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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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hinter der nur Masken stecken. Wenn ich Sie nicht in die Finger kriege, rat’ ich Ihnen: Schnappen Sie sich das Geld, das Sie beide vereinbart haben, und dann nichts wie weg.«
    »Dazu brauch ich noch was von Ihnen.«
    »Das Notizbuch? Wie gesagt, es ist nicht hier, und wenn es das wäre, würd’ ich’s Ihnen nicht geben.« Er trank sein Glas aus, hob es hoch und blickte mich fragend an: »Darf ich nachfüllen?«
    Ich nickte.
    »Für Sie auch?«
    Ich schüttelte den Kopf. Allein beim Gedanken an Cognac drehte sich mir der Magen um. Er stand auf, ging zur Bar und füllte nach. Dann setzte er sich wieder brav. Neben dem Schnapsgluckern tickte nur die Uhr. Drei nach drei.
    »Sie sollten langsam gehen, meine Leute werden bald wieder da sein.« Er nahm lässig einen Schluck.
    »Hab schon noch genug Zeit, keine Angst.«
    »Wie oft soll ich es noch sagen: Das Notizbuch ist nicht hier.«
    »Ich weiß, dass es nicht hier ist.«
    »Sie werden mich erschießen müssen, weil ich Sie sicher nicht in mein Büro bringen werde.«
    »Gar nichts muss ich. Ich weiß auch, dass das Notizbuch nicht dort ist.«
    »Warum wollen Sie das wissen?« Er grinste selbstgefällig.
    »Weil ich vor dreieinhalb Stunden den Tresor oben, hinter dem Schlafzimmerbild, geknackt habe.«
    »Da war nichts drin.«
    »Sicher.« Der Trottel. Ich hielt ihm seit mittlerweile 20 Minuten die eigene Knarre unter die Nase und er bemerkte es nicht. Die ganze Zeit hatte ich darauf gewartet, aber es fiel ihm nicht auf. Schade.
    »Der Tresor ist unknackbar. Sie wollen nur, dass ich aufstehe und nachsehen gehe, damit Sie dann bei geöffneter Tür über mich herfallen können. Schlauer Plan, doch ich bin zu clever.« In der Tat, schlauer Plan.
    »Die Kombination ist« – und ich ratterte die Zahlen herunter. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich. Die feiste, rosa Selbstzufriedenheit in seinem Gesicht verschwand hinter einem bleichen Grau.
    »Woher?«, krächzte er.
    »Geheimnis.«
    Er brauchte ein bisschen, um das zu verdauen.
    »Warum sind Sie dann noch hier?« Einen Moment Pause, dann: »Haben Sie das Notizbuch noch dabei? Wir könnten fifty-fifty machen?«
    »Wenn ich das Notizbuch habe, brauch ich keine fifty-fifty«, äffte ich ihn nach.
    »Korkarian wird Ihnen niemals so viel zahlen. Er ist Jude.«
    »Schlagen Sie sich langsam die fixe Idee mit dem Armenier aus dem Kopf. Ich verfolge nur Eigeninteressen.«
    »Wie sind Sie überhaupt in die Sache hineingeschlittert?«
    »Wegen der Seelenkredite. Ab dann dachten alle so lange, dass ich was wüsste, bis es mich selber interessiert hat.«
    »Dieser Scheißkredit. Schuld sind immer nur die kleinen Fehler, die man macht. Die großen bleiben immer unbestraft.«
    »Sie haben Buehlin diesen Kredit nur gegeben, damit er nicht wusste, von wem er das Geld hatte, um weiterzumachen?«
    »Genau. Ich bat Korkarian um den Gefallen, weil ich damals große Hoffnungen hegte.«
    »Warum anonym bleiben? Wenn Sie als Wohltäter aufgetreten wären, …«
    »Bin ich ja auch, bei den anderen. Aber nicht bei Buehlin.«
    »Warum?«
    »Weil ich das Gefühl hatte, der Typ hat da was am Kochen. Leider hat er es nicht mehr fertiggebracht. Letzte Woche hat er sich erschossen.«
    »Ich weiß. Warum anonym bleiben?«
    »Man hat mehr Handlungsspielraum. Ich hätte es sofort erfahren, wenn er erfolgreich gewesen wäre. Alle diese Spinner hätten mich angerufen. Dann hätte ich Buehlin die Maschine abgekauft, oder wenn er nicht gewollt hätte, Gewalt eingesetzt. So oder so war es mir wichtig, dass er von mir nichts wusste.«
    »Wieso überhaupt investieren?«
    »War doch bloß ein Hobby. So wie Lotto spielen. Ich hab 5.000 Euro ausgegeben. Wenn es funktioniert hätte, wär Bill Gates gegen mich ein Armenhäusler gewesen. Ich hab gezockt.«
    »Und warum haben Sie Schauberger ermorden lassen?«
    »Hab ich gar nicht. Das war Nevan, der Trottel. Sollte ihr nur ein bisschen Angst machen.« Kana schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich wollte ich ihn gleich loswerden, aber dann traten Sie auf den Plan und ich dachte, das trifft sich gut. Aber das hat er auch noch vermasselt. War sein letzter Fehler.«
    »Er ist tot?«
    »Genau.«
    »Wo?«
    »Es gibt viele Baustellen in Wien. Betonfundamente sind eine feine Sache. Da sieht niemand mehr nach, wenn mal das Haus draufsteht.« Beliebte Methode, denn momentan ist Baukrise und wenn man den richtigen Leuten einen Schmattes zahlt, schauen die nicht genau hin, was da in den Müllsäcken steckt, die verarbeitet werden.

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