Seelenraub
reichte sie ihm.
»Das meinst du doch nicht ernst, oder?«, sagte er. »Du fängst Dämonen in Tassen mit tanzenden Bären drauf?«
Sie sah ihn böse an. »Siehst du den Glitter auf dem Boden? Dem können Kleptos nicht widerstehen.«
Er hielt die Lerntasse hoch und verglich sie mit den kunstvoll geschliffenen Diamanten im Schaufenster.
»Wollen wir wetten?«
Warum habe ich ihn noch mal mitgenommen?
Er gab ihr die Tasse zurück. »Meine Alten dürfen nichts davon erfahren … niemals.«
»Hab’s kapiert.«
Riley stieß die verstärkte Tür auf und sah sich nach jemandem um, der hier das Sagen haben könnte. Laut ihren Unterlagen hatte sich ein gewisser Abe Meyerson beschwert. Es gab zwei Verkäufer, doch der ältere Mann neben der Auslage mit den Uhren schien ihr die bessere Wahl zu sein. Er hatte ein paar tiefe Runzeln und war wahrscheinlich Ende achtzig, wenn nicht sogar noch älter.
Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken, setzte Riley ihr professionelles Ich-weiß-was-ich-tue-Gesicht auf und näherte sich dem Glastresen.
»Mr Meyerson?«, fragte sie. Der alte Herr nickte. »Ich bin Riley Blackthorne, und ich bin hier, um mich um Ihr
Diebstahl
problem zu kümmern.« Ihr Dad hatte stets darauf bestanden, dass sie in einem Einzelhandelsgeschäft das Wort
Dämonenfänger
vermied, bis der Eigentümer signalisierte, dass die Kunden ruhig mitbekommen durften, was hier los war. Für den Fall, dass der Juwelier den Zusammenhang nicht begriff, hielt sie ihm das Formular hin.
Mr Meyerson nahm ihr die Anforderung eines Dämonenfängers aus der Hand, hielt sich das Blatt dichter vor die Nase, als ihr recht war, und nickte schließlich noch einmal. Dann sah er sie mit schielendem Blick an. »Oh, die schicken aber junge Leute heutzutage«, sagte der Mann mit einem lebhaften Grinsen. Er sah Peter an. »Bist du auch ein Dämonenfänger?«
»Nein, Sir. Ich schaue nur zu, wenn es für Sie in Ordnung ist.«
»Ist schon recht. Das Geschäft bringt diese kleinen Diebe einfach mit sich, aber der hier ist nicht ganz koscher. Er ignoriert alles, was aus Metall ist, er mag nur die Steine. Ich glaube, er tickt nicht ganz richtig unter seinem Schädel – ihr wisst schon, was ich meine«, sagte er und tippte sich zur Verdeutlichung an die Schläfe.
Gar nicht gut
. Es bedeutete, dass dieser hier schwerer zu fangen sein würde. Dabei brauchte sie unbedingt etwas, das zur Abwechslung einmal glatt lief, besonders, da Peter jede ihrer Bewegungen beobachtete.
»Wie lange ist er schon hier?«, fragte Riley, um sich nicht entmutigen zu lassen.
»Eine Woche.«
»Hat er eine besondere Tageszeit, wann er Zeug stiehlt?«
»Wann immer ihm danach ist.«
Sie musste also diesen Laden zentimeterweise durchsuchen, um den Dämon zu finden, anstatt ihn einfach abzupassen. Und da heute Nachmittag die Beerdigungen stattfanden, musste sie sich sputen. Riley holte tief Luft und trug die Warnungen und Sicherheitsmaßnahmen vor, die vorgeschrieben waren, wenn ein Dämon von einem öffentlichen Ort entfernt werden sollte. Mr Meyerson hatte diese Prozedur im Laufe der Jahre schon unzählige Male mitgemacht und stellte keine Fragen, sondern unterschrieb bereitwillig eine Erklärung, dass er sich über die möglichen Konsequenzen im Klaren war.
»Ich überlasse ihn ganz dir«, sagte er. »Lass mich wissen, falls du irgendetwas brauchst.« Der alte Mann tippelte davon und setzte sich an einen Schreibtisch, der ebenso alt sein musste wie er selbst. Er klemmte sich eine Juwelier-Lupe ins Auge, beugte sich über eine Uhr und begann, mit einem kleinen Schraubenzieher daran herumzufummeln.
Auftritt Dämonenfängerin.
Riley ging zurück zur Tür und begann den Verkaufsraum gründlich mit Blicken abzusuchen, eine Technik, die ihr Vater ihr bei einem ihrer ersten Aufträge als Fängerin beigebracht hatte.
Beurteile die Lage. Halt nach naheliegenden Verstecken Ausschau
.
»Was tust du da?«, flüsterte Peter.
»Ich versuche herauszufinden, wo sich ein sieben Zentimeter großer Dämon verstecken könnte.«
»Äh, das könnte doch überall sein«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass dein Trick mit dem Glitzerzeug in der Tasse funktioniert.«
Leider hatte Peter recht. In einem so alten Gebäude gab es jede Menge Ritzen und Winkel, und bei den ganzen Juwelen in den Schaukästen war ihr üblicher Köder völlig nutzlos. Jede Auslage war von innen und durch sorgfältig positionierte Strahler hell erleuchtet. Sie
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