Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
Ja, das habe ich. Melica? Trainiert ihr gerade
wirklich?“
Zanes Gesicht verfinsterte
sich und er starrte vernichtend auf Melica herab.
Diese räusperte sich
unbeholfen. „Ja, wir-“ Sie brach ab, schüttelte den
Kopf. „Ich meine: nein, natürlich nicht! Zane hat mich
hier einfach gegen das Geländer gepresst, um mich
einzuschüchtern.“
„ Fantastisch, Hexe,
einfach fantastisch“, murmelte Zane kalt, bevor er sich mit
einem Mal von ihr löste. Er warf Isak einen bösen Blick zu.
Dann verschwand er vom Deck.
Isak tat sofort auf sie
zu. „Ist irgendetwas passiert?“
Melica schüttelte den
Kopf. „Wenn man außer Acht lässt, dass mich Zane
gerade fast wie eine Erbse zerquetscht hat, haben wir uns eigentlich
ganz normal unterhalten.“
„ Unterhalten? Zane?
Zane unterhält sich nicht. Mit niemandem!“
„ Mit mir offenbar
schon“, erwiderte Melica ruhig. „Allerdings glaube ich
nicht, dass er nach meinem Angriff vorhin noch ein einziges Wort mit
mir wechselt.“
Isaks Blick huschte zu der
Tür, hinter der Zane verschwunden war. Dann senkte er seine
Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Du hast
wirklich in seine Hand gebissen?“
„ Ich hatte keine
andere Wahl.“
Isak starrte sie mit einem
nahezu ehrfürchtigen Ausdruck auf dem Gesicht an, fast so, als
hätte sie gerade die gesamte Welt vor einem violetten
Riesentsunami gerettet. „Es ist unglaublich, dass er dich nicht
umgebracht hat. Ich habe noch nie gehört, dass jemand Zane
berühren durfte, ohne danach unter wahnsinnigen Schmerzen zu
leiden.“
„ Genau genommen war
er es ja, der mich berührt hat“, erinnerte ihn Melica. Sie
blickte Isak entschieden an. „Zane hätte mich niemals
umgebracht. Die Gesetze verbieten das doch.“ Mit was auch immer
für einer Reaktion Melica gerechnet hatte – diese war es
nicht gewesen. Isak begann zu lachen, doch es klang nicht eine Spur
amüsiert.
„ Du verstehst das
falsch, Melica. Nur weil diese Regeln existieren, heißt das
nicht, dass sich die Sarcones auch daran halten müssen.“
„ Aber es sind
Gesetze! Wenn sich sowieso niemand an sie hält – warum
gibt es sie dann überhaupt?“
Isak senkte den Kopf.
„Lass uns das auf unserem Zimmer besprechen.“
„ Dachtest du, Zane
hätte uns belauscht?“, fragte Melica einige Augenblicke
später leise. Sie saß am Fußende ihrer Betthälfte,
den Blick aufmerksam auf den auf und abschreitenden Mann vor sich
gerichtet.
Isak wirkte nervös.
Er schaffte es nicht, auch nur eine Sekunde stillzustehen. „Wenn
uns Zane belauschen wollte, würde er Wege finden, dies auch hier
zu tun“, sagte er kopfschüttelnd. „Nein, das hatte
nichts damit zu tun. Ich habe mich da oben nur beobachtet gefühlt.“
Erschöpft fuhr er sich durch das Haar. „Ich weiß
auch nicht, warum ich dort verschwinden wollte. Es ist nur so eine
Art Gefühl gewesen, so als ob…Vergessen wir das“,
unterbrach er sich plötzlich selbst. „Ich...du fragst,
warum es die Gesetze gibt? Nun…weil die Sarcones es lustig
fanden, uns Dinge zu verbieten, die ihnen selbst erlaubt sind.“
„ Die Gesetze wurden
von den Sarcones geschaffen?“, fragte Melica verdattert. „Und
ihr haltet euch auch noch daran?“
„ Wir müssen
es“, antwortete Isak schlicht. Als er ihrem verständnislosen
Blick begegnete, seufzte er gequält. „Du weißt ja
wirklich nichts über deine eigene Welt. Melica… Unsere
Welt unterscheidet sich in allem von der der Menschen. Menschen
hielten es für angebracht, die ganze Erde zu zerteilen, sich von
anderen Ländern abzuwenden und nahezu alle Entscheidungen
landesintern zu treffen. Bei uns Dämonen ist es anders.
Natürlich kennen wir die Einteilung der Menschen, doch wenn wir
beispielsweise einen Fuß auf holländischen Boden setzen,
ist es für uns niemals so, als betreten wir ein neues Land. Bei
uns gehört alles zusammen, bei uns gibt es keine Grenzen. Du
musst dir uns Schattenkrieger nur einmal ansehen – wir setzen
uns aus allen Nationen zusammen, nicht nur aus Dämonen, die aus
Deutschland stammen. Da wären zum Beispiel die Barkleys, die in
einem Land geboren sind, das die Menschen als USA bezeichnen. Yvonne
kommt aus Spanien, Gregor aus Ägypten, Renate aus Frankreich,
Jaromir aus Polen. Nahezu jedes Land ist bei uns vertreten. Doch
dadurch, dass wir keine Grenzen haben, ist die Sache mit den Gesetzen
ziemlich schwierig. Unsere Regierung setzt sich aus den drei
mächtigsten und ältesten Familien zusammen. Den Sacharows,
den
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