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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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atmete tief ein.
    »Was ist?« Ich flüsterte.
    »Gestern war die Alarmanlag ausgschaltet. Heut?« Er zuckte mit den Achseln.
    Ich zuckte ebenfalls mit den Achseln und drängte mich durch die Hecke. Es kratzte ein bisschen, war gar nicht so schlimm, bis auf die Spinne, die mir übers Gesicht huschte. Gott sei Dank war es dunkel, da sah ich nicht, wie groß sie war. Als ich auf der anderen Seite herauskam, fand ich mich im Schatten eines dicken Laubbaumes wieder. Den Platz hatte Kurti gut ausgesucht. Kaum hatte ich das gedacht, war er auch schon da. Mit 69 will ich auch noch so gewandt auf allen vieren sein.
    »Einbrechen hält offenbar fit«, flüsterte ich wieder.
    »Und Verbrechen zahlt sich aus!«
    »Wohin jetzt?«
    »Wart ma amal.«
    »Warum?«
    »Wenn die Alarmanlag an is, dann san in zehn Minuten die Kiberer da.« Wir würden sie heraußen gut hören können und wären schnell verschwunden. Wohingegen ein Haus in einer solchen Situation eine Falle darstellt. Das würde ich mir merken. Auch Kurtis leben nicht ewig und schlussendlich muss man solche Sachen irgendwann alleine machen können.
    Also warteten wir. Endlich tippte mir der alte Mann an die Schulter und wir gingen über die Wiese auf das Haus zu. Immer so, dass uns der Schatten von Büschen und Bäumen ein bisschen deckte.
    Das Haus selbst war gar nicht so groß und wirkte wie ein früher Versuch, die ausgetretenen Pfade des Einfamilienhausbaus zu verlassen. Irgendwie war aber nur etwas rausgekommen, das wie drei Betonklötze wirkte, die nicht so ganz aufeinander abgestimmt waren. Ich bin kein Architekt, aber es gibt definitiv Gesetze, die regeln, welche Dimensionen Häuser haben müssen, damit Menschen sich in ihnen wohlfühlen können. Dieses Haus schien sie nicht zu haben. In R’lyeh wäre die Kleinvilla wahrscheinlich gar nicht weiter aufgefallen, aber hier in ›Spießerville‹ wirkte sie monströs. Mittlerweile standen wir in einem der Winkel, die der kleinste und der größte Block miteinander bildeten. Ein gesundes Haus sollte keine Winkel aufweisen, bei denen sich nicht sofort sagen lässt, ob sie spitz oder stumpf sind. Hatten hier mal die Großen Alten vorbeigeschaut oder nur irgendein Lovecraft-Fan seiner Obsession hemmungslos nachgegeben?
    Ich schob die Frage beiseite und beobachtete Kurti. Er ging auf den Betonplatten, die als kleiner Weg rund ums Haus liefen, in die Knie und holte Haushaltshandschuhe heraus. Ein Paar gab er mir, das andere nahm er selbst. Schließlich zog er ein dünnes rechtwinkliges Stück Metall aus seinem Hemd. Es schien scharf zu sein. Vor ihm lag ein Kellerfenster, das durch ein engmaschiges Stahlnetz geschützt wurde. Eine kreisrunde Aussparung im Netz bot einem Rohr Platz. Kurti führte seine rechtwinklige Messerklinge unter die Manschette des Rohres, die dort saß, wo dieses den Knick aufwärts machte. Viel Gefühl, ein wenig Gewalt und Kurti hatte das Rohr entzwei, ohne Lärm verursacht zu haben und ohne es beschädigt zu haben. Dann fuhr er einfach in das so entstandene Loch im Gitter und öffnete die Gitterstäbe von innen. Zuletzt erfolgte eine einladende Handbewegung und ich schlüpfte hinein. Hinter mir kam Kurti, der noch alibimäßig die Sache so zusammensetzte, dass sie von außen nicht auffiel, wenn man nicht genauer hinschaute wenigstens.
    Wir befanden uns in einer Waschküche, das verrieten Berge von Wäsche, ein Trockner und eine Waschmaschine.
    »De Wappler, de ham bei der thermischen Sanierung an Schaß draht und des Rohr an der Außenwand verlegt. Im ersten Winter zerreißts des.« Kurti grinste hämisch. Nahm ich wenigstens an, denn sehen konnte ich es nicht.
    Wir verließen die Waschküche schweigend und gingen eine Treppe hinauf. Fein, wenn man mit Beton baut, dann knarren die Fußböden nicht. Von der Küche ging eine Tür ins Wohnzimmer ab, und da sie nur angelehnt war, hörten wir dort einen Fernseher. Irgendwer hatte Spaß mit einem Porno. Eine andere Tür führte hinaus in den Vorraum, wo sich auch die Treppe in den oberen Stock hinauf befand. Wir folgten dieser Treppe hinauf und standen vor der Tür ins Schlafzimmer. Kurti holte einen Dietrich raus, drehte zweimal sanft und schloss die Tür mit einem leisen Klacken auf. Wir waren drin.
    Das Schlafzimmer selbst war recht groß, etwa 45 Quadratmeter. Die der Tür gegenüberliegende Seite nahm ein großes Panoramafenster mit Blick auf Wien ein. Vor dem Fenster draußen gab es auch noch einen Balkon. An der einen Seite des Zimmers stand das

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