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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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gallenbitteren Fluch und wischte so viel weg, wie es mit einem Papiertaschentuch eben ging. Hoffentlich ging das Zeug aus ihrem Pullover raus, obwohl sie ihn wahrscheinlich ohnehin nie wieder tragen würde. Er würde sie nur an ihn erinnern.
    »Ich war so bescheuert!« In ihren Tagträumen hatte sie sich ihre gemeinsame Zukunft ausgemalt, wie es wäre, wenn sie und Simon heirateten und wie viele Kinder sie haben würden. Sie war heftig in ihn verliebt gewesen, und jetzt war alles aus, weggeschwemmt von seiner irrationalen Paranoia und einer Flasche lauwarmen Weihwassers.
    »Du selbstgerechter Heuchler. Wie konntest du mir das antun?« Sie war ihm wirklich wichtig gewesen, das wusste sie. Sie hatte es gespürt, wenn sie zusammen waren, und trotzdem hatte er alles weggeworfen, als bedeute es nichts.
    Sobald sie in dem kleinen Raum war, setzte sie sich an den Tisch. Das war von jetzt an ihr Leben. Sobald Ori den Fünfer umgebracht hatte, würde sie sich nachts nicht mehr auf geweihtem Boden aufhalten müssen, aber sehr viel mehr würde sich nicht ändern. Sie würde niemals einen Freund finden, der verstand, was sie tat, was sie tun musste. Beck hatte recht gehabt: Man zahlte einen gewaltigen Preis, um die Hölle in Schach zu halten, und sie würde für den Rest ihres Lebens dafür blechen.
    Die beiden Rosen standen in einem Glas in der Mitte des Tisches – diejenige, die sie an ihrem Wagen gefunden hatte, und die, die Ori ihr gestern Abend geschenkt hatte. Sie zog das Glas näher zu sich und schnupperte an den Blüten. Der Duft war immer noch stark und schien sie zu beruhigen. Sie schloss die Augen, um sich an Simon zu erinnern, bevor er verletzt worden war. Die Erinnerungen waren da, aber sie waren zu schmerzhaft, um sie zuzulassen.
    Ihr Handy leuchtete auf. Wenn das Mr Selbstgerecht war und er glaubte, sich entschuldigen zu können …
    Es war Beck. »Was ist?«, schnauzte sie.
    »Simon hat mich gerade angerufen. Er benimmt sich immer noch wie ein Verrückter und meinte, du würdest für die Hölle arbeiten. Was ist los?«, wollte er wissen.
    O nein
. Es war ihr gar nicht recht, dass Beck von ihrem implodierten Liebesleben wusste.
    Er wartete ihre Antwort gar nicht ab. »Hör zu, Mädel. Ich hab im Moment jede Menge um die Ohren. Ich kann mich nicht auch noch um euer albernes Kindertheater kümmern.«
    Kindertheater?
»Wow, du bist ja richtig mitfühlend.«
    »Deine Jungsprobleme gehen mich nichts an. Halt dich einfach von ihm fern.«
    Und wie soll das funktionieren? Wir haben denselben Meister.
    Und wie aufs Stichwort fügte ihr Anrufer hinzu: »Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um deine Tante anzurufen.«
    Riley legte auf. Zu ihrer Erleichterung versuchte er es nicht noch mal.

    Über dem Waschbecken im Badezimmer weinte sie noch mehr Tränen, dazu schluchzte sie erstickend, was sich eher anfühlte, als stünde sie vor Simons Sarg denn vor den Scherben ihrer Beziehung. Schließlich meldeten sich Zweifel, finster und heimtückisch, wie Albträume, die einem keinen Moment der Ruhe gönnen.
    Vielleicht ist es meine Schuld
. Wenn sie vielleicht irgendetwas anders gemacht hätte und …
    »Hör auf!«, schrie sie ihr Spiegelbild an. »Es ist nicht deine Schuld. Du hast das Richtige getan. Du hast sein Leben gerettet.«
    Und ihn für immer verloren.
    Riley kroch ins Bett, die Nase geschwollen vom ganzen Weinen. Simons hässliche Worte prasselten wie Geschosse auf sie ein. Wie konnte er sich so schnell von ihr abwenden?
    Ihr Telefon klingelte, tanzte vibrierend über den Tisch und stieß gegen die Wasserglas-Vase. Sie ignorierte es. Ein paar Minuten später klingelte es erneut. Sie drehte das Gesicht zur Wand, unfähig, mit irgendjemandem zu reden, ohne in einem emotionalen Chaos zu zerschmelzen. Dann kam eine SMS . Dann noch eine.
    Vielleicht war es wirklich etwas Wichtiges. Vielleicht war Beck etwas zugestoßen.
    Es war Peter. Seine letzte SMS lautete: RUF MICH SOFORT AN ! ICH MUSS MIT JEMANDEM REDEN !
    Das klang unheilvoll, also gab sie nach und wählte seine Nummer. »Peter? Was ist los?«
    »Warte kurz.«
    Es folgte das Geräusch von Schritten über Holz, eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen.
    »Okay, ich bin jetzt draußen.« Seine Stimme war genauso belegt wie ihre, als hätte er geweint.
    So war er noch nie gewesen, und das machte ihr Angst. »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Ich habe Mom endlich gesagt, dass ich nicht mit ihr und den Ghuls nach Illinois gehe.«
    Riley zuckte

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