Seelenraub
könnte jeden Ausgang und alle Fenster mit Weihwasser besprenkeln, um den Dämon hervorzulocken. Das Problem war nur, dass er dann durchdrehen und den Laden in Stücke hauen würde. Sie hatte bereits den Ruf, Bibliotheken plattzumachen, es war nicht nötig, dem auch noch Juweliergeschäfte hinzuzufügen.
Was soll ich machen?
Sie könnte Beck anrufen, vielleicht hatte er eine Idee, aber dann würde sie dastehen, als käme sie nicht allein damit klar. Und Harper anzurufen kam überhaupt nicht in Frage.
Während sie nachdachte, parkte Peter sich auf einen Stuhl neben der Uhrenauslage, klappte seinen Laptop auf und surfte zu einer Seite mit Online-Spielen. Sie sah ihm über die Schulter, als er gerade Bilder mit Drachen überprüfte. Er zog eines der Bilder in ein Programm und vergrößerte das Bild, so dass er es besser erkennen konnte. Das Ding sah riesig aus auf dem hellen Achtzehn-Zoll-Bildschirm.
Ihr Blick wanderte zur nächsten Glasauslage. Das Problem war, dass all diese Juwelen etwa dieselbe Größe hatten. Nichts schrie richtig KLUNKER ! Was sie brauchte, war ein Riesenjuwel.
Peters Drachen hockte jetzt auf einem Berg aus Gold und Juwelen, kleine Rauchwolken kamen aus seinen Nasenlöchern. Er sah bedrohlich aus, aber es war nicht zu vergleichen mit der Angst, die einem das sieben Meter große Etwas einjagte, das ihren Dad aus dem Grab geholt hatte.
Die Idee, die plötzlich vor ihrem geistigen Auge entstand, war verrückt. Sie könnte wetten, dass kein Dämonenfänger so etwas jemals ausprobiert hatte, aber ihr blieb keine andere Möglichkeit. Entweder versuchte sie es damit, oder sie musste Harper anrufen und sagen, dass sie den Job nicht schaffte.
Auf gar keinen Fall. Er würde mir nie wieder eine Chance geben.
Riley trug ihre verrückte Idee dem Juwelier vor, und zu ihrer Überraschung erntete sie Anerkennung.
»Kann nicht schaden«, sagte Mr Meyerson. Er öffnete den Tresorraum und kam mit einem riesigen Smaragd wieder. Zwei Karat, Marquiseschliff, sagte er, doch Riley hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Mit ihrem Handy machte sie ein Bild davon, schickte es per E-Mail an Peter und erklärte ihm genau, was er damit machen sollte. Zu ihrer Erleichterung erklärte er sie nicht für völlig durchgedreht. Während ihr Freund arbeitete, brachte der Juwelier den Smaragd zurück in den Tresorraum, überprüfte diesen rasch, um sich zu vergewissern, dass kein Dämon darin war, und verschloss ihn sicher.
Zum Glück befanden sich im Moment keine Kunden im Laden, da es eine Weile dauerte, die Falle aufzubauen. Der Juwelier schaltete die gesamte Innenbeleuchtung aus, einschließlich der Lampen in den Glaskästen. Durch die Fenster fiel immer noch Licht herein, aber nicht so viel, dass es ihren Plan ruinieren würde.
Peter stellte sein Laptop auf einen der Haupttresen, tippte auf eine Taste, und das Bild des Smaragds erschien auf dem großen Bildschirm. Er hatte irgendetwas damit angestellt, so dass das Bild sich drehte, funkelte und glitzerte, als würde der Stein in seinem Inneren von einer Sonneneruption erleuchtet.
Wenn der Edelstein sprechen könnte, würde er schreien: KLAU MICH !
»Glaubst du, dass es funktioniert?«, flüsterte Peter, als sie sich zurückzogen.
»Besser wäre es«, wisperte Riley zurück.
Der Juwelier und sein Assistent hatten sich bei der Eingangstür aufgebaut und beobachteten die Show. Sie schienen sich über Rileys Hightech-Falle zu amüsieren.
»So was habe ich ja noch nie gesehen«, sagte der alte Mann. »Die Kids von heute – ungemein pfiffig.«
Nur, wenn es funktioniert.
Die Zeit verging. Peter stupste sie mit dem Ellenbogen an. »Wann passiert denn endlich was?«
Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Geduld, Alter.«
Dann hörte sie es, das Trippeln von gestiefelten Dämonenfüßen, die über Glas rannten. Kurz darauf stand die Elster wie gebannt vor dem Computer, den ausgebeulten Sack mit dem Beutegut an ihrer Seite. Sie sah aus wie die in ihrer Wohnung – außer, dass diese hier kein schwarzes Piratentuch trug. Im Schein des Monitors konnte sie sehen, wie die winzigen Finger in nervöser Vorfreude zuckten.
So ist es gut. Es gehört alles dir. Beweg dich nur nicht.
Langsam schlich Riley näher heran, jeder Schritt so leise wie möglich. Wenn sie den Dämon erschreckte, würde er kein zweites Mal auf diesen Trick hereinfallen. Kurz bevor sich das Kerlchen auf den Bildschirm stürzte, erwischte sie ihn. Sie ließ den Dämon in die durchsichtige
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