Seelenschacher
Bett, groß und mit roter Seide bezogen, die andere Seite nahm ein begehbarer Kasten ein. Die Wand an der Türseite wurde von einem langen Einbaukasten verdeckt, und es gab auch noch ein kleines Tischchen mit zwei Stühlen, über die Herrenhemden und Sakkos geworfen waren. Über dem Bett befand sich ein Spiegel, ich hätte nie gedacht, dass es so etwas in Wirklichkeit gab. Über dem Kopfende der Lustwiese hing ein Gemälde, das einen lichten Birkenwald darstellte. Ich schaute zu Kurti, der nickte nur.
»De Leit san so was von einfallslos! Alle ham den Tresor hinter an schiachen Büld versteckt.«
Wir schoben das Bild beiseite, da gab es sogar eine Vorrichtung, die das ermöglichte, und hatten den Panzerschrank freigelegt. Kurti holte ein Stethoskop aus seinem Hemd, stöpselte es in seine Ohren, legte es an und begann zu drehen.
»So ein Blödsinn, Kurti, das geht doch nicht.«
»Sicher, der Kastn is fuffzg Jahr alt.«
»Auch damals gabs schon gute Tresore.«
»Sicher, aber de Dinger ham a Spül, des nutzt si mit jeder Benutzung ab. Vor allem, wenn ma den Code neu einstellt. Nach tausend Öffnungen klickt des wia narrisch. Des kriagst sogar du hin. Wüllst?« Er hielt mir einen Stöpsel hin. Ich nahm an. Als ich eingestöpselt hatte, drehte er langsam alle Zahlen durch, bei 99 blickte er mich fragend an.
»72?«, meinte ich halb fragend.
»Genau.«
So machten wir das noch sechsmal und das Ding war offen. Auch wenn man keine Bauklötze staunen kann, ich tat es trotzdem, schließlich hatten wir den Panzerschrank geknackt. Wenn ich gewusst hätte, wie einfach das geht, hätte ich es selber schon mal gemacht. Im Tresor befand sich nicht rasend viel. Eine Schatulle, die versperrt war, sowie zwei Aktenordner, das Notizbuch von der Schauberger und eine Knarre samt Munition. In dem Moment schlug unten eine Tür und wir hörten schwere Schritte, dann eine zweite Tür und nach ein paar bangen Minuten eine Wasserspülung, danach wieder Schritte, wieder eine Tür und schließlich atmeten wir auf.
»Kannst dir net vurstelln, wia i des vermiss, in der Pension.«
Nun war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Und das tat ich auch. Dazu schnappte ich mir Schaubergers Notizbuch, klemmte es unter die Achsel und sah mir schnell die Akten an, die der Tresor enthielt. War der Mühe kaum wert, da es sich nur um Kaufverträge, Maturazeugnisse und Kfz-Versicherungen handelte. In der Schatulle, die unverschlossen war, befanden sich ein paar Tausend Euro und ein Etui mit einem Diamantring. Der Ring selbst schien aus Platin, der Diamant war nicht klein, auch ein bisschen was wert. Ich packte das Geld und das Etui wieder in die Schatulle und stellte sie in den Tresor zurück. Kurti beobachtete mich schweigend.
»Des Klangeld, soll ma des net mitnehman? Is doch schad drum.«
»Kannst es dir ja nehmen, ich brauchs nicht.«
Kurti steckte sich das Zeug ein.
»Geld, das am Boden liegt, soll ma aufhebn.«
»Das am Boden des Tresors liegt, den man vorher geknackt hat, auch?«
»Boden bleibt Boden.«
»Sicher, und Dieb bleibt Dieb.«
»Du ja eh a.«
»Sicher.«
Ich zog das Notizbuch unter dem Arm hervor und gab es Kurti.
»Was soll der Scheiß? Wüllst dableibn?«
»Ex-akt.«
»Burli, du bist a klasse Kerl, aber du hast z’viel studiert. Des macht wach in da Birn.«
»Vielleicht bin ich wirklich blöd, aber auch stur.«
»Eh.«
»Verwahr das Buch an einem sicheren Ort, ich komm es morgen holen. Wenn ich nicht komme, schicks an die Kiberer. Lass Greg dich irgendwo absetzen, er muss nicht wissen, wo du wohnst. Auch sonst sagst ihm nichts. Außer, dass ich mich bei ihm meld.«
»Eh. Warum soll i des Büachl net dein Chef schicken?«
»Weil er mich dann nicht mehr braucht, was zu ähnlichen Resultaten führen könnte, wie wenn die Sache heute Nacht schiefgeht.«
»Eh. Du bist wirklich a Depp.« Damit wandte er sich der Schlafzimmertür zu.
»Sperr wieder ab.«
»Sicher.«
Kurti war hinausgeschlüpft und ich war allein. Ich nahm mir die Knarre aus dem Safe, kontrollierte, ob sie geladen war, und schloss dann die Panzerstahltür. Sie war schwer und es klickte sehr endgültig, als sie sich schloss. Wenn sich das Tor zur Hölle hinter einem schließt, klingt das sicher ähnlich. Schätz’ ich mal, denn dort war ich noch nicht. Schlussendlich zog ich mich durch die Balkontür auf ebendiesen zurück. Die Tür zog ich nur zu, schloss sie jedoch nicht. Im linken Eck war ein Plätzchen, wo man vom Schlafzimmer aus nicht
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