Seelenraub
aus ihnen machst, wenn sie ihn anrühren. Die Knochen eines Totenbeschwörers brechen genauso leicht wie die von jedem anderen Menschen. Aber das hast du nicht von mir gehört.«
Beck grinste. Er hatte hart daran gearbeitet, sich diesen Ruf zu erwerben.
»Irgendjemand gibt einen Scheiß drauf, was ich tun würde«, sagte er.
»Stimmt«, sagte Lenny.
Beck achtete darauf, die nächste Kugel nicht zu versenken. »Was ist mit Mortimer?«, fragte er.
Er hörte ein leises Lachen, zusammen mit einem schnellen Kopfschütteln. »Mortimer macht alles absolut nach Vorschrift. Er würde niemals einen Leichnam wiederbeleben, ohne die schriftliche Erlaubnis der Familie in der Tasche zu haben. In dreifacher Ausfertigung.«
»Und wie sieht’s mit Christian aus?«, fragte Beck und ging die Nekros durch, die Pauls Grab in den letzten Wochen besucht hatten.
»Ich glaube nicht. Wie ich gehört habe, war dieser Bann echt ein harter Brocken. Christian hat nicht so viel auf dem Kasten.«
»Und wer war’s dann?«
Lenny hob den Blick zu Beck, dann sah er sich rasch in der Billardhalle um. Er richtete sich auf und stützte sich auf das Queue. »Ich kenne nur einen Beschwörer, der dafür in Frage käme.« Er widmete sich wieder seinem Stoß und vergeigte ihn.
»Hat dieser Mistkerl auch einen Namen?«
»Er hat, aber ich werde ihn nicht laut aussprechen.«
Interessant
. »Warum könnte ein Nekro überhaupt scharf auf Blackthorne sein?«
»Es heißt, eure Meister verfügen über ein geheimes Wissen über alle Arten von Dämonen, selbst über die Erzengel und die gefallenen Engel. Dieses Wissen kann ungeheuer wertvoll sein, wenn man einen von denen beschwören will.«
Beck blinzelte überrascht. »Ich dachte, ihr kümmert euch bloß um Leichen.«
Lenny warf ihm einen säuerlichen Blick zu. »Man kann Magie auch für andere Zwecke benutzen, aber die meisten von uns sind klug genug, die Finger von dem dunklen Kram zu lassen.«
»Aber er nicht.«
Sein Partner schüttelte den Kopf und lehnte sein Queue gegen die Wand. »Noch ein Bier?«
»Yeah, danke.« Lenny ging zum Tresen. Der Nekro erzählte ihm nicht alles, aber Beck hatte mehr aus ihm herausbekommen als erwartet.
»Du hast Schiss, stimmt’s?«, flüsterte er.
Und das hatte nichts mit Becks Ruf als harter Typ zu tun.
Sie waren beim dritten Spiel, als Beck merkte, wie es hinter ihm in der Kneipe still wurde. Er stand mit dem Rücken zur Tür, aber er spürte einen Schwall kalter Luft in seinem Nacken. Seine Gliedmaßen begannen leicht zu kribbeln, dann fühlte er sich auf diese ganz besondere Weise benommen.
Unmöglich
. Als Schnelltest nahm er einen Schluck von seinem Bier und wurde mit einer berauschenden Mischung aus Hopfen, Getreide und Alkohol belohnt, zehnfach so stark, wie es sein sollte. Es gab nur eins, das die Sinne dermaßen verstärken konnte.
Seine Lieblings-Billardkneipe wurde gerade von einem weiteren Dämon vierten Grades heimgesucht.
Vorsichtig stellte Beck sein Bier ab, während er den Raum durch die unregelmäßigen Reflexionen der Spiegelwand absuchte. Viele der anderen Gäste standen mit aufgerissenen Mündern und glasigen Augen da, bis auf den Typ in der Ecke in seinem Helden-Outfit. Er saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl, die Arme hinterm Kopf verschränkt, als bekümmerten ihn keine Sorgen auf der Welt.
Was ist hier denn los?
Als eine leise Stimme auf Beck einzuflüstern begann, suchte er in den Spiegeln nach der Quelle und entdeckte sie in der Doppeltür zur Lounge. »Sie« trug Overknee-Stiefel, einen ultrakurzen braunen Leder-Minirock, der kaum ihren Hintern bedeckte, ein schwarzes Bustier und eine rote Kunstpelzjacke. Ihr welliges Haar war braun, und sie sah aus, als sei sie nicht einmal sechzehn. Zumindest war es das, was der Dämon einen glauben machen wollte.
Es war ein Trance-Dämon. Sie waren unter einer ganzen Reihe Namen bekannt – Schlangen, Versucher, Verführer –, und es gab mehrere Variationen von ihnen, aber alle saugten einem die Lebenskraft aus und raubten einem anschließend die Seele, sofern man ihnen die Gelegenheit dazu bot. Und währenddessen dankte man ihnen für jede Minute der Höllenqualen.
Beck war nicht immun gegen ihre Macht. Pures Verlangen erwischte ihn frontal. Er hörte sie mit sich reden, wie sie ihm Wonnen versprach, die sie ihm allein schenken würde, wenn er sie nur gewähren ließe. Das Kribbeln wurde stärker, als der Dämon seinen Bann webte, der langsam alle Männer in der Bar umhüllte. Die
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