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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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den hinteren Teil der Kneipe, wo einer der Billardtische frei war. Er wählte ein Queue aus und ließ seinen Frust an den Kugeln aus. Eine nach der anderen verschwand wie ferngesteuerte Roboter in den Taschen, als seien sie lediglich Verlängerungen seiner Hände und seines Gehirns. Nachdem er den Tisch in einem Zug abgeräumt hatte, was er beherrschte, seit er dreizehn war, baute er die Kugeln neu auf.
    Ein Teil seines Frusts rührte daher, dass Stewart darauf bestand, er solle mit der Presse und den Stadtoberen reden, damit er die Spielregeln lernte, ehe er ein Meister wurde. Doch Beck wusste, dass diese Regeln ganz schnell zu seinen Ungunsten ausgelegt werden konnten. Dann war da noch diese feuerrote Puppe, die er vor dem Rathaus gesehen hatte. Sie war tatsächlich eine Reporterin, was keine echte Überraschung war, und sie musste unbedingt mit ihm reden. Sie hatte sogar seine Handynummer, was er dem Schotten zu verdanken hatte. Bisher war Beck ihr aus dem Weg gegangen, aber der Meister hatte ihn gedrängt, sich endlich mit der Frau zu treffen. Das gehörte angeblich einfach dazu.
    »Keine gute Idee«, murmelte Beck leise. Er wusste, was passierte, sobald er eine hübsche Frau vor sich hatte: Er sagte Dinge, die er nicht sagen sollte, und in diesem Fall würden die Worte in der Zeitung landen, vielleicht sogar im Internet. Ein Ausrutscher, und er könnte seine Chance verspielen, ein Meisterfänger zu werden.
    Die Doppeltür wurde aufgestoßen, und ein Mann betrat die Lounge. Der Neuankömmling war etwas größer als Beck, aufgedonnert mit schwarzen Jeans und T-Shirt. Ein grauer Staubmantel lag über seinen breiten Schultern wie beim Helden eines Actionfilms. Seine mitternachtsschwarzen Haare und Augen verliehen ihm ein furchteinflößendes Aussehen.
    Dämonenfänger? Unwahrscheinlich. Ein freier Jäger? Schon eher.
Doch dann hätte er irgendeine Art Waffe bei sich haben müssen, und Beck sah keine. Ihre Blicke trafen sich, sie maßen einander, dann ging der Typ zum Tresen. Nach einer kurzen Unterhaltung mit Zack begann der Barkeeper, ein Bier zu zapfen.
    Obwohl das hier eher eine Kneipe für Einheimische war, verirrten sich gelegentlich auch Fremde hier rein. Beck rüffelte sich im Stillen, dass er schlicht paranoid sei. Als der Neuankömmling sich an einem Ecktisch im vorderen Bereich der Lounge niederließ, widmete Beck sich wieder seinem Spiel.
    Als Nächstes kreuzte Lenny auf. Die größte Sünde des Beschwörers bestand darin, sich wie ein Zuhälter mit unbegrenztem Kreditrahmen zu kleiden. Heute Abend trug er ein besonders abscheuliches lila Samtjackett, eine schwarze Lederhose und ein schwarzes Rüschenhemd. Er bräuchte wirklich einen Erwachsenen, der ihm beim Anziehen half.
    »Ich hol mir nur kurz ein Bier«, rief der Nekro ihm zu.
    Beck nickte, dann baute er die Kugeln erneut auf, um sich die Zeit zu vertreiben, bis Lenny sich zu ihm gesellte.
    Als der Mann ankam, ein Bier in der Hand, fragte Beck: »Spielst du zur Übung oder um Geld?« Besser, das gleich am Anfang klarzustellen.
    »Zur Übung. Zumindest, wenn ich gegen dich spiele«, erwiderte Lenny, streifte seine Jacke ab und drapierte sie vorsichtig über einen Stuhl. Auf seinem Hemd glitzerten silbrige Fäden. Beck schüttelte bei dem Anblick den Kopf, doch Lenny ignorierte ihn und suchte sich ein Queue aus. Er prüfte das Gewicht, kreidete das Ende ein und trat vor.
    »Fang an«, sagte Beck. Es spielte ohnehin keine Rolle.
    »Und wer ist dieser neue Typ?«, fragte Lenny mit gesenkter Stimme und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Actionhelden in der Ecke.
    Beck zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Er spürte den Blick des Kerls auf sich, seit dieser den Laden betreten hatte.
    »Sieht nicht so aus, als käme er von hier«, sagte Lenny.
    »Nee. Ganz eindeutig nicht.«
    Der Nekro beugte sich vor, zielte und richtete sich wieder auf, als ginge ihm etwas durch den Kopf. »Ich habe nichts mit Blackthornes Reanimation zu tun«, sagte er. Über seinen Brauen hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. »Nur, dass du’s weißt.«
    »Wenn ich das geglaubt hätte, dann wärst du schon längst einen Kopf kürzer«, erwiderte Beck.
    Der Beschwörer nickte und eröffnete das Spiel.
    Als Beck um den Tisch herumging, um seinen Stoß zu machen, fragte er: »Irgendeine Idee, wer es war?«
    Lenny lehnte sich an die verspiegelte Wand hinter ihm. »Nee. Ich habe die anderen gewarnt, Blackthornes Leichnam anzurühren. Ich habe ihnen gesagt, dass du Hackfleisch

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