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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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bedächtig. »Es ist nur richtig, dass du es erfährst.« Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Whisky. »Noch mehr Geschichte«, sagte er. »Tut mir leid.« Noch ein tiefer Schluck, als bereite er sich darauf vor, schlechte Nachrichten zu überbringen. »Manche Engel waren gar nicht glücklich, als der Mensch erschaffen wurde, es passte ihnen nicht, dass sie beim Buhlen um Gottes Zuneigung Konkurrenz bekommen hatten. Vor allem Luzifer weigerte sich, das Knie vor etwas zu beugen, das aus Lehm geschaffen worden war.«
    Beck nickte aufmunternd und hoffte, der alte Mann würde weiterreden.
    »Gott missfällt es, wenn Er herausgefordert wird, also warf Er Luzifer und alle anderen göttlichen Wesen aus dem Himmel, die gegen die Schaffung des Menschen waren. Manche sagen, es seien über zweihundert gewesen; andere glauben, die Zahl ginge in die Millionen.«
    Beck pfiff. »Das sind ziemlich viele verdammte Engel.«
    »
Aye
. Die Dämonen tauchten zum ersten Mal auf, als Adam und Eva die Erkenntnis von Gut und Böse kam. Anfangs waren es nicht zu viele, aber als wir in die Städte zogen, kamen sie mit uns und vermehrten sich. Die Dämonen dienen einem bestimmten Zweck, sie sind Teil von Gottes Plan.« Stewart verlagerte das Gewicht und sammelte seine Gedanken. »Ganz am Anfang sagte Gott zu Luzifer: ›Wenn du diese Menschen für so schrecklich hältst, dann teste sie für mich, trenne die Spreu vom Weizen. Finde diejenigen, deren Glaube unerschütterlich ist.‹ So machte Er Luzifer zu Seinem Widersacher, Seinem
hasatan
. Es ist die Aufgabe des Fürsten, wie ein Staatsanwalt unsere Liebe zu Gott auf die Probe zu stellen, und zu diesem Zweck bedient er sich der Dämonen.«
    Beck holte tief Luft, um den Kopf klar zu bekommen. Das musste der Whisky sein. Stewart konnte doch wohl nicht ernsthaft behaupten, dass Luzifer aufrichtig war? »Aber er ist der Teufel.«
    »Da irrst du dich«, sagte Stewart. »Es gibt zwar einen Teufel, und der ist verdammt bösartig, aber Luzifer steht unter Gottes Fuchtel … mehr oder weniger jedenfalls.«
    Beck beschäftigte sich ein Weilchen mit seinem Kaffee und dachte darüber nach. Das alles war sehr verwirrend und ließ seinen Kopf schlimmer brummen als der Whisky. »Und was hat der Priester dann gemeint?«
    Das erneute Schweigen zog sich in die Länge, während Stewart ins Feuer starrte. »Nicht einmal Harper weiß das, und es ist besser, wenn es auch kein anderer erfährt.«
    »Was weiß er nicht?«, fragte Beck. Sein Geduldsfaden wurde langsam dünn.
Wird dieser Mann die Frage jemals beantworten?
    »Die Hölle wollte nicht, dass wir an jenem Abend sterben.«
    »Unmöglich«, entgegnete Beck.
    »Es gehört alles zum Großen Spiel, jenem Spiel, das alles im Gleichgewicht hält. Die Hölle tut etwas; der Himmel revanchiert sich. Vor und zurück, bis in alle Ewigkeit. Der Trick dabei ist, die Gegenseite nicht zu weit zu drängen, oder es gibt Krieg.«
    »Aber …«
    Stewart hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Weder Gott noch Luzifer wollen den Weltuntergang. Sie wissen beide, dass es übel enden und alles aus dem Gleichgewicht geraten würde. Doch ein paar der Erzengel und der gefallenen Engel sind ganz scharf darauf, zu kämpfen. Deswegen gibt es dauernd Spannungen, vor allem in der Hölle.«
    Frustriert strich Beck sich mit der Hand durchs Haar. »Bei allem Respekt, aber du kannst doch unmöglich behaupten, die Hölle hätte nicht ihr Bestes gegeben, um uns abzuschlachten.«
    Stewart sah ihm in die Augen, die Miene ernst. »Diese Engel, die uns gerettet haben. Was glaubst du, wer sie geschickt hat?«
    Verdammt dumme Frage
. »Der Himmel, natürlich. Wer sonst sollte sich die Mühe machen, unsere Ärsche zu retten?«
    »Nein, Junge«, erwiderte Stewart. Seine Stimme war beinahe ein Flüstern. »Diese Kampfengel hat der Höllenfürst höchstpersönlich gesandt. Das schwöre ich beim Namen der Stewarts.«
    Der alte Mann meint es ernst. Er glaubt tatsächlich, dass die Hölle uns den Arsch gerettet hat.
Becks Verstand kämpfte gegen die naheliegende Frage an:
Wenn das Luzifers Leute gewesen waren, wer hat dann die Dämonen geschickt?

23. Kapitel

    Gelenkt von einer Art innerem Autopiloten, fand Riley sich schließlich vor der St.-Brigid-Church wieder. Sie parkte und stellte den Motor aus. Nachdem sie sich erneut die Nase geputzt hatte, klappte sie die Sonnenblende herunter. Ihre Mascara hatte schmutzige, senkrechte Streifen auf ihrem Gesicht hinterlassen. Sie murmelte einen

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