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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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vergessen?
    Die Frau bot Lina ein Glas Orangensaft an und wartete, bis sie es ausgetrunken hatte.
    »Es tut mir leid, aber du musst jetzt gehen. Deine neuen Eltern werden schon auf dich warten.«
    Sie begleitete sie zur Tür, drückte kurz ihre Hand und sperrte sofort hinter ihr zu.
    Am nächsten Nachmittag bestellte Ralf sie in den Schuppen. Nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte, knöpfte er seine Hose auf.
    »Nein! Das geht nicht!«, sagte sie. Weil er vergessen hatte abzuschließen, konnte sie fliehen.
    Am nächsten Tag verkaufte Lina ihre wertvollste Barbiepuppe. Für drei Mark.
    »Das reicht höchstens für eine Woche«, sagte Ralf. »Du bist fällig!«
    Eine Woche später bestellte er sie für den Abend wieder in den Schuppen und drohte, der Mama von der toten Katze zu erzählen, wenn sie nicht käme.
    »Wir müssen die Sache jetzt erledigen«, sagte er.
    Das Schicksal, dachte Lina, das Schicksal soll entscheiden. Das Schicksal entscheidet ja auch, welches Schwein auf einem Bauernhof geschlachtet wird und welches weiterleben darf.
    »Wir müssen die Sache jetzt erledigen.«
    Am selben Nachmittag ging sie in den Schuppen, während Ralf beim Fußballtraining war. Sie entfernte mit einem Küchenmesser säuberlich ein langes Stück der Isolierung von einem Kabel. Das freigelegte Stück Kabel wickelte sie um die Verstrebungen des Regals, in dem Werkzeug aufbewahrt wurde. Es fiel nicht weiter auf.
    Das Schicksal würde entscheiden.
    Dann schob sie das isolierte kürzere Stück mit dem Stecker in die Steckdose.
    Am Abend lauerte er ihr im Garten auf und zog sie an den Haaren brutal in den Schuppen.
    Sie wollte schreien, doch er hielt ihr den Mund zu. Fass an das Regal!, flehte sie stumm.
    Er stieß sie auf die Gartenbank und knöpfte seine Hose auf.
    »Du nimmst ihn jetzt in den Mund!«
    Plötzlich grinste er hinterhältig übers ganze Gesicht.
    »Ich werde ihn dir in den Mund stecken, und dann werde ich reinpissen, schon wegen der Zinsen. Das muss sein!«
    Dann ließ er seine Hose herunter. »Wir müssen die Sache jetzt erledigen.«
    Lina rammte mit aller Kraft ihren Kopf in seinen Bauch, so dass er ein wenig zurücktaumelte. Für Sekunden war er zu verblüfft, um zu begreifen, was passierte. Sie nutzte die Sekunden, stürzte zur Tür, bevor er sich aufrappeln konnte, entriegelte sie mit flatternden Fingern, war mit einem Satz draußen und sperrte sie fest zu.
    Sie hoffte inständig, dass er das Regal anfassen würde. Doch das würde das Schicksal entscheiden. Wie bei den Schweinen. Sie selbst hatte damit nichts mehr zu tun.
    Zwei Stunden später war Ralf tot. Gestorben an einem elektrischen Schlag.
    Lina hatte mitbekommen, wie der Vater sich mehrmals verzweifelt gegen die Schuppentür warf. Ralfs Leiche versperrte offenbar den Eingang.
    Bald darauf kamen Polizei, Notarzt und die Feuerwehr. Man barg den toten Körper aus dem Schuppen und versuchte zu rekonstruieren, was passiert war.
    »Unfall«, sagte die Polizei.
    »Schicksal«, sagte Lina.
    Eine Woche nach dem »Unfall« kaufte Lina sich ihre Barbiepuppe für vier Mark wieder zurück.
    15
    O bwohl Lina traumlos geschlafen hat, fühlt sie sich matt. Möglich, dass es an der Schlaftablette liegt. Sie muss sich bewegen, muss wach werden. Mit einem Bus fährt sie nach Fuhlsbüttel, setzt sich auf die Terrasse des Flughafenrestaurants und sieht einer startenden Maschine hinterher. Runterkommen und sich hinaufschrauben. Hauptsache Bewegung.
    Sie wägt ab, ob sie Sven über Astrids Anruf informieren soll oder nicht. Wenn ja, müsste sie einiges erklären. Carolins Besuch. Astrids Besuch. Jemand hat Astrid offenbar mit einem Kabel bedroht. Oder angegriffen. Lina glaubt nicht, dass das Zufall ist. Also müsste sie sich auch zu dem Kabel äußern. Müsste von Ralf erzählen, von damals, von dem Kabel im Schuppen … Aber niemand außer ihr kann wissen, was damals geschah. Oder etwa doch?
    Sie steckt sich eine Zigarette an und beobachtet eine Maschine der Swiss Airlines, die fast schwerfällig gen Himmel startet. Was würde sie darum geben, jetzt dort an Bord zu sein! Gleichgültig welches Ziel. Nur raus aus diesem Albtraum!
    Lina wählt zum x-ten Mal die Handynummer, die Astrid ihr hinterlassen hat.
    »Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar.« Keine Mailbox.
    »Vicky« und »Ausflug« hatte Astrid von weiter weg noch ins Handy gerufen.
    Lina kennt keine Vicky. Auch keine Viktoria. Hat Astrid mit »Ausflug« das Wochenende auf Hooge gemeint?
    Vor ihr verlässt

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