Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Das ist gut. Kannst du mir dieses „es“ näher beschreiben?“
Melicas Unterlippe zitterte leicht, während sie erneut von den Erinnerungen überschwemmt wurde. In den letzten Minuten hatte sie alles verdrängt, beinahe vergessen. Aber jetzt überfiel sie erneut diese Panik und sie spürte, dass sich die feinen Härchen an ihren Unterarmen aufstellten. Sie schüttelte den Kopf. „Es war viel zu dunkel.“
Erst dann begann sie zu begreifen, was seine Worte bedeuteten. „Also habe ich Recht? Dass ich nun… so werde, liegt an dem Ding, das mich angegriffen hat?“
Als Jonathan nickte, fragte sie verständnislos: „Aber warum? Was bringt es ihm, wenn ich mich verwandele?“
„Das ist die Frage, nicht wahr? Ich weiß es nicht. Aber wenn du die Wahrheit sagst und du wirklich nichts davon wusstest-“
„Natürlich sage ich die Wahrheit!“, unterbrach sie ihn keifend.
Jonathan warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Natürlich, Melica“, sagte er leise und aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass er ihr nicht glaubte. „Ich wollte nur hervorheben, dass es dann nur noch wenige Erklärungen gibt, warum du verwandelt worden bist.“ Er seufzte leise. „Das mag jetzt vielleicht merkwürdig klingen, aber gibt es zur Zeit irgendjemanden in deinem Leben? Einen Freund oder Ähnliches?“
Misstrauisch blickte Melica ihn an. „Warum? Was hast du mit mir vor?“
Jonathan brach in schallendes Gelächter aus. „Du verstehst das falsch!“, wiegelte er prustend ab. „Melica – nein! Ich habe wirklich kein Interesse an dir! Dass ich frage, hat einen ganz anderen Grund.“
Okay...das war nun wirklich peinlich. Hitze stieg ihr in die Wangen und sie schloss kurz die Augen. Um von ihrem mit Sicherheit hochroten Gesicht abzulenken, sagte sie: „Nein – da ist niemand.“
Jonathan legte den Kopf schief und hakte nach: „Vielleicht jemand, der in letzter Zeit verzweifelt deine Nähe gesucht hat?“
Obwohl sie keine Ahnung hatte, was genau das sollte, schüttelte sie den Kopf.
„Irgendjemand, von dem du weißt, dass er dich liebt?“
„Nein.“
Sein Gesicht verschloss sich. „Dann weiß er es vermutlich selbst noch nicht.“
Sie verstand noch immer nichts. Vielleicht hatten die letzten Stunden ihre Intelligenz ja skrupellos ermordet.
Melica öffnete gerade den Mund, um nachzufragen, doch Jonathan schüttelte den Kopf. „Ich erkläre es dir später. Im Moment ist nur wichtig, dass du lernst, unauffällig zu sein, damit du so schnell wie möglich zu deiner Familie zurückkannst.“
„Ich darf zurück?“ Aus irgendeinem Grund war sie davon ausgegangen, von nun an im Verborgenen leben zu müssen.
Jonathans Worte machten sie unglaublich froh – vielleicht war sie ja doch nicht dazu verdammt, ihr Leben aufzugeben!
Dies brachte sie allerdings zu einer ganz anderen Frage. Wo war sie überhaupt? Und wo war ihre Familie? Merkwürdig, dass sie erst jetzt daran dachte, aber wahrscheinlich war ihr Verstand einfach mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
„Warte einmal…Wo genau sind wir eigentlich? Und wie komme ich hierher?“
„Wir sind in meiner Wohnung, Melica“, erklärte er langsam. Offenbar war er davon ausgegangen, dass sie davon wusste – das würde zumindest seinen perplexen Tonfall erklären.
„Und aus dem Krankenhaus habe ich dich entfüh-“ Er stockte. „Ich meine, gerettet, bevor dich die Ärzte für tot erklären und dich begraben konnten.“
„Für tot erklären?“
„Du hast keinen Puls. Und eine Körpertemperatur von über 70°C. Was glaubst du denn, was die Ärzte mit dir gemacht hätten?“
In Ordnung, das klang plausibel. Melica nickte leicht. „Und was ist mit meinen Eltern?“
Täuschte sie sich oder wich er tatsächlich ihrem Blick aus? „Deinen Eltern geht es gut.“
„Das meinte ich nicht“, bemerkte Melica trocken. „Wissen sie, wo ich bin?“
„Nein.“
„Fantastisch. Und was genau machen sie jetzt?“
„Sich Sorgen, nehme ich einmal an“, erwiderte Jonathan trocken.
„So – das nimmst du an?“, knurrte sie wütend. „Hättest du mir das nicht früher sagen können? Meine Eltern denken, ich wäre entführt worden! Was soll ich denn bitte sagen, wenn ich wieder zurückkomme?“
„Darum kümmern wir uns später“, antwortete er und zuckte die Achseln. „Erst einmal musst du lernen, die Menschen richtig zu entsorgen, damit du nicht auffällst.“
„Ent-entsorgen? Menschen?“, stammelte Melica entsetzt. „Warum das denn?“
„Du
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