Seelenraub
Lerntasse fallen und schlug eine Hand über die Öffnung.
»Deckel!«, rief sie laut. Ihr Freund starrte nur mit großen Augen die Tasse in ihrer Hand an. »Peter! Ich brauche den Deckel! Jetzt!«
»Sorry«, rief er und eilte zu ihr herüber. Sie hielten die Tasse zwischen sich und verschlossen sie.
»Wow. Ein echter Dämon. Ich meine, ich habe schon Bilder davon im Web gesehen, aber …«
Der besagte Dämon stand auf, zeigte auf den Sack und begann zu jammern. Dabei zerrte er an seiner Kleidung, als sei er in Trauer.
»Was macht er da?«
»Ausflippen. Er glaubt, ich würde ihm sein Zeug stehlen.« Riley hielt sich die Tasse vor die Nase. »Sei still, du bekommst deinen Sack. Ich nehme ihn dir schon nicht weg«, sagte sie.
Mr Meyerson öffnete die Kordel des Beutelchens, und der Inhalt rutschte über den Tresen.
»Sieh dir das an!«, sagte Peter ehrfürchtig. Auf der Glasplatte lagen mindestens ein Dutzend lose Diamanten und Saphire, aber kein Smaragd. Sie hatten dem Dämon genau den richtigen Köder angeboten.
Der alte Juwelier sortierte die Ware mit runzeligen Fingern. »Das sind alles Diamanten. Der Rest ist bloß Glas. Wer weiß, wo das herkommt«, sagte er mit einem breiten Lächeln.
Riley packte die restliche Beute wieder in den Sack und warf ihn mit Peters Hilfe in die Tasse, ohne den Dämon entwischen zu lassen. Die Elster presste ihren Schatz an die Brust und seufzte tief erleichtert.
»Wow, der ist echt besessen«, sagte Peter und starrte den Dämon an.
»Absolut. Und jetzt weg mit dem Smaragd. Für den Moment hat er ihn vergessen, aber das wird nicht lange anhalten.«
»Weg isser«, sagte ihr Freund und drückte eine Taste. Das Bild verschwand, und an seine Stelle fegte ein Gewitter über die Skyline von Atlanta hinweg.
»Gut gemacht«, sagte der alte Mann und strahlte sie aus einem Meer aus Runzeln an. »Raffiniert.«
Riley grinste. »Danke.« Sie sah zu ihrem Freund hinüber und hob die Daumen. »Wer weiß, vielleicht ist das die Zukunft der Dämonenfängerei.«
»Es lebe die Technik«, erwiderte Peter.
Sie verließen den Laden mit einem Dämon in einer Lerntasse, unterschriebenen Formularen und zwei Gutscheinen für ein kostenloses Mittagessen in einem Deli downtown, einer kleinen Aufmerksamkeit von Mr Meyerson. Außerdem hatte er versprochen, niemandem zu erzählen, welche Rolle Peter bei dem Job gespielt hatte.
»Eins zu null für uns«, sagte Riley und fühlte sich zur Abwechslung einmal richtig gut.
So sollte es sein.
14. Kapitel
Es war fast halb zwei, als Riley vor Becks Haus in Cabbagetown bremste. Sein Haus unterschied sich nicht sehr von denen seiner Nachbarn, außer, dass es in einem besseren Zustand war. Die Zierleisten und das Terrassengeländer waren strahlend weiß, das Haus selbst in einem angenehmen hellgrünen Farbton gestrichen. Sie konnte es sich fast vorstellen, wie er hier draußen auf der Leiter stand und überall Farbe verteilte.
Wie findet er bloß die Zeit dafür?
Sie schaffte es noch nicht einmal, die Wäsche zu waschen.
Beck saß in einem hölzernen Schaukelstuhl auf der Veranda und trug seinen schwarzen Anzug. Seinem mürrischen Gesicht nach zu urteilen, brauchte er nur eine Schrotflinte und etwas, das er durchlöchern konnte, und schon wäre alles wieder gut.
Zum ersten Mal hatte sie von dem neuen Jungen aus South Georgia am Abendbrottisch gehört, als ihr Vater ihnen von diesem sechzehnjährigen Klugscheißer in seinem Geschichtskurs erzählt hatte, einem Störenfried, der mit Vollgas auf die nächste Mauer zuraste. »Echtes Lemming-Potential«, so hatte er Denver Beck beschrieben. Jetzt war ihr Vater tot, und der frühere Störenfried hatte es auf sich genommen, auf sie aufzupassen, damit sie nicht »völlig verwilderte«.
Doch dieser Plan war zum Scheitern verurteilt.
Als sie auf der Einfahrt parkte, stand Beck mit einiger Mühe auf. Sie glaubte nicht, dass das an seinen Verletzungen lag, denn nach der Behandlung mit Weihwasser müssten sie inzwischen am Abheilen sein. Sein Schmerz saß vermutlich tiefer und war höchstwahrscheinlich von Dauer. Sie schleppte ganz ähnliche Narben mit sich herum.
Beck kletterte in ihren Wagen, stellte seine Reisetasche auf die Sitzbank hinter ihnen und schnallte sich an, ohne mehr als ein »Hallo« von sich zu geben. Als ob es zu ihren Pflichten gehörte, seinen Hintern durch Stadt zu kutschieren.
Vielleicht will er nicht allein sein.
Sie stellte die Frage trotzdem: »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb
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