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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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sie bis zum Rang eines Meisters aufstiege, würde sie niemals richtig dazugehören. Deprimiert trank Riley ihre Cola aus und stand auf. Alle Blicke waren auf sie gerichtet.
    »Du willst doch nicht etwa schon gehen?«, fragte Jackson. »Die Nacht ist noch jung.«
    »Ich brauche etwas Schlaf«, gab sie zu und fragte sich sofort, ob sie dadurch womöglich schwach wirkte. Doch es war eine bessere Erklärung, als dass sie nach Einbruch der Dunkelheit auf geweihtem Boden sein musste.
    »Nacht, Miss Riley«, rief jemand aus der Gruppe, doch sie war nicht sicher, wer. Sie verabschiedete sich ihrerseits und stieg die Treppe hinunter. Beck kam ihr nach und folgte ihr bis zum Auto.
    »Ich dachte, du wolltest mich nach Hause fahren«, schimpfte er.
    »Hab meine Meinung geändert.«
    »Freut mich zu hören.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Ich brauche etwas Hilfe. Bist du morgen gegen Mittag zu Hause?«
    »Hilfe wobei?«
    »Nur so.«
    Okay, dann bleib doch geheimnisvoll.
»Ich bin zu Hause.«
    »Gut. Ich bring Grillfleisch zum Mittagessen mit.«
    »Klingt gut.«
    Sie erreichten ihren Wagen. Als Riley die Schlüssel hervorkramte, sagte er: »Ruf mich an, wenn du in der Kirche bist.«
    »Warum tust du das?«, wollte sie wissen und wirbelte auf dem Absatz zu ihm herum.
    »Was?«
    »Ständig bevormundest du mich, wie ein alter Knacker oder so.«
    »Das verstehst du nicht«, sagte er und strich sich mit der Hand durchs Haar.
    »Was verstehe ich daran nicht, Beck? Dass du eine Scheißkindheit hattest? Dass du nicht ändern kannst, was mit dir passiert ist, so dass du jede meiner Minuten bis ins Kleinste überwachen willst?«
    Sein Gesicht wurde hart. »Yeah, das ist ein Teil davon. Ich musste auf mich selbst aufpassen, seit ich klein war. Ich weiß, wie das ist.«
    »Wenn du so weitermachst, wirst du noch wie Harper, ein trauriger alter Kerl, der die Leute verprügelt und ständig rumnörgelt.«
    »Das verstehst du nicht«, wiederholte er.
    »Dann erklär mir, warum du so sein musst. Nenne mir nur einen guten Grund.«
    »Weil …« Er ließ sich gegen den Wagen fallen. »Ich weiß nicht, wie ich sonst sein soll.«
    Endlich, die Wahrheit
. Und seinem Gesichtsausdruck nach hatte sie die aus seinem Herzen herausgemeißelt.
    Sie lehnte sich neben ihn ans Auto, die Hände vor der Brust verschränkt. »Versprichst du mir, dass du aufhörst, ständig den Erfahrenen zu spielen?«
    Er sah sie an. »Rufst du deine Tante an?«
    Das schon wieder
. »In Fargo wäre ich nicht sicherer. Wenn die Dämonen mich finden wollen, dann werden sie mich finden.«
    Beck legte ihr eine Hand auf den Arm. »Bitte«, flehte er.
    Riley starrte ihn an. Das gehörte nicht unbedingt zu seinen Lieblingswörtern. Wenn er das benutzte, hieß es, dass er verzweifelt war. Als sie nicht antwortete, zog er niedergeschlagen die Hand zurück.
    »Ich muss einfach wissen, dass da jemand ist, der sich um dich kümmert … falls … mir etwas zustößt.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er zurück ins Pub. Im letzten Moment schaute er über die Schulter zurück. Dieses Mal konnte er seine Gefühle nicht verbergen, und sie konnte sie leicht entschlüsseln.
    Er hatte Angst. Um sich und um sie.
    Was verschweigst du mir? Was ist wirklich in der Billardhalle geschehen?

15. Kapitel

    Riley brauchte eine Weile, um Simon zu finden, denn man hatte ihn von der Intensivstation verlegt. Als sie sich seinem Zimmer näherte, kam ihr im Flur ein Mann entgegen. Er gehörte nicht zum Klinikpersonal, so dass sie ihn zuerst für einen Priester hielt, doch er trug kein Kollar.
    Wahrscheinlich ein Freund der Familie.
    Vor dem Zimmer blieb Riley stehen, um sich für die Begegnung zu wappnen. So sollte es nicht sein. Eigentlich sollte sie sich darauf freuen, Simon zu sehen, aber irgendetwas stimmte zwischen ihnen nicht.
Ich reagiere zu heftig. Er hat nur Angst, so wie der Rest von uns. Er wird darüber hinwegkommen
.
    Vorsichtig steckte sie den Kopf durch die Tür und entdeckte ihn in dem Bett, das der Tür am nächsten stand. Der Vorhang war zugezogen, um ihn von seinem Zimmernachbarn abzuschirmen, der gerade fernsah.
    Ihr Freund starrte ins Leere, einen Rosenkranz um die Finger geschlungen, das Gesicht genauso bleich wie bei ihrem letzten Besuch. Sie ging zu ihm, stellte ihre Botentasche auf dem Stuhl ab und wartete darauf, dass er sie bemerkte. Als er sie ansah, runzelte er die Stirn, als sei sie nicht willkommen.
    »Wo warst du?«, fragte er mürrisch. »Ich habe immer wieder bei dir zu Hause

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