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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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angerufen, aber du bist nie rangegangen. Gehst du mir absichtlich aus dem Weg?«
    Riley zählte bis zehn, als würde sie ihm seinen Ärger nicht abkaufen.
Er ist nur frustriert. Er muss Dampf ablassen.
    »Ich bin gerade nicht oft zu Hause«, erklärte sie. »Ruf mich auf dem Handy an.« Dann fiel Riley ein, warum das nicht ging. »Ich gebe dir die neue Nummer. Mein Handy ist durchgeschmort, ich benutze jetzt Dads.«
    Wenn sie geglaubt hatte, Simon dadurch zu besänftigen, hatte sie sich geirrt. »Warum warst du heute Morgen nicht hier?«
    »Ich hatte zu tun. Ich musste mich um unseren Meister kümmern, eine Elster fangen und zu Beerdigungen und einem Leichenschmaus gehen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, um zu Hause zu hocken und auf deinen Anruf zu warten, Simon.«
    »Leichenschmaus?«, erwiderte er. »Warum solltest du dahin gehen?«
    Weil ich eine Dämonenfängerin bin?
»Fang bloß nicht damit an«, sagte sie. »Ich musste mir schon McGuire anhören, der sich beschwerte, weil ich in der Zunft bin. Ich will das nicht auch noch von dir hören.«
    Simon schaute weg. Keine Entschuldigung, kein Entgegenkommen.
    »Sieh mal, ich bin echt müde, deswegen bin ich etwas zickig«, sagte sie und versuchte, die Unterhaltung zu retten. »Lass uns noch einmal von vorne anfangen, okay?«
    Als er nicht reagierte, griff sie über das Bettgitter und berührte seine Hand. Simon zuckte zusammen und zog sie weg.
    »Was ist mit dir los?«, fragte sie.
    »Das ist doch wohl offensichtlich«, erwiderte er und sah sie finster an.
    Nein, sonst hätte ich nicht gefragt
. »Halt durch! Bald kommst du hier raus. Dann kannst du wieder arbeiten, und vielleicht können wir in ein paar Wochen zusammen ins Kino gehen oder so. Einfach Zeit miteinander verbringen. Darauf hätte ich Lust.«
Jetzt brauche ich deine Stärke.
    »Ins Kino gehen?«, antwortete er. Die Knöchel waren weiß, als er den Rosenkranz umklammerte. »Wie kannst du bloß an so etwas denken? Wie kannst du nur so blind sein gegenüber dem, was in dieser Stadt geschieht?«
    Rileys Zorn steckte den Kopf heraus. »Ich weiß, was geschehen ist, Simon. Ich weiß es besser als jeder andere, aber …«
    »Es war mir gar nicht klar, wie oberflächlich du bist«, sagte er und starrte sie an, als hätte er gerade ihr dunkelstes Geheimnis erfahren. »Bedeuten dir diese toten Dämonenfänger denn gar nichts?«
    »Jetzt hör mir mal zu«, gab sie zurück und versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, um seinen Zimmernachbarn nicht zu stören. »Komm mir nicht mit diesen ›Dir ist das alles egal‹-Mist. Ich bin nicht oberflächlich, Simon.«
Ich will nur, dass zwischen uns alles wieder so wird wie früher
.
    »Das sehe ich nicht so«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir müssen herausfinden, was im Tabernakel geschehen ist. Wir müssen herausfinden, wer uns verraten hat.«
    Verraten?
Riley zwang sich, ruhig zu klingen, obwohl es in ihr brodelte. »Niemand hat uns verraten, Simon. Das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Weiß ich das?«, fragte er mit einem merkwürdigen Funkeln in den Augen. »In dieser Schlacht geht es um unsere Seelen, Riley. Nichts ist, was es zu sein scheint. Wir können niemandem mehr vertrauen, bis wir wissen, was geschehen ist.«
    Riley gab es auf. Sie war zu müde für so viel Dramatik. »Dann finde es doch heraus. Ich muss gehen.«
    Als sie ihm einen Kuss auf die Wange gab, spürte sie Simons Anspannung unter ihren Lippen.
    »Ich gebe dich nicht auf«, sagte sie trotzig.
    »Und ich werde nicht aufgeben, bis ich die Wahrheit herausgefunden habe.«

    Anstatt sich in die Einsamkeit des Kirchenkellers zu schleppen und dem Ein-aus-Tanz der Heizung zu lauschen, setzte Riley sich auf die Steintreppe, die zum Haupteingang führte. Inzwischen war es dunkel geworden, die Straßen wurden von den Autos beleuchtet, und geschäftige Fußgänger eilten für die Nacht nach Hause. Im Moment schien der Fünfer nur eine ferne Gefahr zu sein. Größere Sorgen bereitete ihr Simon und was zwischen ihnen abging. Die Möglichkeit, ihn zu verlieren, machte ihr das Herz schwer.
    »So grausam kann der Himmel nicht sein«, flüsterte sie.
    Eine leichte Brise ließ sie ihre Jacke enger um sich ziehen. Sie hörte die leisen Schritte, ehe sie ihn sah. Ori. Er setzte sich neben sie auf die Treppe, gekleidet in schwarze Lederjacke und Jeans. Eine ganze Weile sagte er nichts, als respektiere er ihr Bedürfnis nach Stille. Schließlich merkte Riley, dass sie irgendetwas sagen

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