Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Ordnung, wenn einem dieses Zeug gefällt. Vor einigen Jahren hielt es irgend so ein Idiot für angebracht, mich mit Weihwasser bespritzen zu müssen. Mich hat es meine perfekte Frisur gekostet – den Möchtegern-Dämonenjäger das Leben. Niemand zerstört meine Frisur und kommt ungestraft davon.“
Bei seinen Worten strich er derart liebevoll über sein blondes Haar, dass Melica ungläubig grinsen musste. Und da behauptete er allen Ernstes, Menschen wären merkwürdig?
„Dämonen brauchen keinen Sauerstoff, um zu überleben. Wir holen hin und wieder zwar trotzdem gerne einmal Luft, aber ein Tod durch Ertrinken, Erwürgen, Erdrosseln oder Ersticken ist so gut wie unmöglich. Es wäre jedoch ratsam, auch weiterhin zu atmen. Erstens würde es den Menschen vielleicht auffallen, wenn du keine Luft holen würdest und zweitens ist unser Geruchssinn derartig ausgeprägt, dass es eine Dummheit wäre, ihn zu verschwenden. Gifte können zeitweilig ziemlich wehtun, sterben wirst du daran aber auch nicht. Genauso wenig wie an Pistolen, Pfeilen, Beilen, Speeren, Degen und Schwertern. Die können dir nämlich so oft ins Herz gestoßen werden, wie du willst – passieren wird jedoch nichts. Wirkliche Sorgen musst du dir eigentlich erst dann machen, wenn jemand auf die Idee kommt, dir den Kopf abzutrennen. Es gibt nur wenige Lebewesen auf diesem Planeten, die ohne Kopf überleben können – Dämonen gehören nicht dazu.“
„Was ist mit Feuer?“, hakte Melica nach. „Können wir verbrennen?“
„Nein. Aber ich würde dir trotzdem nicht empfehlen, dich anzünden zu lassen. Es ist kein schönes Gefühl, von sengenden Flammen angefressen zu werden.“
„Warum? Hast du es ausprobiert?“
Jonathans Miene wurde schlagartig kalt und er kniff zornig die Lippen zusammen. „Mein Bruder hielt es für einen Scherz“, murmelte er, bevor er hart den Kopf schüttelte und sie genervt ansah. „Hast du sonst noch Fragen?“
„Ja!“, sagte Melica sofort. „Was war das mit deinen Augen? Die haben rot geleuchtet!“
„Wir können im Dunkeln sehen, wenn wir das wollen. Das Problem ist nur, dass unsere Augen dann anfangen, rot zu glühen. Sie leuchten auch, wenn wir sehr glücklich, traurig, eifersüchtig oder sonst irgendetwas sind. Du wirst daran arbeiten müssen, es zu kontrollieren. Ansonsten würde den Menschen auffallen, dass du anders bist“, erwiderte Jonathan und erhob sich vom Sofa. „Genug davon. Ich muss noch etwas erledigen.“
Fassungslos starrte sie ihn an. „Du willst mich hier alleine lassen?“, hauchte sie entsetzt. „Was, wenn jemand kommt?“
Jonathan winkte ab. „Mach dir keine Sorgen, ich bin gleich zurück. Es wird schon niemand kommen.“ Und ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.
Melica blickte unglücklich auf die Tür, durch die er gerade verschwunden war. Nun war sie also ein Dämon. Verzweifelt stöhnte sie auf und ließ ihren Kopf nach hinten sinken. Vielleicht hätte sie dieser Gedanke mehr stören sollen.
~*~
Brautkleider – wer brauchte die schon? Er bestimmt nicht. Diana hatte ihn regelrecht gefoltert. Sie hatte eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, um endlich ein passendes Kleid zu finden. Und gleich noch eine, um mit ihren Begeisterungsschreien aufzuhören. Frauen waren anstrengend.
Zane hatte Glück, wenn er keine bleibenden Schäden von dieser Folter tragen musste, traumatisiert war er, ganz ohne Frage. Er schnaubte leise und beschleunigte seine Schritte. Isak, Vany, Jareth, Diana – warum tat er sich das alles eigentlich an? Und das schon seit unzähligen Jahrzehnten? Er könnte doch einfach verschwinden, das Schloss und die Sarcones endlich hinter sich lassen, machen, was er wollte, leben – endlich einmal frei sein. Doch wem machte er eigentlich etwas vor? Er wusste doch, warum er blieb. Er war einfach viel zu sentimental…
Zane klopfte nicht, bevor er die Tür aufriss. Schlechte Gewohnheiten ließen sich nun einmal nicht so leicht ablegen und jetzt einmal ehrlich: warum sollte er jetzt, nach mehr als hundert Jahren, auch damit anfangen? Ein spöttisches Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er das Zimmer betrat.
„Ich weiß nicht, ob es dir schon mal jemand gesagt hat, aber du bist süchtig.“
Damian warf ihm nur einen kurzen Blick zu, dann richtete er seine Augen zurück auf den riesigen Flachbildschirm an der grauen Wand. „Man kann von diesen Menschen halten, was man möchte – von Unterhaltung verstehen sie wirklich etwas.“
Ungläubig schüttelte
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