Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
Vom Netzwerk:
schöne Mahlzeit zu ruinieren, indem sie über etwas sprach, das ihr vielleicht nicht gefallen würde, konzentrierte sie sich auf ihr eigenes Sandwich und gab sich dem köstlichen Geschmack hin. Mama Z hatte das beste Fleisch der Welt. Mitten beim Essen piepte ihr Handy, weil sie eine neue SMS bekommen hatte. Sie wischte sich die Hände ab und sah nach. Dann grinste sie.
    »Ja!«, krähte sie. »Simon ist zu Hause. Sie haben ihn aus dem Krankenhaus entlassen.«
    »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Beck. »Er ist echt schnell wieder gesund geworden.«
    »Zumindest äußerlich.«
    Ihr Besucher schnaubte wissend. »Hast du ihn gestern noch besucht?« Als sie nickte, fügte er hinzu: »Und, wie war’s?«
    »Ging so«, sagte sie und plapperte seine Worte über das Interview nach.
    »Nicht gut?« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.« Er wischte sich den Mund mit der Serviette ab, zerknüllte sie und warf sie auf den Teller. »Ich hoffe, das Essen reicht als Bestechung.«
    Jetzt kommt’s. Er benutzt das Essen, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich weiß es einfach.
    »Stewart will, dass ich die Unterlagen für den Bundesverband ausfülle.« Als sie ihn verwirrt anschaute, fügte Beck hinzu: »Für die toten Dämonenfänger. Die Formulare, damit ihre Familien die Lebensversicherungen ausbezahlt bekommen.«
    »Oh.« Das leuchtete ein, dass er das nicht allein machen wollte.
    Nachdem sie den Tisch abgeräumt hatte, ließ Riley sich wieder auf ihren Stuhl fallen. Beck legte einen dicken Stapel Aktenmappen vor sie. Auf jeder stand in Druckbuchstaben ein Name.
    »Wie viele Seiten haben die Dinger?«, fragte sie.
    »Das Formular hat bloß zwei. Der Rest sind ihre Akten.« Sie studierte den ersten Ordner. Was für ein Segen, dass sie den Namen nicht kannte.
    Die Formulare waren ziemlich einfach: eine Benachrichtigung an den Bundesverband der Dämonenfängerzünfte, dass eines ihrer Mitglieder das Zeitliche gesegnet hatte, und der Antrag, die Versicherungssumme an den oder die Nutznießer auszuzahlen. Riley öffnete die Aktenmappe und fand ein Foto des Verstorbenen. Es war aufgenommen worden, als er der Zunft beigetreten war, was laut den Unterlagen vor sechs Jahren gewesen war. Sie kannte den Mann nicht.
    Ihr Besucher schlug einen Ordner auf und stöhnte gequält auf. Er hatte diese Männer gekannt – wahrscheinlich sogar mit ein paar von ihnen zusammengearbeitet und mit jedem von ihnen irgendwann einmal getrunken.
    Sie ließ den Blick über das Blatt Papier vor ihr wandern. Russell Brody war dreiundvierzig, genauso alt wie ihr Dad, als er starb. Er hatte eine Frau und zwei Kinder. Riley zwang sich, den Stift in die Hand zu nehmen und das Formular auszufüllen, obwohl sie den Schmerz fast körperlich spürte. Seine Familie brauchte das Geld, und irgendjemand musste die Arbeit machen. Sie ging von Absatz zu Absatz, trug Namen, Adresse, Sozialversicherungsnummer, Geburtsdatum, Position innerhalb der Zunft, Mitgliedsnummer und dann den schwersten Teil ein – wie er starb.
    »Äh, was soll ich bei Todesursache reinschreiben?«, fragte sie.
    »Höllenbrut«, erwiderte Beck. »Sie fügen den Bericht des Leichenbeschauers bei, wenn sie es abschicken, so dass du nicht mehr zu schreiben brauchst.«
    »Höllenbrut«, sagte sie und füllte die leere Zeile aus. Für ihren Geschmack klang es viel zu harmlos.
    Als sie mit dem ersten fertig war, nahm sie sich den nächsten Ordner und schlug ihn auf. Auch diesen Fänger kannte sie nicht. Dasselbe bei den nächsten beiden.
Das macht er mit Absicht
. Sie überlegte, ihm zu danken, aber vielleicht würde er es falsch verstehen.
    Als sie mit ihrem fünften Antrag fertig war, legte sie ihn weg und streckte sich. Beck saß immer noch an seinem zweiten Formular, zusammengekauert wie ein Gnom. Wenn er ein Wort schrieb, tat er es sehr langsam und malte jeden Buchstaben mühsam auf. Als müsste er sich richtig anstrengen.
    »Wenn du noch langsamer machst, habe ich am Ende die ganze Arbeit allein erledigt«, sagte sie, nicht besonders erbaut von dem Gedanken.
    »Ich mach schon, so schnell ich kann«, schoss er zurück.
    »Verscheißern kann ich mich alleine.«
    Er hob den Kopf, um sie anzusehen, das Gesicht trotzig gerötet. »Ich bin nicht besonders gut mit so was, okay? Aber denk bloß nicht, ich wär deswegen blöd.«
    Was sollte das denn jetzt?
    Beck warf den Stift auf den Tisch. »Tut mir leid. Ich bin müde, und ich bin heute keine angenehme Gesellschaft.«
    Riley widerstand der

Weitere Kostenlose Bücher