Seelenraub
ich dich zur Beerdigung fahren soll?«
»Ich kann kein Ticket gebrauchen.« Auf ihren verwirrten Blick hin erklärte er: »Nach dem Gottesdienst gehen wir noch zum Leichenschmaus ins Six Under. Ich will meinen Truck nicht verlieren, falls die Cops mich auf dem Heimweg anhalten.«
Noch so eine Tradition bei den Dämonenfängern: Begrabt eure Toten und dann besauft euch. Es gab eine Menge Traditionen, von denen Riley glaubte, dass sie sich im Laufe der Zeit herausgebildet hatten. Alles, was als Ausrede für ein Besäufnis herhalten konnte, wurde von den Fängern automatisch für gut befunden.
»Ich kann dich nach dem Leichenschmaus nach Hause fahren«, bot sie an und fuhr zurück in Richtung Memorial Drive.
»Nein, ich laufe. Ist nicht weit.«
»Du könntest trotzdem verhaftet werden«, sagte sie. »Ich fahre dich.«
Er richtete seinen Blick auf sie. »Du kommst nicht mit uns in die Kneipe. Du bist noch nicht volljährig.«
»Sie schenken auch Limonade aus. Außerdem ist es nur fair. Ich war im Tabernakel, als sie starben, dann will ich auch bei ihrem Leichenschmaus dabei sein.«
Von da an ignorierte er sie. Das Schweigen zwischen ihnen dauerte zu lange an, um noch behaglich zu sein, und schließlich lenkte sie ein. Sie musste mit jemandem reden, und Beck war der Einzige, der da war.
»Der Typ vom Inkassobüro hat mich gestern besucht. Er sagte, sie würden sich das Geld von der Lebensversicherung unter den Nagel reißen, wenn sie es nicht schaffen, Dads Leiche zu stehlen.«
Beck schnaubte. »Mach dir keine Sorgen, das kriegen sie nicht.«
Das sagst du so einfach.
Wieder Stille. Sie war nah davor, das Radio einzuschalten, aber die Musik, die ihr gefiel, würde ihr nur Scherereien mit ihrem Begleiter einbringen. »Ich hab heute eine Elster gefangen. In einem Juweliergeschäft«, sagte sie, in der Annahme, das sei ein unverfängliches Thema.
»Und, wie ist es gelaufen?«
»Richtig gut.« Sie wollte ihm schon erzählen, wie sie den Dämon herausgelockt hatte, doch dann änderte sie ihre Meinung. Womöglich passte es ihm nicht, dass Peter dabei gewesen war.
Sie überquerten noch vier weitere Kreuzungen, ehe er schließlich weich wurde. »Hast du Simon heute schon besucht?«
»Nein. Ich wollte heute Abend mal bei ihm reinschauen.«
»Gut, er hat nämlich nach dir gefragt. Es wird eine Weile dauern, bis er über alles hinweg ist.«
»Das gilt für uns alle.« Sie hörte ein zustimmendes Grunzen. Zeit, zu einem erfreulicheren Thema zu wechseln.
»Mort hilft mir dabei, Dad zu finden.«
»Weiß er, wer ihn mitgenommen hat?«, fragte Beck.
»Nein. Er findet es komisch, dass keiner den Mund aufmacht. Ich hoffe, es war nicht Ozymandias. Ayden sagt, er benutzt dunkle Magie.«
Beck machte ein nachdenkliches Gesicht. »Das muss der Typ sein, von dem Lenny gesprochen hat. Ich werde ihm mal einen Besuch abstatten.«
»Er ist nicht wie Mort oder die anderen. Der ist echt bösartig.«
»Damit werde ich fertig«, sagte Beck, als sei das Problem damit gelöst.
»Ich komme mit.«
»Auf gar keinen Fall, also denk nicht einmal daran«, konterte er.
Warum muss mit dir immer alles in einen Kampf ausarten? Warum kannst du mich nicht meine eigenen Entscheidungen treffen lassen?
Als Reaktion auf die Anspannung zwischen ihnen begann Beck den Inhalt seiner Reisetasche zu ordnen. Soweit sie sehen konnte, war das absolut nicht nötig, aber er konzentrierte sich lieber darauf, anstatt mit ihr zu reden. Eine nervöse Marotte. Sie hatte selbst ein paar davon.
Schließlich hörte er auf, in der Tasche herumzukramen. »In der Lounge waren gestern zwei Trance-Dämonen.«
»Was?«, sagte sie und warf ihm einen raschen Blick zu, ehe sie den Blick wieder auf die Schnellstraße richtete. »Hast du sie erwischt?«
»Nein«, sagte er. »Ich hab den ersten gefangen, aber ehe ich ihn sichern konnte, tauchte der zweite auf. Das war … mehr, als ich bewältigen konnte.«
Vor einem Stoppschild blieb sie stehen, trat mit aller Macht auf das Bremspedal. »Beck! Mit dir ist doch alles in Ordnung, oder?« Er nickte. »Wie bist du da wieder rausgekommen?«
Ihr Beifahrer zuckte die Achseln. »Ich weiß es wirklich nicht. Der Hypno hat mich ziemlich in die Mangel genommen, und dann sind die beiden abgehauen.«
»Hast du es Stewart erzählt?«, fragte sie, noch besorgter, weil er keine vernünftige Antwort geben konnte.
»Noch nicht. Mach ich aber, sobald sich alles etwas beruhigt hat.«
Riley merkte, dass mehr dahintersteckte, als er
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