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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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nicht einmal annähernd
sagen, wie oft sie ihn schon gehört hatte. Zu jeder Tageszeit,
bei jeder Gelegenheit – immer und immer wieder dieser Satz.
Dabei war sie sich ziemlich sicher, dass Jim nicht einmal verstanden
hatte, was genau er da durch die Gegend brüllte. Melica hatte
dieser Spruch unglaublich genervt, doch anscheinend hatte er sich
dennoch tief genug in ihr Gedächtnis gebrannt, um bei der
erstmöglichen Gelegenheit aus ihr hervorzuschießen.
    Klara schien nun vollends
überfordert zu sein. Sie starrte sie an, das Gesicht erstarrt,
die Augen größer als Untertassen. „Du hast mich
gerade…beleidigt“, stellte sie nach einiger Zeit langsam
fest.
    Auf Melicas Gesicht
breitete sich ein riesiges Fragezeichen aus. „Habe ich?“
    Klara nickte heftig, die
Unterlippe bebend vor unterdrückten Tränen. „Ja!“
    Aus ihren Augenwinkeln sah
Melica, dass ein belustigtes Grinsen über Zanes Gesicht huschte.
„Wie kannst du nur, Melica?“, schnurrte er mit tiefer
Stimme. „Ich bin schockiert.“
    So langsam bekam Melica
das sichere Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. „Aber
ich habe doch-“
    Ihr Protest wurde von
einem lauten Schluchzer unterbrochen. Melica verstand die Welt nicht
mehr. Warum weinte Klara denn jetzt? Sie hatte doch gar nichts getan!
    „ Zane!“,
schluchzte Klara und klammerte sich mit herzerweichender Miene an das
schwarze Hemd des Dämons. „Sag ihr, dass sie sich
entschuldigen soll!“
    Zane schien ihre Worte
jedoch gar nicht richtig wahrzunehmen. Er blickte sichtlich angeekelt
auf Klaras Hand, sie sich noch immer an dem schwarzen Stoff
festklammerte. „Ich werde das Hemd verbrennen müssen“,
verkündete er schließlich und schleuderte Klara einen
aufgebrachten Blick entgegen.
    Diese brach nun endgültig
zusammen. Mit tränenüberströmtem Gesicht riss sie sich
los und stürzte davon. Wenn Melica gerade schon verstört
gewesen war, dann kannte sie kein Wort, das ihren jetzigen Zustand
beschreiben konnte.
    „ Danke“, sagte
Zane plötzlich neben ihr. Das war der Beweis, auf den Melica die
ganze Zeit gewartet hatte. Sie musste träumen! Das würde
erklären, warum sich Klara derartig unverständlich
verhalten hatte. Und warum Zane sich gerade bedankt hatte. Danke und
Zane – das waren zwei Worte, die Melica niemals miteinander in
Verbindung gebracht hätte. Sie passten einfach nicht zusammen.
    Bedächtig und in der
festen Überzeugung, dass sie gleich in ihrer Schlafkabine
erwachen würde, hob sie die Hand und kniff sich so fest wie sie
nur konnte in den Oberarm. Außer dem leichten Schmerz passierte
nichts.
    Nichts mit Ausnahme davon,
dass Zane sie nun offenbar für vollkommen geistesgestört
hielt. „Will ich wissen, was du mit dieser Aktion gerade
bezweckt hast?“, erkundigte er sich schnarrend.
    „ Ich wollte nur
sichergehen, dass ich nicht träume“, murmelte Melica
geistesabwesend.
    Zane warf ihr einen
spöttischen Blick zu. „Man würde es mir vielleicht
nicht zutrauen, aber ich erkenne durchaus, wenn mir jemand geholfen
hat. Ohne dich wäre ich diese Plage wahrscheinlich niemals
losgeworden.“
    „ Ich bin mir sicher,
Sie hätten Klara auch ohne meine Hilfe zum Weinen gebracht.“
    „ Es beruhigt mich
ungemein, dass du dein Vertrauen in mich nicht verloren hast“,
erwiderte Zane gelassen. „Leider ist es in diesem Fall
vollkommen ungerechtfertigt. Egal, welche Gemeinheit ich der Frau
auch an den Kopf geworfen habe – Klara musste nicht einmal
blinzeln. Ich glaube inzwischen, dass das einfach daran lag, dass
Klara zu dumm ist, um meine Beleidigungen zu verstehen. Ich war sogar
fast schon davon überzeugt, dass es das Beste wäre, mich
kopfüber von Bord zu stürzen.“
    „ Dann ist es ja gut,
dass ich rechtzeitig aufgetaucht bin. Es wäre für mich kaum
zu verkraften, wenn ich meinen Beschützer verlieren würde“,
entgegnete Melica sarkastisch und richtete ihren Blick auf die
seichten Wellen vor sich. Der Wind hatte in dieser Nacht
augenscheinlich irgendwo anders auf der Welt sein Lager
aufgeschlagen, denn die Luft war still. Auch das Wasser bewegte sich
nur wenig. Melica jedoch interessierte sich nicht dafür. Sie war
völlig damit beschäftigt, zu überlegen, wann sie sich
das letzte Mal dermaßen unbedarft mit dem Sarcone unterhalten
hatte. Ihr fiel kein einziges Gespräch ein. In dieser Nacht
schien irgendetwas anders zu sein, irgendetwas hatte sich verändert,
irgendwann, von ihr unbemerkt. Als sie nach langer Zeit des
Schweigens keine Antwort von dem

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