung. »Der Boss meinte, die Fänger hätten ein Mädchen dabeigehabt. Lasst ihr so was jetzt auch zu?«
    »Ja, klar. Die Welt ändert sich«, sagte Beck.
    »Wem sagste das?« Zacks Tonfall veränderte sich, die Stimme wurde leiser. »Und wie geht’s dir nach dieser Nacht?«
    Beck drehte sich zum Barkeeper um, als er seine Besorgnis heraushörte. »Ich atme noch«, sagte er. »Hab’s besser getroffen als andere.«
    »Das stimmt. Als ich’s gehört hab, hab ich für euch Jungs gebetet.«
    »Echt klasse von dir.«
    »Hört sich an, als würd’s langsam eklig werden«, bemerkte Zack. »Heute Nachmittag hat mir ein Stammkunde erzählt, er hätte ein paar Dämonen downtown gesehen, direkt auf der Peachtree Street.«
    »Ist der Typ sauber?«, wollte Beck wissen.
    »Jupp. Ein Cop.«
    Ein paar von diesen verrückten Geschichten könnten vielleicht doch stimmen.
    Zack reagierte auf sein Barkeeper-Radar und ging ans andere Ende des Tresens zu einem Pärchen, um die Gläser nachzufüllen, kaum dass sie leer waren. Das Mädchen war ziemlich unscheinbar, trotzdem fuhren die beiden total aufeinander ab.
    So war Denver Beck auch einmal gewesen. Sie hieß Louisa, und sie waren in Sadlersville, ihrer Heimatstadt, in dieselbe Klasse gegangen. Die anderen Kids hatten gewusst, dass sie sich nicht mit ihnen anlegen durften: Den und Lou hatte es immer nur geheißen, seit sie sich in der Neunten kennengelernt hatten. Dann hatte Louisa beschlossen, dass sie mehr wollte als einen armen Loser mit einer Alkoholikerin zur Mutter. Er erinnerte sich noch gut an das Gefühl, als sie ihm zu verstehen gab, er sei allein wegen seiner Familie eher ein Haufen Dreck als ein Mensch. Er hatte gehört, dass Louisa danach von einem Kerl zum nächsten gewandert war und nie das fand, wonach sie gesucht hatte.
    Verärgert verpasste Beck sich im Geiste einen Tritt, weil er seine Zeit damit verschwendete, der Vergangenheit nachzuhängen. Er schnappte sich sein Bier und nahm es mit in

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