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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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glänzte das matte Licht. Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, den Kopf stolz erhoben, spazierte sie an mir vorbei, wie es die Göttin Ishtar mit einem liebeskranken Käfer gemacht haben würde, so weit stand sie über mir.
    »… aber sprich nur ein Wort und so wird meine Seele gesund«, schoss es mir durch den Kopf, doch sie würde nie mit mir sprechen. Als ich noch dasaß und um meine Fassung rang, war sie am Kanapee angekommen, sprang mit einem herrlichen Satz auf die Sitzfläche und rollte sich auf einem goldenen Kissen ein. Sie bedeckte das Näschen mit dem buschigen Schwanz und war sofort eingeschlafen, oder tat zumindest so.
    Der Kontrast zwischen ihrem anthrazitfarbenen Fell und dem dunklen Gold des Kissens war atemberaubend. So eine Perserkatze hatte ich noch nie gesehen. Da blitzte es hinter dem buschigen Schwanz kurz bernsteinfarben auf, ganz egal war ich ihr doch nicht. Doch das Auge war sofort wieder verschwunden, sodass ich mich fragte, ob ich nicht einer Halluzination erlegen war.
    In dem Moment trat Korkarian ein. Seine Füße steckten in bequemen Hausschuhen aus weichem Leder, ansonsten trug er die gleiche Kleidung wie beim Schach. Einen dunklen Anzug, ein elfenbeinfarbenes Hemd und eine schmale, gemusterte Krawatte. Er setzte sich zu mir, etwa eineinhalb meiner Armlängen entfernt. Dabei blieb er aufrecht und behielt beide Beine auf dem Teppich, hellwach war das Treffendste, was sich über ihn sagen ließ. Die Katze auf dem Sofa ignorierte uns beide, so wie es eine römische Patrizierin mit ihren Sklaven gehalten haben würde.
    »Also, wer ist tot?«
    »Schauberger ist ihr Name gewesen.«
    »Sagte ich doch schon, kenn ich nicht.«
    »Sie war bei Ihnen wegen eines Seelenkredits.«
    »Nein.«
    »Vielleicht …«
    »Nein.«
    »… lassen Sie mich ausreden. Die Dame war knapp 30, exotische Schönheit halb-afrikanischer Abstammung.«
    »Ausgeschlossen. War keine Negerin da.«
    Es hätte nun überhaupt keinen Sinn gemacht zu fragen, ob er sich ganz sicher wäre. So einem wie Korkarian passieren keine leichten Fehler, und wenn er gelogen hatte, dann würde er auch dabei bleiben. So einfach war das. Also musste ich etwas riskieren.
    »Ich hab mit ihr gesprochen, kurz vor ihrem Tod. Sie war Journalistin und hinter einer Story über Sie her.«
    »Sehen Sie, einer solchen Person hätte ich nie gegeben Kredit. Keine Presse, schlecht fürs Geschäft. Und ich erkenne diese Leute an ihrer Nasenspitze.«
    »Aber mir haben Sie auch einen gegeben.«
    »Ich wusste schon. Doch der ewige Gott, in seiner Weisheit und Güte, hat mich mit einer Tochter gesegnet.«
    Mittlerweile war die Schönheit auf dem Kanapee aufgewacht, oder hatte zumindest beschlossen, nicht mehr zu markieren, und war über den Tisch, dessen Platte sich in gleicher Höhe wie Korkarians Schoß befand, auf eben denselben geklettert. Nun drückte sie ihren kleinen Kopf in seinen Bauch. Er kraulte sie mit der Linken hinter den Ohren, was die Katze entzückte. Sofort begann sie zu schnurren und ihre Krallen auf seinen Oberschenkeln ein- und auszufahren. Ihm war das egal, er verzog dabei keine Miene.
    »Muss ma in Kauf nehmen, wenn ma Katze hat, kaputte Hosen. Ist mit Katzen wie mit Töchtern.« Abrupt wechselte er das Thema. »Was geht mich also Tote an?«
    »Sie hat über Sie recherchiert …«
    »Sagt sie!«
    »… sagt sie, aber jetzt ist sie tot. Außerdem hatte sie ein Notizbuch, ich konnte einen kleinen Blick hineinwerfen. Da waren Seiten über Seiten mit Informationen, und überall dazwischen Ihr Name.« Kleine Notlüge, außer Korkarians Namen, der Adresse von Buehlin und ein paar Füllworten hatte ich in der Eile so gut wie nichts lesen können.
    »Na und?«
    »Die Kripo ermittelt, die werden das Notizbuch finden. Dann kommen Sie zu Ihnen.«
    »Habe nichts zu verbergen.«
    »Ich habe einmal für jemanden gearbeitet, der hatte seine Finger auch in Ihrer Branche drin.«
    »Wer?«
    »Bender.«
    »Der sitzt jetzt auf Ibiza.«
    »Menorca, doch das ist egal. Ich habe damals gelernt, dass all diese kleinen Kreditsachen irgendwo einen schwindligen Hintergrund haben.«
    »Das kann Ihnen getrost egal sein.«
    »Mir schon, aber den Kriminesern nicht. Auch wenn es nicht zur Anklage reicht, fürs Geschäft ist so was überhaupt nicht gut.«
    »Dann haben Sie also Notizbuch. Wollen mir verkaufen.«
    »Nein, ich hab es nicht. Das kann sich noch ändern.«
    »Können ja dann wieder einmal vorbeikommen. Vielleicht interessiert es mich.« Die Katze

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