Seelenraub
ließ sein Körper ihn für die hohe Kneipenrechnung büßen.
Anmutig streckte die Reporterin ihm eine sorgfältig manikürte Hand entgegen. »Ich bin Justine Armando«, sagte sie. »Ich würde gerne mit Ihnen über Atlanta und seine Dämonen sprechen.«
Bodenlose smaragdgrüne Augen fixierten ihn.
Behutsam ergriff er die Hand und zwang sich, sich zu entspannen. Diese Puppe war einfach umwerfend, und wie sie
Dämonnen
sagte, war einfach süß. Sie sah aus wie ein Model, nicht wie eine Reporterin, doch das kam ihr vermutlich nur zugute. Die olivbraune Haut schimmerte im Morgenlicht, das durch die Fenster hereinfiel und auch ihr Haar golden funkeln ließ. Er fragte sich, ob sie diesen Platz mit Absicht ausgewählt hatte. Außerdem stellte er fest, dass sie keinen Ehering trug.
Als die Kellnerin ihm eine Tasse Kaffee einschenkte, wandte Beck seine Gedanken wieder dem Geschäftlichen zu. »Womit kann ich Ihnen helfen, Ma’am?«
»Justine, bitte. Ich bin doch nicht alt und grau«, sagte sie. Ihre grünen Augen funkelten.
»Also gut, Justine. Was wollen Sie wissen?«
»Ich möchte die Geschichte eines Dämonenfängers in Atlanta erzählen. Ihr Meister Stewart sagte mir, Sie seien einer der besten, deshalb habe ich Sie um ein Interview gebeten.«
Die trug ja ziemlich dick auf. Er nahm einen Schluck Kaffee, um Zeit zu gewinnen und die gemischten Signale zu überprüfen, die er empfing. Wenn man nichts sagte, begann die andere Person normalerweise, das Schweigen zu füllen, und man konnte etwas über sie erfahren. Die Reporterin war allerdings ein Profi, sie nippte an ihrem Tee und wartete darauf, dass er weich wurde.
»Für wen schreiben Sie?«, fragte er.
»Ich arbeite freiberuflich und verkaufe meine Geschichten an Zeitungen auf der ganzen Welt«, erklärte sie.
»Muss ein netter Job sein.«
»Er hat seine Vorteile«, erwiderte sie und drückte einen Knopf auf dem schicken Mikrorekorder, der neben einem Notizblock und einem goldenen Stift lag. Dann lächelte sie und zeigte auf den Rekorder. »Sollen wir anfangen?«
»Jawohl, Ma’am.«
Bringen wir’s hinter uns
. Obwohl ihm das Drumherum ganz gut gefiel.
»Ich habe Nachforschungen über Sie angestellt, Denver Beck«, sagte Justine. »Sie wurden in Sadlersville, Georgia geboren, zogen nach Atlanta und gingen dann zum Militär. In Afghanistan wurden Ihnen mehrere Tapferkeitsmedaillen verliehen.«
»Jawohl, Ma’am.« Das war aber auch schon alles, was es über das Thema zu sagen gab.
»Warum wollten Sie Dämonenfänger werden?«, fragte sie.
»Wegen Paul Blackthorne«, erwiderte Beck. »Er hat mir eine Zukunft gegeben.« Er wusste, dass das kitschig klang, aber es war die Wahrheit.
»Er ist kürzlich verstorben. Sie waren bei ihm, als es geschah«, sagte die Reporterin mit sanfter Stimme. »Ich habe mitbekommen, dass sein Leichnam reanimiert wurde und dass er in der Nacht, als die Dämonen angriffen, im Tabernakel gewesen war.«
»Jawohl, Ma’am.«
Sie legte den Stift ab und warf ihm einen flehentlichen Blick zu. »Ich brauche wirklich etwas mehr als dieses ›Jawohl, Ma’am‹, Mr Beck.«
»Nur Beck. So nennt mich jeder.«
»Also dann,
Nur
Beck …«
Er öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass sie das falsch verstanden hatte, doch dann sah er, wie ihre Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben wanderten. Sie zog ihn auf.
»Wollen Sie sich mit mir anlegen?«, fragte er.
»O ja. Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was in jener Nacht im Tabernakel geschehen ist, und ich werde es der Welt erzählen.«
»Ich denke, das weiß sie bereits.«
»Aber niemand kennt Ihre Geschichte«, sagte sie und lehnte sich über den Tisch. »Ich weiß, dass es eine gute Geschichte ist.«
»Woher?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Ich brauche Sie nur anzusehen. Sie sind nicht wie die anderen.«
Da hat sie recht
. Er ließ sich noch eine Tasse Kaffee einschenken und erzählte ihr, an was er sich vom Dämonenangriff noch erinnerte, wobei er ein paar Details ausließ, die die Welt nicht zu erfahren brauchte. Justine hörte aufmerksam zu und machte sich Notizen. Erst als er geendet hatte, stellte sie ihm weitere Fragen.
»Wie haben die Dämonen den Schutzkreis aus Weihwasser durchbrochen?«
»Ich denke, es waren einfach zu viele.«
Sie schien diese Erklärung zu akzeptieren. »Glauben Sie an Armageddon, Beck?«
»Vor ein paar Tagen hätte ich noch nein gesagt, aber nachdem ich diese Engel gesehen habe …«
»Dann waren sie also tatsächlich da?« Auf seinen
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