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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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vergangen und sie lebten alle noch. Nun ja – mehr oder
weniger jedenfalls. Melica lag völlig übermüdet in
ihrer Kabine und starrte seit einer gefühlten Ewigkeit an die
blaugestrichene Decke. Sie fuhr nicht zum ersten Mal auf einem
Schiff, aber sie hatte noch nie auf dem Wasser übernachten
müssen. Sie schaffte es einfach nicht, einzuschlafen, warf sich
zwar von einer Seite auf die andere und rollte hin und her, doch so
wie es aussah, hatte sie es irgendwie fertiggebracht, das
Sandmännchen gegen sich aufzubringen. Es stattete ihr keinen
Besuch ab, solange Melica auch wartete und darum betete. Und so blieb
auch der ersehnte Schlaf aus. Zu allem Überfluss war Melica auch
noch unvorstellbar langweilig.
    Isak hatte Klara abgelöst,
sobald sie Gewässer erreicht hatten, in denen selbst der größte
Vollidiot nicht untergehen konnte. Melica wäre es lieber
gewesen, wenn Isak geblieben wäre, obwohl sie natürlich
einsah, dass selbst jemand wie Klara seinen Schlaf brauchte. Trotz
ihrer Sturheit und einer Müdigkeit, die sie verzweifeln ließ,
gab Melica nach einiger Zeit auf.
    Bei dieser dämlichen
Schaukelei würde sie wahrscheinlich sowieso niemals einschlafen
können. Nachdem sie sich etwas anderes angezogen hatte, machte
sich Melica auf den Weg zu ihrem Onkel. Vielleicht wusste er ja einen
Weg, das Sandmännchen zu bestechen.
    Als sie jedoch das Deck
betrat, musste sie sich hart zusammenreißen, um nicht laut
aufzukeuchen. Sie blinzelte, einmal, zweimal, doch das verstörende
Bild blieb, ließ sich nicht verscheuchen. Dort an der Reling
standen Zane und Klara, dicht beieinander und blickten einträchtig
auf den Sternhimmel. Melica konnte nicht verstehen, warum sie einen
heftigen Stich in ihrer Magengrube verspürte. Sie wollte es auch
gar nicht, wollte nur noch weit weg.
    Doch es war bereits zu
spät. Bevor sie auch nur einen Schritt machen konnte, hatte Zane
einen Blick über die Schulter geworfen. Erkennen blitzte auf
seinem Gesicht auf, gefolgt von einer raschen Abfolge aus
Überraschung, Verärgerung und – Melica konnte es kaum
glauben – Erleichterung.
    Erstaunt schloss sie die
Augen, öffnete sie wieder. Zane starrte sie noch immer an, sein
blasses Gesicht wirkte in der Dunkelheit gespenstisch wächsern.
Seine schwarzen Haare gingen in der Dunkelheit nahezu vollständig
unter, fielen ihm leicht ins Gesicht und übten eine seltsame,
fast hypnotische Wirkung auf sie aus.
    Melica schluckte. Ihr Hals
war mit einem Mal staubtrocken. Dann veränderte sich Zanes Blick
erneut, wurde flehend. Und Melica straffte die Schultern und ging
beinahe selbstbewusst auf die beiden zu. Schon während sie
nähertrat, merkte sie, dass ihr erster Eindruck von der
Situation vollkommen falsch gewesen war. Die beiden blickten nicht
einträchtig auf den klaren Sternenhimmel. Denn Einträchtigkeit
bedeutete, dass beide zufrieden waren. Das waren sie nicht,
eindeutig. Zumindest nicht beide.
    Klara schien völlig
begeistert zu sein, weil sie sich in Zanes Nähe aufhalten
durfte.
    Zane aber war sichtlich
verzweifelt. Obwohl seine Miene starr war und nichts über seine
Gefühlswelt verriet, stand ein leichtes Flackern in seinen
Augen.
    Mit einem winzigen Grinsen
auf den Lippen trat Melica schließlich neben Klara an das
Geländer.
    Die schwarzhaarige Frau
schien erst nach einiger Zeit zu bemerken, dass sie nicht länger
allein mit Zane war. Ihr Gesicht verfinsterte sich innerhalb weniger
Sekunden und wurde zu dem eines rosafarbenen Monsters, dem gerade mit
brachialer Geschwindigkeit und ohne die geringste Vorwarnung ein
Riesenkäfer ins Gesicht geschmettert worden war. „Du
störst!“, erklärte Klara grob.
    Melica lächelte
süßlich. „Ich weiß.“
    Man konnte Klara sichtlich
ansehen, dass sie nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte. Sie
brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fassen. Dann fragte
sie: „Gehst du wieder?“
    „ Nein.“
Melicas Antwort war schlicht und unmissverständlich.
Nun…zumindest hatte Melica geglaubt, dass man ihre Worte
unmöglich falsch verstehen konnte.
    Doch Klara belehrte sie
eines Besseren. Verständnislos blickte die Schwarzhaarige sie
an. „Warum nicht?“
    „ Warum sollte ich?“
    „ Weil, weil, weil“,
Klara suchte fieberhaft nach guten Argumenten. „Du störst!“,
wiederholte sie dann überzeugt.
    Melica stieß ein
lautes Seufzen aus. „Das tangiert mich peripher“, sagte
Melica ohne auch nur eine Sekunde nachgedacht zu haben. Es war Jims
Lieblingssatz gewesen. Melica konnte

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