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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Versuchung, ihm zu sagen, dass er an den meisten Tagen keine angenehme Gesellschaft war.
    »Und welchen Knopf habe ich da gerade gedrückt?«, fragte sie, damit sie in Zukunft Bescheid wusste.
    Beck wand sich. »Ich kann nicht besonders gut lesen oder schreiben. Ich hatte niemanden, der es mir beigebracht hat, zumindest nicht zu Hause. Die Lehrer haben’s versucht, aber die konnten nicht viel machen, weil ich nicht auf sie gehört hab.«
    »Auf meinen Dad hast du gehört.«
    »Er wusste, wie er mich anpacken musste. Keiner von den anderen konnte das.«
    Langsam dämmerte es ihr, warum er sie um Hilfe gebeten hatte. »Stewart weiß nichts davon, oder?«
    »Nein.« Beck schüttelte den Kopf. »Ich trau mich nicht, es ihm zu erzählen, nicht, wenn ich Meisterfänger werden will. Darum bin ich hierhergekommen.«
    Er setzte sein aufgeblasenes Ego aufs Spiel und vertraute darauf, dass sie sich nicht über ihn lustig machte. Riley fühlte sich richtig gut damit.
    »Darum schickst du also auch keine SMS .«
    »Jupp.« Beck schaute auf das Formular vor sich. »Ich bin schon besser geworden«, sagte er. »Die Armee hat da ’ne Menge geholfen. Aber es ist nicht leicht für mich.«
    »Du bewegst dich doch ohne Probleme in der Stadt. Das habe ich gesehen.«
    »Ich kenne die Stadt«, sagte er und sah ihr in die Augen. »Ich brauche die Straßenschilder nicht zu lesen, um dahin zu kommen, wo ich hinwill. Nur wenn ich was Neues mache, bekomme ich Probleme.«
    »Wie bei diesen Formularen.« Ein Nicken. »Du hast du doch ganz ordentlich hinbekommen«, sagte Riley ermutigend. »Deine Handschrift ist viel ordentlicher als bei den meisten Typen, und du trägst alles in die richtigen Felder ein.«
    »Ich habe dir zugeschaut, damit ich weiß, wie es geht.«
    Sie wagte nicht, ihn zu bemitleiden. Das würde ihn nur wütend machen.
    Riley hob die Hände. »Hey, ich hatte einfach Glück. Beide Eltern waren Lehrer. Bei mir ist das fest verdrahtet.«
    »Ich hatte eine …« Er verstummte, doch Riley wusste, was er dachte.
    Eine betrunkene Mutter, der es egal war, was aus dir wird.
    »Liest du Bücher?«
    »Manchmal, Kinderbücher«, sagte er. »Ich hole sie aus der Bücherei, damit die Leute nicht merken, was ich lese.«
    Damit sich niemand über dich lustig macht
. »Wie hast du das Handbuch für Dämonenfänger durchgearbeitet?«
    Verlegenheit spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Dein Daddy hat es mir vorgelesen.«
    Was bedeutete, dass es in all den Stunden, die Paul Blackthorne mit Beck verbracht hatte, nicht allein darum gegangen war, Dämonen zu fangen oder zusammen rumzuhängen.
Mein Dad hat ihm Lesen und Schreiben beigebracht
.
    Sie hatte ihren Vater immer geliebt, aber jetzt liebte sie ihn nur noch mehr.
    »Und wie hast du die Gesellenprüfung geschafft?«, fragte sie.
    »Ich habe nicht gemogelt«, trotzte Beck prompt zurück.
    »Hallo?«, sagte sie und klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. »Habe ich das behauptet?«
    Er zuckte halbherzig die Achseln. »Ich kannte alle Antworten, ich konnte nur die Fragen nicht so gut lesen, also hat Paul sie mich in der richtigen Reihenfolge auswendig lernen lassen.«
    Was okay war, da man die Fragen vorher bekanntgab, um die Chancen zu erhöhen, dass der Lehrling die Prüfung tatsächlich bestand.
    »Ich könnte das nicht«, gab sie zu.
    »Was?«
    »Mir alle Fragen merken. Das wäre viel zu schwer. Du kannst vielleicht nicht besonders gut lesen und schreiben, aber du bist trotzdem schlau.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Aber ich
. Darum hatte ihr Vater sich solche Mühe gegeben.
Jetzt bin ich an der Reihe
.
    Ein Gedanke durchzuckte sie. »Hast du einen Computer?«, fragte sie. Er nickte. »Mein Kumpel Peter hat ein Programm, das Texte in gesprochene Sprache umwandelt. Du kannst dir das Zeug im Internet anhören und gleichzeitig mitlesen. Zeitungsartikel und so was.«
    »Hört sich cool an. Ist das teuer?«
    »Ich glaube nicht. Ich frag ihn mal.« Beck versteifte sich auf der Stelle. »Ohne ihm zu sagen, wieso ich das wissen will.«
    »Danke.« Er schaute hinunter auf das Formular und dann wieder auf. »Ich meine es ernst.«
    Der nächste Ordner auf dem Stapel war Ethans. Riley nahm ihn.
    »Ich kann den machen, wenn du willst«, bot Beck an.
    Sie schüttelte den Kopf und spürte das Prickeln der Tränen. Sie schlug die Akte auf und betrachtete das Bild des Lehrlings. Er war noch gar nicht so alt gewesen, und jetzt war er tot. Wenn es anders gelaufen wäre, würde Beck jetzt Simons Papiere

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