Seelenraub
dich ins Visier genommen. Warum sollte dein Vater sonst im Tabernakel gewesen sein?«
»Was sagst du da? Mein Vater hat nichts mit der Hölle zu tun.«
»Dein Vater wurde durch bösartige Magie beschworen. Das kannst du nicht bestreiten. Er hat Nachforschungen über Weihwasser angestellt. Warum? Hat er nach einer Möglichkeit gesucht, den Schutzkreis für seinen ruchlosen Meister zu durchbrechen? Hat er dir davon erzählt?«
Riley starrte ihn an, schockiert über diese Gehässigkeit aus dem Mund ihres Freundes. »Du beschuldigst meinen Dad, all diese Fänger umgebracht zu haben? Wie kannst du es wagen!« Sie schnappte heftig nach Luft. »Ich weiß nicht einmal, ob er es aus dem Glutofen heraus geschafft hat.«
Er grinste höhnisch. »Was für eine Rolle sollte das spielen? Er ist tot, oder hast du das vergessen?«
Riley Mund klappte auf, wie vor den Kopf geschlagen von seiner Gefühllosigkeit. »Was ist bloß in dich gefahren? Früher warst du nie so. Du hast dich um die Menschen gekümmert. Jetzt bist du nur noch … gemein.«
»Ich sehe die Dinge, wie sie wirklich sind. Dich, zum Beispiel«, sagte er und umklammerte die Wasserflasche fester. »Wenn du Luzifer deine Seele verkauft hast, gib es einfach zu.«
Meine Seele verkauft?
Riley deutete anklagend mit dem Finger auf ihn. »Weißt du was, ich habe dir echt eine Menge durchgehen lassen, aber hörst du dir eigentlich zu bei dem, was du sagst? Du bist ja total paranoid!«
»Er sagte, dass du das sagen würdest.«
»Wer hat mit dir geredet? McGuire?«
»Das spielt keine Rolle. Ich muss nur immer daran denken, was du mir vor der Versammlung erzählt hast.«
»Was habe ich gesagt?« Sie erinnerte sich nur noch an den Kuss.
»Du sagtest, dass das alles zu deinem raffinierten Plan gehört. Jetzt glaube ich, dass es tatsächlich die Wahrheit war, dass Luzifer die Fänger von innen heraus zerstören will und dass er dich und deinen Vater als Waffe benutzt.«
Sie hatte an jenem Abend nur einen Witz gemacht, es gab keinen anderen Plan außer, sich in diesen Typen zu verlieben. Und jetzt trampelte er auf ihren Gefühlen herum und zermalmte ihr Herz unter seinen Füßen.
Riley schnappte sich die Tüte mit den Keksen von der Couch. »Die behalte ich. Du würdest wahrscheinlich versuchen, sie zu exorzieren oder so was. Wenn du beschließt, wieder der alte Simon zu sein, kannst du mich ja anrufen.«
Er schüttelte gleichgültig den Kopf. »Dieser Simon ist tot. Mir wurden die Augen geöffnet über die Schlacht, die uns bevorsteht. Du hast deine Seele verkauft, oder du bist ein …« Er nahm einen bebenden Luftzug, der am Ende klemmte. »Ich muss die Wahrheit wissen.« Im nächsten Moment war sie klitschnass von dem Wasser, das Simon aus der Flasche in seiner Hand über sie ausgeschüttet hatte. Fassungslos sprang Riley auf, Flüssigkeit lief über ihr Gesicht, ihre Brust, ihre Hände. Es kribbelte auf eine Weise, die sie nur allzu gut kannte.
»Das ist Weihwasser!« Er hatte seine Freundin gerade einer Probe unterzogen, um festzustellen, ob sie ein Dämon war.
Ungeheuere Traurigkeit erfüllte Simons Blick, als wüsste er, dass er zu weit gegangen war und einen Punkt erreicht hatte, von dem es kein Zurück gab. Gleichwohl war er nicht bereit, seinen Fehler einzugestehen. »Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, dem ich nicht vertraue.«
»Was?« Er macht mit mir Schluss? Das kann er nicht machen. Ich habe ihm das Leben gerettet.
Vielleicht sollte sie ihm von Martha erzählen, von dem Handel, auf den sie sich eingelassen hatte.
Er wird mir niemals glauben.
Mit einer Handbewegung schickte er sie fort. »Du musst jetzt gehen, Riley. Du bist hier nicht länger willkommen.«
Sie brach in Tränen aus, doch sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen, als sie über ihre bereits nassen Wangen liefen. Riley ließ die Tüte mit den Keksen fallen und flüchtete aus dem Haus.
Die Dämonen hatten in jener Nacht mehr getötet als nur die Fänger. Sie hatten ihre Zukunft mit dem Jungen, den sie liebte, zerstört.
Beck war bei seiner zweiten Tasse Kaffee angelangt und versuchte, den Scotch wegzuätzen, ehe er sich in einer Stunde mit Justine traf. Er hatte eine letzte Frage an den alten Fänger, ehe er ging, eine Frage, die seit dem Treffen mit den Jägern an ihm nagte.
»Was hat der Priester damit gemeint?«, fragte er. »Wer beschützt unseresgleichen?«
Stewart schwieg eine ganze Weile. Schließlich nickte er
Weitere Kostenlose Bücher